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Großer Test Fiat 600e La Prima

Test Fiat 600e: Mit dem Seicento hat der frischeste Fiat nichts zu tun, der wenig charismatische Nachfolger des coolen Cinquecento wurde 2007 vom neuen Fiat 500 abgelöst – und dessen gelungenes Retro-Design hat bis heute nichts von seiner Strahlkraft verloren. Nach dem ersten Hochbau-Ableger 500X von 2014 (siehe Gebrauchtwagen-Story auf Seite 76) ist nun die zweite Generation startklar – den Anfang macht die reine Strom-Version 600e.

Überraschung: Gegenüber dem erwähnten Vorgänger ist der Fiat-SUV in der Länge um rund neun Zentimeter geschrumpft – man merkt es vor allem bei der Beinfreiheit im Fond, auch weil der Radstand um ein ähnliches Maß verringert wurde. Bei Breite und Höhe gibt es ebenfalls ein zartes Minus zu vermelden. Für das innerstädtische Einsatzgebiet ist das kein Nachteil – allerdings ist die Sitzposition nun deutlich tiefer, Stichwort Übersicht.

Wie erwähnt gibt es den Sechs- hunderter vorerst nur als reinen Stromer, und das ohne Wahl-Möglichkeit bei Akku-Größe, Motor-Power oder Anzahl der Antriebs-Achsen. Mit der gebotenen Leistung kommt man freilich locker aus, Überland empfiehlt sich jedoch das Aktivieren des Sport-Modus – der leider keine Auswirkung auf die gar leichtgängige Lenkung hat.

Wenig Auswahl bei Ausstattung

Wenig Auswahl außerdem in Sachen Ausstattung: Angeboten wird nur eine recht attraktiv bepreiste, wenn auch ziemlich nackte Basis-Version ohne Aufpreis-Spielraum und eine satte 6000 Euro teurere, recht üppig bestückte Variante namens „La Prima“. Doch auch hier gibt es kein einziges Extra – außer man kann mit dem orangenen Metallic-Lack nicht leben: Gegen 500 Euro Aufpreis werden drei Farb-Optionen angeboten: grün, blau und beige. Keine Wahl hat man im Innenraum der Topversion, das elfenbeinfarbene Kunstleder wirkt freilich recht nobel – was man vom Großteil der verwendeten Verkleidungs-Materialien eher nicht sagen kann.

Und wie weit kommt man mit dem „großen“ Strom-Fiat? Die etwas über 400 WLTP-Kilometer im Prospekt klingen recht unrealistisch, in der Praxis waren es bei knapp zehn Grad Außentemperatur gut 265 Kilometer. Was absolut OK ist im Vergleich zum kleineren und schwächeren Bruder Opel Corsa von Seite 45.

Für alle, denen der 600er gefällt, die sich aber einen Elektro-Antrieb nicht leisten wollen, gibt es in Bälde einen Mild-Hybrid mit 100 PS-Benziner plus 29 PS E-Motor, der immerhin 184 PS Systemleistung schafft, 25 Liter mehr Kofferraum bietet und mit 5,1 Litern auch nicht dramatisch viel verbraucht. Noch sind die Preise nicht finalisiert, doch zehn bis elf Tausender günstiger wird man dabei wohl auch aussteigen.

Die genaue Bewertung des Test Fiat 600e lesen Sie unten. Dieser Test erschien übrigens mit vielen weiteren in der Ausgabe März 2024 von Alles Auto, hier online zu bestellen.

Foto: Robert May

Motor & Getriebe

Motivierter Vorwärtsdrang innerorts, Überland switcht man am besten in den Sport-Modus. Fahrtrichtungswechsel über Drucktasten an der Mittelkonsole nicht ideal beim Rangieren. Rekuperation nur zweistufig einstellbar, Ein-Pedal-Fahren nicht möglich.

Fahrwerk & Traktion

Eher komfortabel abgestimmt, dennoch in flotten Kurven recht wenig Seitenneigung – und keine Tücken beim Lastwechsel. Traktion in Ordnung. Lenkung in ihrer Leichtgängigkeit etwas gefühllos (ändert sich im Sport-Modus nicht), Bremsen mittelfein zu dosieren.

Bedienung & Multimedia

Gute Sitzposition, viele echte Knöpfe und Schalter – die ­Sitzheizung muss man aber umständlich über ein Menü im (flotten und scharfen) Touchscreen-Multimediasystem regeln. Fein: viele Ablagen, Vorklimatisierung via App, schlüsselloses Zugangssystem ohne Tastendruck, beim „La Prima“ USB-Slots auch hinten und induktives ­Handyladen. E-Heckklappe nicht vom Cockpit aus zu öffnen.

