Motorrad

Fahrbericht Husqvarna Norden 901: Die Norden aus dem Süden

Die Husqvarna Norden 901 ist für Touren abseits befestigter Straßen konzipiert. Mit 217 kg Gewicht und dem kräftigen Motor erfüllt sie den Anspruch souverän.

fahrbericht husqvarna norden 901: die norden aus dem süden

(Bild: Ingo Gach)

Es ist bekannt, dass KTM-Chef Stefan Pierer ein begeisterter Anhänger des Baukasten-Prinzips ist. So verwundert es nicht, dass die Konzernmarke Husqvarna eine eigene Version der KTM 890 Adventure auflegt unter dem Namen Norden 901 – ein netter Verweis auf die schwedischen Wurzeln der Traditionsmarke, auch wenn sie seit Jahren in Österreich produziert wird.

So teilt sich die Husqvarna den Reihenzweizylindermotor und den Stahlrohrrahmen mit ihrem orangen Schwestermodell. Um die nötige Unterscheidbarkeit zu garantieren, ersann Konzern-Designer Kiska ein eigenes Erscheinungsbild. Statt des zerklüfteten, kantigen KTM-Designs zeigt die Norden 901 große, glatte Flächen.

Ungewöhnlicher Tank

Eine besondere Herausforderung bei der Umgestaltung bot der bis auf Höhe der Kurbelwelle heruntergezogene Tank. KTM hat die Konstruktion beim Erscheinen der 790 Adventure (die Vorgängerin der 890 Adventure) mit einem günstigeren Schwerpunkt begründet. Soviel vorweg: Die Norden 901 ist durchaus agil, aber nicht handlicher als Konkurrenzmodelle, die auf die eigenwillige Lösung verzichten. Die Husqvarna hat einen Motorschutz aus Aluminium und silberne Seitencover aus Kunststoff, die einen großen Teil des 19-Liter-Tanks verdecken. Hübsch ist die Idee des Rundscheinwerfers, er verleiht der Norden 901 einen leicht nostalgischen Touch. Dazu gesellen sich auf beiden Seiten in der Verkleidung kleine Zusatzspots.

Husqvarna Norden 901 (8 Bilder)

fahrbericht husqvarna norden 901: die norden aus dem süden

Die Husqvarna Norden 901 zeigt ein sehr eigenständiges Design und hebt sich deutlich von der KTM 890 Adventure ab. Sie kann sowohl On- als auch Offroad. (Bild: Ingo Gach)

Eigenständiges Auftreten

Die ungewöhnliche Farbgebung anthrazit-gelb-weiß hebt die Norden 901 von anderen Motorrädern ab, ihre Verkleidung zeigt ein großes Husqvarna-Logo. Fast schon ein kleines Kunstwerk ist der bronzefarbene Tankdeckel mit seinem gravierten Markenzeichen. Die Farbe findet sich auch beidseitig auf den Motordeckeln wieder. Als sehr hochwertig erweist sich der Bezug des Fahrersitzes, der in zwei Höhen auf 865 und 885 mm einstellbar ist. Die untere Position ist für alle Staturen unter 1,80 m zu empfehlen, da der Sitz sehr breit baut und deshalb die Schrittbogenlänge deutlich vergrößert.

Leise poltert der Zweizylinder

Der 889 cm3 große Reihenzweizylinder startet mit dezentem und erfreulich leisem Poltern, 88 dB(A) sind als Standgeräusch eingetragen. Mit 105 PS bei 8000/min steht der Motor gut im Futter, er zeigt sich drehfreudig und kräftig. Nur Drehzahlen unter 3000 Touren mag er nicht sonderlich, aber er ist weit entfernt vom störrischen Verhalten früherer KTM-Motoren, die im Drehzahlkeller lustlos auf der Kette herumhackten.

Die technische Basis

Der erste Blick ins Cockpit: Das TFT-Display gefällt mit guter Übersichtlichkeit und die wichtigsten Informationen sind mit einem Blick ablesbar. Das logisch aufgebaute Menü wird über vier Tasten am linken Lenkerende bedient. Dass es sich per Bluetooth mit dem Smartphone zur Darstellung von Nachrichten und Pfeilnavigation verbinden lässt, ist heutzutage fast schon selbstverständlich.

Modi für Straße und Gelände

Husqvarna empfiehlt den Modus “Street” und “Rain” für den Asphalt, wobei letzterer etwa 20 PS weniger Leistung in der Spitze freigibt und das Ansprechverhalten des Ride-by-wire sehr sanft ist. Im “Street”-Modus ist die Gasannahme immer noch nicht sonderlich direkt, das ändert sich erst im optionalen “Explorer”-Modus, wobei dann auch die Darstellung des Displays wechselt. Er erlaubt, ABS, Schlupfregelung und Gasannahme individuell einzustellen, der Anti-Wheelie-Modus ist dann deaktiviert. Außerdem steht serienmäßig noch der Modus “Offroad” zur Verfügung, auch hier wird die maximale Leistung gekappt, der Anti-Wheelie-Modus abgeschaltet, die Schlupfregelung deutlich reduziert und das ABS am Hinterrad deaktiviert.

Handlich trotz 21-Zoll-Vorderrad

Die Norden 901 gefällt mir im Fahrbetrieb mit einem guten Kompromiss aus Handlichkeit und stabilen Geradeauslauf. Ihr Radstand von 1513 mm ist für eine Reiseenduro eher auf der kürzeren Seite, der Lenkkopfwinkel von 64 Grad und der Nachlauf von 107 mm liegen im Durchschnitt. Über den breiten, konifizierten Lenker, der in sechs Positionen einstellbar ist, lässt sich die Husqvarna locker in Schräglage bringen.

Um sie bestmöglich auf Geländeritte vorzubereiten, bekam sie ein 21 Zoll großes Vorderrad und ein 18 Zoll großes Hinterrad. Das bedeutet auch immer eine gewisse Einschränkung in der Handlichkeit, die aber bei der Norden 901 nicht weiter auffällt. Zumal die grobstolligen Pirelli-Scorpion-Rally-STR in den Dimensionen 90/90 und 150/70 erstaunlich viel Grip auf Asphalt bieten. Der serienmäßige Quickshifter erlaubt Gangwechsel in beide Richtungen, ohne dass die Kupplung gezogen werden müsste und funktioniert ausgesprochen gut.

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Voll einstellbares Fahrwerk

Beim Fahrwerk lässt Husqvarna kaum Wünsche offen. Die WP-Gabel misst 43 mm im Durchmesser und federt auf 220 mm Länge. Sie ist in der Zug- und Druckstufe einstellbar, Flügelmuttern oben auf den Gabelrohren machen das Verstellen innerhalb von Sekunden möglich. Das direkt an der Aluminiumschwinge angelenkte, in Zugstufe und Vorspannung einstellbare Federbein weist 215 mm Federweg auf. Die Vorspannung lässt sich bedienungsfreundlich über einen Handknauf ändern.

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