Genesis

Genesis G70

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Fahrbericht Genesis G70 Shooting Brake: Der 3er aus Fernost

Der Genesis G70 Shooting Brake 2.2D auf einen Blick

fahrbericht genesis g70 shooting brake: der 3er aus fernost

Service und Qualität als Versprechen

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Hyundai hat mit Genesis eine aufstrebende Premium-Marke im Programm. Und Genesis selbst macht mächtig Druck, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Das schaffen sie unter anderem mit dicken Brummern wie dem GV80. Aber und vor allem durch 800-Volt-Elektroboliden wie dem GV60 oder der eleganten G80 Limousine. On top gibt es ein Fünf-Jahres-Fünf-Punkte-Versprechen auf Qualität, Werkstattservice, Pannenhilfe, Ersatzwagen und Softwareupdates.

Speziell für den kerneuropäischen Markt haben die Südkoreaner seit 2022 indes ein weiteres Zuckerl im Angebot: Den Genesis G70 Shooting Brake. Der schnittige Mittelklässler dürfte das wohl deutscheste Produkt im gesamten Hyundai-Lineup sein und ist (je nach Ausstattung) eine Hommage an alles, was wir in good old Germany an einem guten Auto schätzen oder zumindest einst geschätzt haben: Diesel, Kombi, Hinterradantrieb. Wer hier gleich an BMW und bei einer Fahrzeuglänge von 4,69 Metern konkreter an den 3er Touring (4,71 Meter) denkt, liegt so falsch nicht.

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Straffes Fahrwerk, rauer Diesel

Obwohl Ex-BMW-M-Entwicklungschef Albert Biermann mittlerweile im Ruhestand ist, dürfte er seinem verbliebenen Team durchaus erläutert haben, wie das so geht, mit der „Freude am Fahren“. Das ist einerseits gut, weil der G70 dadurch ziemlich flott ums Eck geht. Weniger gut: Das alternativlose Stahlfahrwerk ist übertrieben straff geraten. Lindern lässt sich diese Thematik nur, wird der Kombi dauerhaft auf Zug gefahren.

Das freilich geht nicht im Stadtverkehr und so poltert der Genesis G70 Shooting Brake sehr unbeholfen über Frostaufbrüche, Querfugen oder Kopfsteinpflaster. Also schnell wieder auf die freie (und hoffentlich gut geteerte) Landstraße abgebogen. Hier finden Fahrwerk, Lenkung, die oftmals etwas nervöse Achtgang-Automatik und der 2,2-Liter-Diesel in weitestgehender Harmonie zusammen (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,9-6,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 182-177 g/km)². Zwar geht der 200 PS und 440 Nm starke Vierzylinder akustisch mitunter sehr archaisch ans Werk, das gute Ansprechverhalten und der saubere Durchzug sorgen jedoch für Entschädigung.

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Testverbrauch: 8,0 Liter auf 100 Kilometer

Auf dem Weg zur 100 km/h-Schallmauer vergehen rund acht Sekunden, wer eine leere Autobahn und viel Zeit mitbringt kann am Ende eine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 225 erreichen. Auch hier drängt sich der Vergleich zum BMW 320d (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,7-5,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 150-132 g/km)² auf, wenngleich im Folgenden der Bayer deutlich enteilt. Denn der G70 Shooting Brake hat, neben dem hölzernen Fahrkomfort, zwei weitere Schwachpunkte: Seinen hohen Kraftstoffverbrauch von acht Litern Diesel im Testmittel und ein, unabhängig vom Selbstzünder, sehr hohes Innenraumgeräusch. Letzteres erstaunt umso mehr, da der Genesis einer von wenigen Mittelklasse-Kombis ist, dem Seitenscheiben aus Dämmglas spendiert wurden.

Im Inneren hat Genesis die in den USA seit 2017 angebotene G70 Limousine derweil auf links gedreht: Gegen Aufpreis gibt es Nappaleder mit Wabensteppung, rote Kontrastnähte, wertige Kunststoffe und ab und zu echtes Aluminium. Hier schlägt der Premiumansatz der Koreaner voll durch und wird untermauert durch ein gut ablesbares Digitalkombi mit 3D-Effekt, einem großen Infotainment-Bildschirm sowie einer schnell erlernbaren Handhabung. Schade: Apple CarPlay und Android Auto funktionieren nur kabelgebunden.

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Feine Details, unbeholfene Assistenz

Der Shooting Brake bietet zwar mit 465 bis 1.535 Litern Stauvolumen deutlich mehr Gepäckraum als die Limousine, die Ladeluke fällt indes klein aus und in der zweiten Reihe sitzt es sich eher unbequem. Und zwar auch dann, wenn man nicht gerade 1,90 Meter hoch gewachsen ist. Vorne fallen die Platzverhältnisse dagegen klassenüblich aus. Alles andere als üblich sind die kleinen und großen Details, die sich Genesis für den G70 hat einfallen lassen. So lässt sich der Beifahrersitz über Tasten an der seitlichen Rückenlehne auch vom Fond aus bedienen und Jacken können an stabilen Aluhaken an der B-Säule aufgehängt werden. Der Totwinkel-Assistent mit Kamerabildeinblendung im Kombiinstrument wiederum kann in der Tat helfen, Leben zu retten.

Verwunderung löst hingegen das Zufallsprinzip der Schildererkennung aus. Tempo 30 auf unbegrenzten Autobahnpassagen sind schnell als Fehler entlarvt, wohingegen falsche Geschwindigkeitsanzeigen in fremden Ortschaften schnell zu Knöllchen führen können. Ebenfalls rudimentär arbeiten Abstandstempomat und Spurhalteassistenz. Letzterer lässt sich immerhin unkompliziert per Tastendruck am Lenkrad deaktivieren.

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Fazit

Zu den größten Stärken des Genesis G70 Shooting Brake zählen ohne Zweifel seine schnittige Optik, der wertige und detailreiche Innenraum sowie das durchaus ansprechende Preisniveau. Hier schaffen es die Koreaner wahrlich, BMW und Co. auf Augenhöhe zu begegnen. In Sachen Dieselantrieb (Akustik und Verbrauch), Fahrwerksabstimmung und Konnektivität wirkt der Kombi derweil deutlich älter als er eigentlich ist. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Genesis G70 Shooting Brake 2.2D RWD
  • Motor: Vierzylinder-Benziner, 2.199 ccm³
  • Leistung: 200 PS (147 kW) bei 3.800 U/min
  • Drehmoment: 440 Nm bei 2.750 U/min
  • Antrieb: Hinterrad, Achtgang-Automatik
  • Verbrauch kombiniert: 6,9-6,8 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 182-177 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 7,7 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,69 m/1,85 m/1,40 m
  • Leergewicht: ca. 1.810 kg
  • Grundpreis: ab 42.700 Euro

*Herstellerangaben

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