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Freitag Magazin: Vollbremsung bei Honda (und GM) bei der Elektromobilität? Volvo gründet Energy Solutions für bidirektionales Laden im großen Stil.

Bremsen Honda und GM bei der Elektromobilität?

Heise berichtete vorvergangene Woche von GMs und Hondas überraschenden Strategiewechseln. Bekanntlich hatte Honda ein Joint-Venture mit GM begonnen um gemeinsame günstige Elektrofahrzeuge zu entwickeln. Die Fahrzeuge sollte mit den Ultium-Batterien des US-Riesen ausgerüstet sein. Seit einiger Zeit verlangsamt sich allerdings auch Nordamerika der Absatz von Elektrofahrzeugen deutlich. Bis auf Tesla waren die nominalen Zuwächse für die Wettbewerber Chevrolet und Ford eher verhalten. Der Zuwachs in den ersten 3 Quartalen betrug bei Tesla satte 102.699 Einheiten auf nunmehr 493.513 Fahrzeuge. Das sind mehr Fahrzeuge, als Chevrolet und Ford zusammen absetzen konnten. Vor allem der Zuwachs von Ford nimmt sich mit nominal 5.435 Einheiten zum Vorjahreszeitraum gerade zu lächerlich aus.

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Mary Barra, CEO von GM: man habe sich mit Honda darauf geeinigt, die Kooperation für günstiger Elektrofahrzeuge auf Eis zu legen.

Honda & GM

Auch Chevrolet (GM) verkaufte in den ersten drei Quartalen mit 49.531 Einheiten gerade mal 22.012 Elektrofahrzeuge mehr, was weit von den 100.000 Einheiten entfernt ist, die man im 1. Halbjahr 2023 produzieren wollte. Hondas Kooperationmodelle mit GM sollten ursprünglich 2024 auf den nordamerikanischen Markt kommen, was, so Heise, nun auf 2027 verschoben, bzw. komplett aufgegeben wurde. Angesichts der aggressiven Modellpolitik der chinesischen OEMs ein kaum nachzuvollziehender Schritt.

Japan und die Elektromobilität

Dass japanische OEMs mit der Elektromobilität fremdeln (mit Ausnahme von Nissan, dessen Bande zu Renault andere Prioritäten setzen) ist kein Geheimnis. Wasserstoff ist nach wie vor bislang das Gebot der Stunde gewesen. Nachdem nun Toyota die Pkw-Brennstoffzellensparte aufgegeben hat, nimmt es Wunder, dass Honda weiterhin auf diese Antriebsart setzen will, auch wenn man vor Jahren schon mal vorschnell den Ausstieg verkündet hatte.

Honda CEO Toshihiro Mibe erwähnte auf seiner Rede anlässlich der JAPAN MOBILITY SHOW die Elektromobilität prototypisch für den „Prelude Concept“ sogar nur am Rande: „Bei der Geschäftsbesprechung zur Elektrifizierung des Automobils, die wir letztes Jahr abgehalten haben, habe ich über zukünftige Sportmodelle gesprochen. Heute, zum Abschluss meiner Präsentation, möchte ich Ihnen eines davon zeigen – das Spezial-Sportmodell. Das ist der Prelude Concept.“ Mehr hörte man im Zusammenhang mit der Pkw-Elektromobilität nicht.

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JAPAN MOBILTY SHOW: Hondas einzige BEV-Vorstellung, der Prelude Concept.

Technologieoffenheit bleibt japanische „Doktrin“

Mibe sei, so laut reisserischem Youtube-Bericht von ChargeDrive, überhaupt nicht von der Elektromobilität als einziger Alternative für die Zukunft überzeugt. Er hält die Fahrzeuge nach wie vor für zu teuer in der Herstellung und damit auch zu teuer für die Verbraucher. Im Gegenteil, er glaubt, dass die Strategie teure Mittelklasse-Wagen in den Markt zu pressen nicht zielführend sei. Der schwächelnde nordamerikanische Markt gibt ihm recht. Damit bläst er fast ins selbe Horn wie sein Kollege von TOYOTA, auch wenn der größte Autohersteller weltweit auf der JAPAN MOBILITY eine ganze Reihe von Elektrostudien vorgestellt hatte und die Luxusmarke LEXUS gar zur Elektromarke ausbauen will.

