Was bietet der Elektro-Kleinstwagen und welche Alternativen gibt es?
Der Fiat 500 Elektro wird vom Hersteller auch als Neuer Fiat 500 bezeichnet, und das nicht zu Unrecht, denn unterscheidet sich deutlich vom parallel angebotenen Verbrenner-Modell.
Mit 3,63 Metern ist der Fiat 500 Elektro auch sechs Zentimeter länger. Das Auto startete im Jahr 2020 als erstes Elektroauto des italienischen Herstellers. Gebaut wird der elektrische 500 im Stammwerk Turin-Mirafiori.
Eigenständige Plattform – noch
Allerdings ist die Plattform des Fiat 500 Elektro doch vom Verbrennermodell abgeleitet. Sie wurde modifiziert, um Platz für die Batterie zu schaffen, wozu der Radstand aber nur um zwei Zentimeter wachen musste. Der Fiat 500 Elektro ist das einzige Fahrzeug aus dem Stellantis-Imperium, das keine der Plattformen wie eCMP, EMP2, STLA oder die neue Smart Car Platform nutzt. Kein Wunder, denn die Entwicklung startete, bevor Stellantis gegründet wurde. Wie lange das so bleibt ist offen – es ist gut möglich, dass das Auto aus Synergiegründen bald auf die Smart Car Platform des Citroen e-C3 umgestellt wird.
Zwei Motor-Akku-Kombinationen
Für den Antrieb des Fiat 500 Elektro hat Frontantrieb; es gibt zwei Motor-Akku-Kombinationen: Die Basisversion hat 70 kW und einen 21-kWh-Akku für schmale 190 km Reichweite, die gehobene Variante ist mit 87 kW ein wenig stärker, aber vor allem schafft sie 320 km bevor nachgeladen werden muss. Die kleine Batterie besteht aus 108 Batteriezellen in einem einzigen Modul, die große aus 96 Zellen in zwei Modulen. Die Zellen kommen angeblich von Samsung.
Das Auto verfügt über drei Fahrmodi: Normal, Range und Sherpa. Range ermöglicht das One-Pedal-Driving, während Sherpa eher ein Not-Modus ist, um noch zur nächsten Ladesäule zu kommen. Dabei wird die Leistung reduziert, die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt und die Klimaanlage abgeschaltet.
500 Elektro 24 kWh |
500 Elektro 42 kWh |
500 Elektro Cabrio 42 kWh |
500 Elektro 3+1 42 kWh |
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Antrieb | FWD mit 70 kW | FWD mit 87 kW | FWD mit 87 kW | FWD mit 87 kW |
Drehmoment | 220 Nm | 220 Nm | 220 Nm | 220 Nm |
0-100 km/h / Spitze | 9,5 Sek. / 135 km/h | 9,0 Sek. / 150 km/h | 9,0 Sek. / 150 km/h | 9,0 Sek. / 150 km/h |
WLTP-Stromverbrauch | 13,0 kWh | 14,0-14,4 kWh | 14,7-14,9 kWh | 14,3-14,6 kWh |
Akku brutto / netto | 23,8 / 21,3 kWh | 42,0 / 37,3 kWh | 42,0 / 37,3 kWh | 42,0 / 37,3 kWh |
WLTP-Reichweite | bis zu 190 km | 310-321 km | 298-303 km | 305-314 km |
Max. Ladeleistung AC/DC | 11 / 50 kW | 11 / 85 kW | 11 / 85 kW | 11 / 85 kW |
Preis | 30.990 Euro | 34.990 Euro | 37.990 Euro | 36.990 Euro |
Aufgeladen wird über einen Port, der sich an der gleichen Stelle wie der Tankstutzen des Verbrennermodells befindet – rechts hinten. Dabei sind Wechselstrom bis 11 kW und Gleichstrom mit 50 bzw. 85 kW möglich. Die Ladedauer wird von Fiat weder in der Preisliste noch im Datenblatt angegeben, doch nach früheren Angaben der Marke soll ein Ladehub von 0 auf 80 Prozent mit der großen Batterie etwa 35 Minuten dauern. Nach unserer Ladeanalyse von lädt der Wagen zudem Reichweite viel schneller nach als die Konkurrenz.
Karosserievarianten und Cockpit
Der Fiat 500 Elektro hat wie das Verbrennermodell nur drei Türen. Alternativ gibt es die Version Fiat 500 Elektro 3+1, die auf der Beifahrerseite noch eine weitere Tür aufweist. Diese Lösung soll es vor allem Kindern erleichtern, in den Fond zu gelangen.
