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Harley-Davidson wird 120 Jahre alt

Die Marke ist nicht nur Kult, sondern gilt als traditionsreichster Hersteller von Motorrädern weltweit. Und das seit mehr als einem Jahrhundert. Ein Blick auf die Geschichte der Kultmarke.

harley-davidson wird 120 jahre alt

Bei Harley-Tagen kommen oft tausende Fahrer mit ihren Motorrädern zusammen.⇥

Wahrscheinlich wird Harley-Davidson zu den letzten großen Marken des Verbrennungs-Zeitalters gehören. Ganz sicher war sie eine der ersten: In diesem Jahr feiert der Traditionshersteller seinen 120. Geburtstag. Und wie es sich für den vielleicht mythenreichsten Star der weltweiten Benzinmotor-Szene gehört, in der das lässige Sprotzeln V-förmig angeordneter Zylinder, üppiger Hubraum und sattsam verchromte Auspuffrohre noch immer zum guten Ton gehören, feiert Harley-Davidson diesen Geburtstag mit einem weltweiten Feuerwerk. Höhepunkt der europäischen Feierlichkeiten war das „European Harley-Davidson 120th Anniversary Festival“ in Budapest. Harley hatte die Megaparty im Puskás Aréna Park und auf der breiten Allee davor so üppig konfiguriert, dass wohl die ganze Stadt zur faktischen Harley-Zone mutierte.

Natürlich ist der Firmengeburtstag für Harley-Davidson auch Anlass, ein ganzes Arsenal neuer Modelle in die Showrooms der Händler zu stellen. Dazu gehören auch sieben besonders edel ausgestattete Jubiläums-Modelle, deren Basis je nach Version unter anderem eine Fat Boy, eine Heritage Classic, eine Street Glide oder eine Road Glide sein kann. Insgesamt umfasst das 2023-er Programm im deutschsprachigen Europa 26 neue oder überarbeitete Serienmaschinen.

Darunter auch drei Trikes. Motorisierte Dreiräder, von denen Spötter sagen, dass sie die Nachteile eines Autos perfekt mit den Nachteilen eines Motorrades kombinieren. Sie gehören inzwischen ebenso zum Harley-Sortiment wie Fahrräder und Elektro-Motorräder. Wie die wohl breitbeinigste Marke der Welt diesen Spagat aushalten wird, ist in der Fangemeinde äußerst umstritten. Andererseits sind die Tage des Verbrennungsmotors nun mal gezählt, und auch das Harley-Publikum wird nicht jünger. Da müssen Trikes und Fahrräder nicht die dümmste Idee aus Milwaukee gewesen sein. Auch wenn die Verkaufszahlen weit hinter den Rekorden früherer Jahre zurückbleiben und Harley-Davidson schon bessere Zeiten erlebt hat – viel falsch können sie dort drüben im Firmenhauptsitz am Westufer des Lake Michigan in den vergangenen 120 Jahren nicht gemacht haben. Denn sonst wäre Harley-Davidson nicht einer der älteste Motorradhersteller der Welt. 20 Jahre jünger ist die erste BMW, 44 Jahre jünger die erste Honda. Dabei waren die Anfänge der US-Firma bescheiden: Das 20. Jahrhundert hatte gerade erst begonnen, als die technikbegeisterten Freunde William S. Harley und Arthur Davidson im Keller der Davidsons ihr erstes Motorrad konstruieren. Als Mutter Davidson der Krach zu viel wurde, baute der Vater den Jungs einen Schuppen im Garten, wo 1903 die ersten drei fahrtüchtigen Motorräder entstehen. Simple, aber zuverlässige Einzylinder, die den Grundstein für die erste Harley-Davidson-Fabrik ein paar Blocks weiter gelegt haben, exakt dort, wo die Firmenzentrale heute noch steht.

Der erste der mächtigen V2-Motoren, die bis heute die Marke prägen, entstand dort übrigens im Jahr 1909 – in Form von 27 Einheiten des historischen Modells 5D mit rund 810 Kubikzentimetern Hubraum und dem bis heute typischen 45-Grad-Winkel zwischen beiden Zylindern. 17 Jahre nach der Gründung avancierte Harley zum größten Motorradhersteller der Welt und verblieb 1953 nach der Pleite des Erzrivalen Indian als einziger US-Motorradhersteller. 1960 begann die Firma mit dem Ankauf von Anteilen des italienischen Motorradunternehmens Aermacchi. 1965 wurde Harley Davidson in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1969 wurde Harley Davidson von der American Machine and Foundry Company (AMF), einem großen Mischkonzern, übernommen, der massiv in das Unternehmen investiert. 1971 stellte Willie G. Davidson mit der Super Glide das erste Factory-Custombike vor, mit dem sich Harley-Davidson auch den Kunden der Chopper-Szene zuwandt. Es ist die Synthese aus Rahmen und Motor der schweren FL Tourer mit den leichten Front Ends – Gabel- und Vorderrad – der XL Sportster Modelle. So entsteht die neue Modellreihe mit dem Typkürzel FX.

Die Verkaufszahlen stiegen, doch weil AMF in erster Linie kein Motorradunternehmen ist, kommt es immer wieder zu folgenschweren Fehlentscheidungen und der Mischkonzern verliert zusehends das Interesse an Harley-Davidson. 1981 erwarb das Harley-Davidson Management durch einen klassischen Buy-out für 80 Millionen US-Dollar „seine“ Company vom AMF-Konzern zurück.

Zwei Jahre später wird unter dem Motto „Ride and have fun“ die Harley Owners Group (H.O.G.) gegründet. In den Folgejahren kommen immer wieder neue Modelle auf den Markt und das Unternehmen entwickelt sich stetig weiter. 2006 eröffnete der erste Vertragshändler in China.

Heute gilt Harley Davidson als traditionsreichster Hersteller von Motorrädern weltweit.

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