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AFEELA Prototyp: Sony und Honda haben gemeinsam die windschlüpfrige Limousine entwickelt, die ab 2026 debütieren soll. Ob der Termin nach Hondas Strategieänderung weiterhin zu halten ist, bleibt ungewiss.

Weiterhin scheint man jedoch den gemeinsamen Plan von GM und Cruise zu verfolgen, einen „Driverless Ride Service“ 2026 anzubieten. Hier ist seit den Vorfällen in San Francisco jedoch Ernüchterung eingetreten. Auch das Joint-Venture von Sony und Honda, Afeela, wird fortgesetzt.

e-engine meint: der reisserische Youtube-Bericht beginnt mit einigen Statements, die im Verlauf relativiert werden – klassisches Clickbait mit einem (sehr großen) Körnchen Wahrheit. Freilich ist die Strategieänderung der Japaner vor allem im Zusammenhang mit den Kooperationen mit GM ein echter Hammer. Das zieht unter anderem auch Verzögerungen, ja Aufgabe, bei den geplanten Batteriefabriken der Amerikaner nach sich und dürfte für chinesische OEMs wie auch den Platzhirsch Tesla den Weg weiter ebnen. Erstaunlich ist die Gesinnungsänderung aber doch, denn noch vor ein paar Wochen hatte man angenommen, dass sich in Japan nun der Wind zugunsten der Elektromobilität gedreht habe – weit gefehlt.

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Die neue Volvo-Elektroplattform, die beim EX90 das erste Mal zum Einsatz kommt, wird auch V2G-Funktionalitäten beherrschen …

Volvo Energy Solutions: Einstieg in ein eigenes umfassendes Ökosystem 

Mit der Transformation vom Verbrennerhersteller zum Elektrofahrzeughersteller ändert sich das Geschäftsfeld für viele OEMs grundlegend. Alles rund um Energie wird zum wichtigen Standbein und nicht zuletzt zur Zukunftstechnologie. Deshalb überrascht es kaum, dass Volvo unter dem Dach des neu gegründeten Geschäftsbereiches „Volvo Cars Energy Solutions“ verschiedene Technik-Lösungen und Dienstleistungen anbietet, die nicht nur das Aufladen von Elektroautos, sondern auch die Energiespeicherung vereinfachen sollen. Damit unterstützt das Unternehmen als einer der ersten OEMs den Übergang zu einem intelligenteren, nachhaltigeren und effizienteren Energienetz.

Bidirektionales Laden

Durch bidirektionales Laden beispielsweise lässt sich die in Elektrofahrzeugen gespeicherte Energie zurück ins heimische bzw. öffentliche Stromnetz speisen. Dadurch können Spitzenlasten ausgeglichen und der Strombedarf aus fossilen Quellen verringert werden, auch Kosteneinsparungen sind möglich. Der neue Volvo EX90 ist das erste Modell der schwedischen Premium-Automobilmarke, das über die erforderliche Hard- und Software verfügt, die sukzessive ergänzt und aktualisiert wird. Dadurch kann das große Elektro-SUV nicht nur bidirektional laden, sondern auch direkt Sonnenenergie speichern.

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Bidirektionales Laden mit hauseigener Wallbox: Volvo will die Einführung des „virtuellen Kraftwerks“ beschleunigen und hat nun mit Gründung des neuen Geschäftsbereichs „Energy Solutions“ reagiert.