Die Version 3+1 mit “Selbstmördertür” rechts hinten
Außerdem gibt es den Fiat 500 Elektro auch als “Cabrio” mit Rolldach. Der Kofferraum fasst 185 bis 550 Liter und damit exakt so viel (oder wenig) wie beim Verbrennermodell. Bei der 70-kW-Basisvariante sind es allerdings nur 185 bis 380 Liter.
Innen gibt es einen 10-Zoll-Touchscreen und ein Instrumentendisplay. Das System bietet eine gute Konnektivität, es fehlt aber die Möglichkeit für Over-the-Air-Updates (OTA). Die Materialien sind deutlich ansprechender als beim Verbrennermodell.
Fiat 500 Elektro: Basisversion im Konkurrenzvergleich
Fiat 500 Elektro 70 kW | Dacia Spring 65 | Renault Twingo | Citroen e-C3 | |
Antrieb | FWD 70 kW | FWD 48 kW | RWD 60 kW | FWD 83 kW |
0-100 km/h | 9,5 Sek. | 13,7 Sek. | 12,9 Sek. | ca. 11 Sek. |
Spitze | 135 km/h | 125 km/h | 135 km/h | 135 km/h |
Reichweite | 190 km | 220 km | 190 km | 320 km |
Länge | 3,63 m | 3,73 m | 3,62 m | 4,01 m |
Kofferraum | 185-380 Liter | 290-1.100 Liter | 188-980 Liter | 310 Liter |
Basispreis | 30.990 Euro | 24.550 Euro | 28.000 Euro | 23.300 Euro |
An den Fettungen sieht man, dass der Fiat 500 Elektro in der Grundversion nur bei den Fahrleistungen mithalten kann; beim Tempo-100-Sprint ist er den Rivalen voraus, und auch die Optik ist für uns ein Pluspunkt – so schick wie der Fiat 500 ist unserer Ansicht nach kein Konkurrent. In allen anderen Disziplinen fährt das Auto aber hinterher.
Besonders attraktiv wirkt nach der Datenlage der neue Citroen e-C3, der allerdings erst im Frühjahr 2024 startet. Vor allem bietet er deutlich mehr Reichweite und einen viel niedrigeren Preis. Bis dahin bleibt der Dacia Spring die günstigste Option. Etwas billiger als unser Fiat ist auch der Renault Twingo Electric; er hat zudem zwei Türen mehr und mehr Kofferraum.
Fiat 500 Elektro: Gehobene Version im Konkurrenzvergleich
Die gehobene Version des Fiat 500 Elektro ist mit 321 km deutlich reichweitenstärker als das Grundmodell. Für den Basispreis von rund 35.000 Euro lassen sich aber auch etliche Alternativen finden, die zum Teil deutlich größer sind – was beim Parken ein Nachteil, beim Transportieren ein Vorteil ist.
Fiat 500 Elektro 87 kW | MG4 Electric Standard | Opel Corsa El. 100 kW | Fiat 600e Red | |
Antrieb | FWD 87 kW | RWD 125 kW | FWD 100 kW | FWD 115 kW |
0-100 km/h | 9,0 Sek. | 7,7 Sek. | 8,7 Sek. | 9,0 Sek. |
Spitze | 150 km/h | 160 km/h | 150 km/h | 150 km/h |
Reichweite | 321 km | 350 km | 354 km | 409 km |
Länge | 3,63 m | 4,29 m | 4,06 m | 4,17 m |
Kofferraum | 185-255 Liter | 363-1.177 Liter | 267-1.042 Liter | 360-1.231 Liter |
Basispreis | 34.990 Euro | 34.990 Euro | 34.650 Euro | 36.490 Euro |
Die Konkurrenten rangieren sämtlich eine oder im Fall des MG zwei Klassen höher. Hier kann der Fiat 500 Elektro preislich mithalten. Allerdings hat er die kleinste Reichweite. Der rund 1.500 Euro teurere markeninterne Konkurrent Fiat 600e schafft rund 50 km mehr. Er bietet auch einen deutlich größeren Kofferraum und (wie die anderen Konkurrenten) fünf Türen.
Auch die anderen beiden Alternativen wirken nach Datenlage attraktiv. So ist der deutlich stärkere MG4 Electric von den Fahrleistungen her und vom Kofferraum überlegen. Wer der noch recht neuen China-Marke nicht so recht traut, findet mit dem Opel Corsa Electric in der 100-kW-Basisversion ebenfalls ein interessantes Angebot.
Natürlich ist die Datenlage nicht alles. Wenn Sie sich für Tests interessieren, empfehlen wir Ihnen unseren Fahrbericht zum Fiat 500 Elektro Cabrio. Zuvor haben wir den normalen Dreitürer getestet.