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Elektromobilität: E-Autos gefährlicher für Fußgänger als Verbrenner

Wenn E-Autos auf Fußgängerinnen und Fußgänger treffen, kommt es vergleichsweise häufig zu Unfällen. Das könnte daran liegen, dass Fußgänger sie überhören – aber nicht nur daran.

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Für Fußgängerinnen und Fußgänger stellen Elektroautos ein größeres Unfallrisiko dar als Verbrenner. Einer Studie aus Großbritannien zufolge werden Fußgänger doppelt so wahrscheinlich von Elektro-/Hybridfahrzeugen erfasst wie von Benzin- oder Dieselfahrzeugen. Eine Ursache könne sein, dass die Fahrzeuge leiser sind – vor allem in Städten seien sie wegen der Umgebungsgeräusche weniger gut zu hören, erläutert das Forschungsteam im »Journal of Epidemiology & Community Health«.

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Fahrer von Elektro- oder Hybrid-Autos sollten verstärkt auf Fußgänger achten, da diese sie möglicherweise nicht hören und auf die Straße treten könnten, so die Wissenschaftler. Zudem müsse daran gearbeitet werden, das erhöhte Risiko zu entschärfen. Zu den möglichen technischen Lösungen zählten Systeme zur Kollisionsvermeidung und autonome Notbremsen.

Kein Grund, nicht mehr zu Fuß unterwegs zu sein

Die Forschenden um Phil Edwards von der London School of Hygiene & Tropical Medicine hatten das Unfallrisiko in Großbritannien anhand von Daten aus den Jahren 2013 bis 2017 untersucht. Rund 96.000 Unfälle von Fußgängerinnen und Fußgängern, die von einem Auto oder Taxi angefahren worden seien, wurden erfasst. Bei etwa einem Dreiviertel seien es Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinmotor gewesen (knapp 72 000) und bei zwei Prozent (etwa 1700) ein E-Auto oder Hybridfahrzeug. Bei etwa einem Viertel wurden keine Angaben gemacht.

Großteil der Unfälle in Ballungsgebieten

Die Forscher setzten diese Zahlen ins Verhältnis zur Strecke, die mit der jeweiligen Fahrzeugart zurückgelegt wurde und berechneten die Unfallrate für Fußgänger pro 100 Millionen Meilen (etwa 160 Millionen Kilometer). Der jährliche Durchschnitt habe mit 5,16 bei Elektro- und Hybridfahrzeugen doppelt so hoch gelegen wie bei Benzinern und Dieseln mit 2,40. Der Großteil der Unfälle passiere dabei in Ballungsgebieten.

Einschränkend geben die Forschenden unter anderem zu bedenken, dass die Daten nur bis zum Jahr 2017 reichen und es eine Verzerrung geben könnte, weil jüngere, weniger erfahrene Fahrer häufiger ein Elektroauto besäßen. Jüngere Fahrer seien generell eher in Verkehrsunfälle verwickelt. Auch Faktoren wie Unterschiede im Gewicht oder der Beschleunigung der Fahrzeuge könnten eine Rolle spielen.

Stärkere Beschleunigung, mehr Gewicht

Elektroautos beschleunigen oft weitaus stärker, zudem werden sie wie alle Autos im Mittel immer schwerer. Gerade neu verkaufte E-Autos sind oft antriebsstarke, schwere SUVs oder Limousinen. Analysen aus mehreren Ländern zeigten bereits, dass auf E-Autos unter anderem daher im Verhältnis mehr Verkehrsunfälle zurückgehen als auf Verbrenner.

Elektrofahrzeuge fahren, vor allem beim Anfahren, leise. Daher verlangt der Gesetzgeber ein gezielt erzeugtes, kontinuierliches Geräusch, damit auch blinde und sehbehinderte Menschen die Fahrzeuge verorten können.

Das Forscherteam betont, dass die Ergebnisse Menschen nicht davon abhalten sollten, zu Fuß zu gehen oder Rad zu fahren. Die Daten sollen vielmehr dafür genutzt werden, potenzielle Risiken im Straßenverkehr besser zu verstehen und etwas dagegen zu tun.

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