Spannendes Pilotprojekt

Gemeinsam mit Göteborg Energi Nät AB, dem lokalen Energienetzbetreiber in der Heimatstadt von Volvo, startet der schwedische Automobilhersteller nun eines der ersten Vehicle-to-Grid (V2G) Pilotprogramme. Im Zuge dessen wird die V2G-Technik in das lokale Energienetz und in die häusliche Umgebung eingebunden und von realen Kunden getestet. Hierbei wird eine kostengünstige Wallbox mit Wechselstrom (AC) verwendet, um die Alltagstauglichkeit zu unterstreichen und die technische Einführung zu beschleunigen.

Das Pilotprojekt zielt nicht nur darauf ab, die Akzeptanz von Netzbetreibern zu fördern und ihnen die Vorteile von V2G aufzuzeigen, sondern fungiert auch als ein Testlabor außerhalb der unternehmenseigenen Forschungs- und Entwicklungszentren, um neue Zukunftstechnik zu erproben.

Große ungenutzte Batteriekapazität

Auf dem Weg zum Automobilhersteller von rein elektrischen Fahrzeugen bis zum Jahr 2030 will Volvo in den kommenden Jahren Millionen Elektroautos auf die Straße bringen. Eine solche Flotte verfügt internen Berechnungen zufolge bis Mitte des Jahrzehnts über eine kumulierte Batteriekapazität von rund 50 Gigawattstunden. Obwohl die Fahrzeuge auch jährlich mehrere Terrawattstunden (TWh) Strom verbrauchen, lässt sich dieser Energiebedarf durch intelligentes Laden flexibel steuern.

Auf einer durchschnittlichen Fahrt in Europa verbrauchen die Volvo Elektrofahrzeuge weniger als 10 kWh pro Tag. 90 Prozent aller täglichen Fahrten kommen mit nicht mehr als 20 kWh aus. Dadurch bleibt genügend Batteriekapazität übrig, die sich für andere Zwecke nutzen lässt. Bei Verwendung regenerativer Energiequellen wird nicht nur das Klima entlastet. Durch V2G ergeben sich auch finanzielle Vorteile für Volvo Kunden, wenn sie die im E-Auto gespeicherte Energie bei hoher Nachfrage (und entsprechender Vergütung) zurück ins Netz speisen.

V2G, V2H und V2L

V2G ist nur eine der Techniken, die Volvo Cars Energy Solutions als Teil eines ganzheitlichen Ökosystems anbieten wird. Ergänzt wird das Angebot unter anderem durch Vehicle-to-Home (V2H), wodurch Energie ins Haus zurückgespeist und die eigene Stromrechnung gesenkt wird, sowie Vehicle-to-Load (V2L). Die Hochvoltbatterie des Elektroautos versorgt dabei andere externe Verbraucher wie ein E-Bike oder die Kühlbox mit Energie.

Das Unternehmen rechnet damit, dass Volvo Cars Energy Solutions im Laufe der Zeit jedes Jahr beträchtliche neue Umsätze mit energiebezogenen Produkten und Dienstleistungen sowie mit neuen, bisher von Volvo Cars nicht angebotenen Produkten generieren wird. Dadurch stärkt der Unternehmenszweig das Kerngeschäft des schwedischen Premium-Automobilherstellers und bietet Kunden einen zusätzlichen Mehrwert.

e-engine meint: Volvos Initiative ist zu begrüßen. Bislang hörte man zu den Themen nur Lippenbekenntnisse, das Pilotprojekt wird hoffentlich die Daten und Parameter liefern, die zukünftig einen flächendeckenden Einsatz ermöglichen sollen. Mit den Elektrofahrzeugen der neuen Generationen kommen endlich auch die bidirektionalen Fähigkeiten out-of-the-box. Da wird es Zeit, dass diese Energieschätze frühzeitig gehoben werden.

Fotos: ChargeDrive (Youtube Stills), GM, Honda, Sony, Volvo

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