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Fiat 131 Mirafiori (1974-1984): Kennen Sie den noch?

Der kantige Rallye-König von einst wird 50 Jahre alt

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Vermutlich war es der erste Fiat, den ich jemals bewusst wahrgenommen habe: Aus dem Fenster meines Kinderzimmers sah ich fast täglich, wie ein Nachbar seinen 131 Mirafiori aus der Garage fuhr. Andere kennen das Modell eher als Rallye-Champion, vom Türkei-Urlaub oder aus dem Kino. Jetzt wird die “Wunderblume”, so der Name “Mirafiori” auf Deutsch, 40 Jahre alt.

1974 beerbte der Fiat 131 Mirafiori den legendären 124. Zunächst als Limousine mit zwei oder vier Türen. 1975 folgte die Kombiversion “Familiare”. Den Zusatznamen verdankte der 131 seiner Produktionsstätte: Mirafiori nahe Turin, Standort der damals größten Fiat-Fabrik. In den USA taufte Fiat das Auto “Brava”, ein Name, der in den 1990ern zurückkehrte.

Bildergalerie: Fiat 131 (1974-1984)

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Das kantige Äußere war maximal sachlich gestaltet, womit der 131 in der Tradition seines Vorgängers stand. Und damit nicht genug: Der Antriebsstrang wurde im Wesentlichen vom 124 übernommen. Der vorn eingebaute Vierzylindermotor trieb über ein Vierganggetriebe und eine geteilte Kardanwelle die Hinterachse an. Sie war starr über vier Längslenker und einen Panhardstab geführt.

Neu war die Vorderradaufhängung mit MacPherson-Federbeinen, Querlenkern und Stabilisator. Hinzu kamen eine Bremsanlage mit Scheibenbremsen vorn und Trommelbremsen hinten sowie eine Zahnstangenlenkung. Aus dem Motorblock des Fiat 132 wurde ein Triebwerk mit obenliegender Nockenwelle (OHV) und Zahnriemenantrieb entwickelt. Solide Zutaten also, leider dezimierte der Rost den 131 gnadenlos. Ein Schicksal vieler Autos jener Zeit von billigem Recyclingstahl und mangelnder Rostvorsorge.

Im Oktober 1974 kam der 131 auf den Markt. Diese erste Serie zeichnet sich durch kleinere rechteckige (in der Grundausstattung) oder runde Doppelscheinwerfer, um 90 Grad gedrehte T-förmige Rückleuchten und verchromte Stoßstangen mit Kunststoffecken aus. Der 131 war das erste Fahrzeug, bei dem für die Beleuchtung bestimmter Elemente des Armaturenbretts (Schalter für Nebenfunktionen, Heizungsregler) eine zentrale Lichtquelle in Verbindung mit Lichtleitern aus Glasfaser eingesetzt wurde.

Im März 1975 folgte die Kombivariante mit dem Namen Familiare. Von Januar 1976 bis Juli 1980 entstand aus Homologationsgründen auf Basis der zweitürigen Limousine eine Kleinserie von 400 Fahrzeugen mit der Bezeichnung “131 Abarth Rally” (auch “Abarth Stradale” genannt), deren Karosserie von Bertone und deren Technik von Abarth modifiziert wurde.

Die Fahrzeuge erhielten einen 16V-Motor mit 1995 ccm Hubraum, der in der Straßenversion 140 PS, in der Rallye-Werksversion bis zu 210 PS (Vergasermotor) bzw. 235 PS (Motor mit Kugelfischer-Einspritzung) leistete, sowie eine Hinterachse mit Einzelradaufhängung.

Fiat gewann mit dem 131 Abarth Rally in den Jahren 1977, 1978 und 1980 die Marken-Weltmeisterschaft. In der Saison 1980 wurde Walter Röhrl mit dem Fiat 131 Abarth Rally erstmals Rallye-Weltmeister. Legendär geriet die Alitalia-Lackierung in den italienischen Nationalfarben, diese Version gab es häufig als Spielzeugauto.

Der Fiat 131 Abarth Rally wurde in Zusammenarbeit mit Bertone in einer Auflage von 400 Stück gebaut. Dazu liefen in Mirafiori zweitürige Rohkarosserien vom Band, die bei Bertone mit Kunststoffteilen für vordere und hintere Kotflügel, Kofferraumdeckel und Motorhaube komplettiert wurden.

Außerdem brachte Bertone für diese Sportvariante Haltestreben und Versteifungen für die hintere Einzelradaufhängung an. Anschließend wurden die Fahrzeuge lackiert, mit einer Innenausstattung versehen und ins Fiat-Werk Rivalta transportiert, wo sie mit Antriebs- und Fahrwerkstechnik komplettiert wurden.