Innen- & Kofferraum

Genug Platz vorne, im Fond bieten die meisten Mitbewerber mehr Kniefreiheit und Schenkelauflage sowie breitere Türen. Kofferraum groß genug, kleine Stufe hinter der recht hohen Ladekante. Dank beim „La Prima“ obligatorischem doppeltem Boden (Ladekabel findet darunter Platz) ebener Boden nach Umlegen der 2:1-Fondlehne.

Dran & Drin

Massive 6000 Euro teurer als die Basis-Version, die nur 16 Zoll-Stahlräder bietet und Einparkhilfe nur hinten, aber schon Klimaautomatik sowie Licht- und Regensensor. Der „La Prima“ bringt dafür eini­ges an Luxus mit. Keine Extras, Verwöhnte könnten Lenkrad-Heizung oder Panoramadach vermissen. Hochwertig anmutendes Kunstleder, aber viel Hartplastik. Verarbeitung solide.

Schutz & Sicherheit

Keine Highlights beim Airbag-Aufkommen, dafür sind beim „La Prima“ alle klassenüblichen Assistenzsysteme bis hin zu Adaptiv-Tempomat und Fernlicht-Automatik serienmäßig an Bord – sie funktionieren auch recht gut und nerven selten.

Reichweite & Laden

Praxis-Verbrauch deutlich über Werksangabe, dennoch im Rahmen – somit auch die Reichweite. Mittelmäßiger Ladespeed: Bei 3,7 kW ist ein leerer Akku in 16:10 Stunden voll, maximal nimmt der 600e 100 kWh auf (der 20-auf-80-Wert lautet dann auf 27 Minuten).

Preis & Kosten

Die Plattform-Brüder Opel Mokka, Peugeot 2008 und Jeep Avenger sind eine Spur teurer, billiger gibt es den größeren und (reichweiten-)stärkeren BYD Atto. Unverständlich: halb so lange Service-Intervalle wie bei den Konzern-Geschwistern. Strom-Verbrauch OK. Zwei Jahre Garantie, acht Jahre oder 160.000 km auf den Akku.

großer test fiat 600e la prima

Gelungener Look, kaum Bedien-Schwächen, der Multimedia-Schirm ist breit, aber niedrig. Beim „La Prima“ ist elfenbeinfarbenes Kunstleder alternativlos

Synchronmotor, Spitzenleistung 156 PS (115 kW), Dauerleistung 84 PS (62 kW), max. Drehmoment 260 Nm, Akku (netto) 50,8 kWh, Vorderradantrieb mit fixer Übersetzung, Scheibenbremsen v/h (v bel.)

L/B/H 4171/1781/ 1577 mm, Radstand 2562 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,5 m, Reifendimension 215/55 R 18, Kofferraumvolumen 360–1231 l, Leergewicht (EU) 1595 kg, zul. Gesamtgewicht 2025 kg, max. Anh.-Last –,

0–100 km/h 9,0 sec, 60–100 km/h 4,9 sec, Spitze 150 km/h, Steuer (jährl.) keine, Werkstätten in Österreich 144, Service alle 12.500 km (mind. 1x/Jahr), WLTP-Normverbrauch kombiniert 15,2 kWh, Testverbrauch 19,2 kWh, Reichweite Norm/Test 406/265 km, Ladedauer bei 11 kW (100%) 5:45 Std, bei 100 kW Gleichstrom (80%) 27 Min

sechs Airbags, Notbrems-, Spurhalte- und Toterwinkel-Assistent, Verkehrszeichenerkennung, Adaptiv-Tempomat, LED-Scheinwerfer, Fernlicht-Automatik, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik, vier E-Fensterheber, digitale Instrumente 7 Zoll, 10,25 Zoll Touchscreen-Multimediasystem mit 6 LS, Navigationssystem, Android Auto und Apple CarPlay, induktives Handyladen, Innenspiegel automatisch abblendend, Außenspiegel elektr. klappbar, Einparkhilfe v/h, Rückfahrkamera, Kunstlederpolsterung, E-Fahrersitz mit Massage-Funktion, Sitzheizung v, Wärmepumpe, heizbare Windschutzscheibe, sensorgesteuerte E-Heckklappel, abgedunkelte Fondscheiben, 18 Zoll-Aluräder, Metallic-Lack orange, Mode 3- Ladekabe etc.

Metallic-Lack grün, beige oder blau € 500,–

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