Seit seinem Debüt im Jahr 1999 ist der BMW X5 nicht mehr aus dem Portfolio der Marke wegzudenken, der damals unbestreitbare Gegenwind für das erste SUV der Marke ist längst sattem Rückenwind gewichen. Auch in seiner vierten Generation haben die Entwickler den Geschmack ihrer Kunden offenbar bestens getroffen, denn der X5 ist weiterhin weltweiter Marktführer seines Segments. Auch in Deutschland rangiert der X5 klar vor Audi Q7 und Mercedes GLE, wobei die Mehrheit der Kunden seit Jahresbeginn 2023 wieder zum Diesel-Motor greift. Für einen ersten Fahrbericht zum Facelift durften wir ans Steuer des neuen BMW X5 xDrive30d (G05 LCI), der auch in den nächsten Monaten und Jahren die meistgefragte Variante bleiben dürfte.
Unser Testwagen in Tansanitblau verzichtet dabei auf das M Sport-Paket und die damit verbundenen Optionen, stattdessen liegt der Schwerpunkt der Konfiguration auf souveränem Komfort. Hierzu passt, dass der gezeigte X5 auf die beleuchteten Iconic Glow-Nieren verzichtet, die ihm bei Dunkelheit einen noch charakteristischeren Auftritt bescheren würden. Dank des neuen Tagfahrlicht-Designs mit den nach außen weisenden Winkeln sowie den neuen Rückleuchten ist das Facelift aber auch ohne beleuchtete Nieren klar erkennbar und beschert dem X5 einen noch moderneren Auftritt als bisher.
Während die Kraft des Triebwerks jederzeit präsent ist, bleibt der Diesel akustisch meist im Hintergrund. Unangenehme Frequenzen oder gar ein Nageln sind ihm völlig fremd, stattdessen vermittelt seine angenehm-tiefe und sonore Stimme die entspannende Gewissheit, dass jederzeit genügend Kraft für die kurzen Zwischensprints des Alltags vorhanden ist. In den Vordergrund drängt sich der Motor erst, wenn er mit hoher Last bei Drehzahlen über 3.500 U/min gefordert wird, was aufgrund des früh anliegenden Drehmoments aber ohnehin nur selten erforderlich ist.
Zum souveränen, unaufgeregten Antrieb passt auch die bei unserem Testwagen verbaute 2-Achs-Luftfederung. Ihr Schwerpunkt liegt auf bestmöglichem Komfort, woran auch die 21 Zoll großen Felgen nichts ändern können: Die Leichtmetallräder Y-Speiche 744 Bicolor wirken in den großen Radhäusern des X5 keineswegs überdimensioniert und verhindern nicht, dass der X5 den gleichen hohen Fahrkomfort wie bisher bieten kann. Gerade in Verbindung mit der adaptiven Luftfederung gibt es im Komfort-Modus so gut wie keine Unebenheit, die es störend in den Innenraum schafft.
Was man einem in dieser Form konfigurierten BMW X5 xDrive30d allerdings ebenfalls nicht unterstellen kann, wäre jede Form von Kurvengier. Zwar bleibt das Edel-SUV lange neutral und immer leicht beherrschbar, das Kaschieren des komfortablen Grundsetups gelingt ihm aber auch im Sport-Modus nicht. Im Alleingang können daran auch die dank Integral-Aktivlenkung gelenkten Hinterräder nichts ändern, aber Kunden auf der Suche nach maximaler Querdynamik dürften ihren X5 ohnehin anders konfigurieren.
Wichtiger als Sprint- und Rundenzeiten dürfte den meisten Fahrern eines Diesel-X5 die Effizienz des Antriebs sein: Der fast 300 PS starke Sechszylinder begnügte sich auf unserer Testfahrt mit rund 8,5 Litern, wobei wir keinen Schwerpunkt auf minimalen Verbrauch legten. Er bewegt sich somit auf ganz ähnlichem Niveau wie vor dem Facelift, auch wenn das 48-Volt-Bordnetz gerade bei einem hohen Stadtverkehrs-Anteil für einen etwas geringeren Alltagsverbrauch sorgen dürfte.
Auf einem deutlich neueren Stand als bisher präsentieren sich auch die Assistenzsysteme an Bord des X5, denn hier schließt das SUV in Sachen Hard- und Software zur neuen 7er-Reihe (G70) auf. Je nach Markt und Gesetzeslage sind so auch ausgedehnte Fahrten ohne Hände am Lenkrad möglich, wie sie der 7er mit Level 2+ auf dem US-Markt bereits zeigen darf. Nur die jüngsten Features wie die Spurwechsel-Bestätigung per Blick in den Außenspiegel bleiben dem X5 auch nach dem Facelift vorenthalten.
Nicht ganz nachvollziehbar ist, dass sich der X5 auch weiterhin ein paar vermeidbare Schwächen erlaubt: Der Basis-Schlüssel für Fahrzeuge ohne M Sport-Paket macht genau wie das Serien-Lenkrad mit seinem dünnen Kranz keinen besonders hochwertigen Eindruck, auch die Bedienfelder auf den Lenkradspeichen sowie die Knöpfe der Fensterheber in den Türen wollen nicht so recht zu einem Auto passen, dessen Listenpreis in den meisten Fällen die 100.000-Euro-Marke knackt.
Da diese Kritikpunkte auch vor dem Facelift schon vorhanden waren und den Erfolg des X5 nicht im Geringsten bremsen konnten, dürften sie auch dem Erfolg in der zweiten Hälfte des G05-Lebenszyklus nicht im Wege stehen. Insofern steht außer Frage, dass der BMW X5 mit der Modellpflege ein noch stärkeres Gesamtpaket geworden ist, das innen wie außen mit deutlich aufgefrischter Optik und weiterhin überzeugender Technik seine Kunden finden wird.
Die Varianten innerhalb des X5-Portfolios bleiben dabei vielseitig, wobei die meisten Konfigurationen und sämtliche Motorisierungen mehr Sportlichkeit bieten als der von uns gefahrene Allrounder, der vor allem mit Komfort und Effizienz punkten kann. Auch dank dieser Vielseitigkeit der verfügbaren Ausprägungen spricht viel dafür, dass der BMW X5 auch im kommenden Jahr – wenn der SUV-Pionier seinen 25. Geburtstag feiern wird – weltweiter Marktführer seines Segments bleibt.