Als Antrieb diente eine weiterentwickelte Version des 16V-Lampredi-Motors aus dem Fiat 124 Spider Abarth. Das Getriebe stammte vom Serien-131, allerdings wurden die Synchronringe entfernt, da das Rallye-Reglement ein unsynchronisiertes Getriebe, wie es im Motorsport bevorzugt wird, nur erlaubte, wenn alle 400 gebauten Homologationsexemplare ebenfalls ein unsynchronisiertes Getriebe hatten.

Außerdem wurde an der Vorderachse die unterdimensionierte Bremsanlage des Fiat 127 eingebaut. Damit war die Alltagstauglichkeit der Homologationsexemplare stark eingeschränkt, was aber für den Wettbewerbseinsatz keine Rolle spielte, da die genannten Bauteile ohnehin durch Motorsportteile ersetzt wurden.

Die Hinterachse war eine weiterentwickelte Variante des 124 Abarth Spider mit Querlenkern, Längslenkern und Federbeinen, das Differential war vom Fiat 130 abgeleitet, hatte aber ein Aluminiumgehäuse.

Im März 1978 erfuhr der 131 eine erste Modellpflege. Von nun an erhielt der 131 große, rechteckige Scheinwerfer (mit Ausnahme der Racing-Modelle und der später erschienenen Diesel-Versionen, die runde Doppelscheinwerfer hatten), einen schwarzen Kunststoff-Kühlergrill, verstärkte Kunststoff-Stoßfänger sowie größere, rechteckige Rückleuchten. Der Kombi hieß nun Panorama.

Im Juni 1978 folgte der zweitürige “Racing” (in Deutschland, Österreich und Großbritannien “Sport”). Wichtigste Neuerung war die Umstellung der 1,3- und 1,6-Liter-Ottomotoren der Supermirafiori-Modelle auf zwei obenliegende Nockenwellen. Der Antrieb erfolgt über einen Zahnriemen. Im Laufe der Modellgeschichte wurden nach und nach auch alle anderen im Fiat 131 verbauten Benzinmotoren auf obenliegende Nockenwellen umgestellt, 1981 gab es den Motor mit seitlicher Nockenwelle nur noch in der schwächsten Version des Panorama genannten Kombis.

Die dritte und letzte Serie erschien im April 1981, erkennbar an noch mehr Kunststoff an der Karosserie und einem neuen Armaturenbrett. Ab diesem Zeitpunkt verfügten alle Fiat 131 Modelle serienmäßig über ein Fünfganggetriebe (5speed) und in der Version “Supermirafiori” über eine für die damalige Zeit überdurchschnittlich reichhaltige Serienausstattung, die unter anderem elektrische Fensterheber vorne und eine elektrische Zentralverriegelung umfasste. Im Januar 1982 wurde der 131 Sport aus dem Programm genommen.

Etwa 200 zweitürige “Sport”-Karosserien wurden nach Produktionsende in das Abarth-Werk Corse Marche gebracht, wo eine Kleinserie “131 Racing Volumetrico Abarth” entstand, zusammen mit einer Kleinserie “131 Supermirafiori Volumetrico Abarth” auf Basis der gerade angelaufenen dritten Serie des Supermirafiori.

Diese Fahrzeuge waren mit einem Kompressor ausgestattet und leisteten 103 kW (140 PS). Die Volumetrico-Varianten waren in Italien nur bis 1981 erhältlich. Insgesamt wurden von den zwei- und viertürigen Versionen etwas mehr als 200 Exemplare gebaut.

Im September 1983 erschien die Stufenhecklimousine Regata mit Frontantrieb und Quermotor auf Basis des Fiat Ritmo, die den 131 nach dessen Produktionsende im Dezember 1984 vollständig ablöste. Drei Monate zuvor war bereits der Regata Weekend auf den Markt gekommen.

Lizenzversionen des 131 wurden bei Seat (Spanien), Tofas (Türkei) in mehr oder weniger modifizierter Form gebaut. Nachfolger des Seat 131 Mirafiori wurde ab Anfang 1985 der Seat Malaga, der eine von Fiat unabhängige Entwicklung war, sich aber am Regata orientierte.

Von 1976 bis 2001 wurde der Tofas in der Türkei unter dem Modellnamen Murat 131, später in der einfachen Version als Sahin, in der gehobenen Version als Dogan und in der Kombiversion als Kartal angeboten. Sogar bis in DDR schaffte es der Mirafiori, jedoch nur in sehr kleinen Stückzahlen. Und ins Kino: Im Film “Der Profi” lieferte sich Jean-Paul Belmondo 1981 an Bord eines 131 eine wilde Verfolgungsjagd.

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