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Elektroauto und Energiemanager: Eine Kombination, die Geld spart

Der Stromanbieter Tibber bietet passend zum dynamischen Stromtarif einen Energiemanager, der das E-Auto möglichst günstig lädt. Wie funktioniert das?​

elektroauto und energiemanager: eine kombination, die geld spart

Wann anstecken? Mit einem Energiemanager fließt Strom, wenn dieser besonders günstig ist. Einen Teil dieser Ersparnis geben Anbieter weiter.

(Bild: Pillau)

Dynamische Stromtarife berechnen den Strom nach den stündlichen Day-Ahead-Preisen der europäischen Strombörsen, in Tibbers Fall der Strombörse Leipzig. Diese Preise bilden sich anhand von Angebot und Nachfrage, jede Stunde kann sich daher der Preis pro kWh ändern. Die unweigerlichen Differenzen zu den Prognosen, nach denen sich die Preise bilden, werden im Intraday-Handel verhandelt, betreffen Stromendkunden jedoch nicht.

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Da die Erzeugung vor allem durch den Ausbau wetterabhängiger, bedarfsignoranter Erzeugung (Wind und Solar) schwankt, ist die effizienteste Anpassung daran ein ebenso schwankender Verbrauch. Aufgrund der hohen Stromnebenkosten belaufen sich die Strompreisschwankungen innerhalb von 24 Stunden meistens auf unter 10 Cent/kWh. In Deutschland fallen rund 75 Prozent des Endkundenpreises auf Umlagen, Abgaben und Steuern und 25 Prozent auf den (in dynamischen Tarifen variablen) Strompreis. Erwarten Sie also nicht zu viel. Dazu kommt, dass der Strom an den Nachfrage-Spitzenzeiten natürlich am teuersten wird. Damit sich ein dynamischer Stromtarif inklusive seiner Risiken rechnet, brauchen Sie also a) einen entsprechend hohen Stromverbrauch und b) eine möglichst hohe Verbrauchsflexibilität. Gut also, wenn ein hoch flexibler Großverbraucher im Haushalt Strom zieht: das Elektroauto.

elektroauto und energiemanager: eine kombination, die geld spart Wenn das Laden automatisiert wird, passiert es konsequent zu den niedrigsten Strompreisen. Smart Charging gehört auch zu den wichtigsten, weil kosteneffizientesten Bausteinen der Energiewende. Deshalb sollten E-Auto-Fahrer unbedingt Tibbers kostenlosen (!) Lademanager aktivieren.

(Bild: Tibber)

Energie managen

Theoretisch könnten Sie jeden Tag Ihr Auto nach einer Strompreisrecherche anstecken. Aber das ist unbequem und wird folglich nicht besonders konsequent passieren. Deshalb gibt es Energiemanager, die jedoch nicht Energie sparen, wie es ihr Name nahelegt, sondern die Kosten für den Energiebezug optimieren. Tibbers Energiemanager läuft auf deren Servern. User haben Zugriff über eine Smartphone-App. Tibbers Server wiederum sprechen dann bei kompatiblen Modellen direkt über die Mobilfunk-Einheit mit dem Auto, um die Ladung zu steuern. Vorteil dieser Vorgehensweise: Es stehen Optionen wie eine Ladeschlussbegrenzung bei z. B. 80 Prozent SoC zur Auswahl, wenn das Fahrzeug sie anbietet. Eine Liste der kompatiblen Fahrzeuge finden Sie auf der Tibber-Website. Zusätzlich lassen sich steuerbare Wallboxen einbinden, auch hier gibt es eine Kompatibilitätsliste bei Tibber. Ein E-Auto, das nicht bereits im System ist, kann man als “Offline”-Auto selbst mit einigen Angaben zur Batterie anlegen. Dann muss als Mindestanforderung die Wallbox übers Internet schaltbar sein.

Tibber integriert auch die Produktion hauseigenen PV-Stroms. Die Höhe des Überschussstroms erfährt der Tibber-Server aus der API des Wechselrichter-Herstellers. Auch hier wieder: Es gibt eine Kompatibilitätsliste. Anders als bei den stündlichen Strompreisen muss hier der Energiemanager die verfügbare PV-Leistung berücksichtigen, die möglichst gut im Haus verbraucht werden soll, da auf eigenen PV-Strom keine Stromnebenkosten anfallen. Da die Energiemanager-Software bei Tibber läuft, passiert alles übers Internet. Auch für Schuko-Ladungen geschaltete Steckdosen müssen online sein, müssen durch die Firewall kommen. Wer angesichts des desaströsen Track Records IoT-Geräten nicht traut und nur im Haus steuern will, muss dort einen Energiemanager laufen lassen, zum Beispiel den von Loxone, zu dem wir demnächst eine ähnliche Übersicht bringen. Beim verbreiteten Sunny Home Manager 2.0 von SMA wird diese Option voraussichtlich erst irgendwann 2024 verfügbar sein.

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Was brauche ich dazu?

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Tibber will das günstige Laden möglichst einfach machen. Für kompatible Autos genügt ein Knopfdruck in der App. Das Auto muss dazu zuverlässig am Parkplatz angesteckt sein und es muss Internet-Zugriff haben – besonders draußen im deutschen #Neuland oder in Tiefgaragen manchmal nicht möglich. Wenn das Auto (oder wenigstens die Wallbox) vom Netz aus steuerbar ist, läuft ab hier alles automatisch. Sie spezifizieren in der App, wann das Auto fahrbereit sein soll, Tibber sucht in der vorgegebenen Zeit unter den vorgegebenen Restraints (z. B. maximale Ladeleistung) das kosteneffizienteste Ladefenster.

elektroauto und energiemanager: eine kombination, die geld spart Mit der Tibber-App steuern Sie den Energiekostenmanager. Er berücksichtigt auch den besonders günstigen eigenen PV-Strom, wenn die Wechselrichterdaten übers Internet verfügbar sind.

Damit Sie einen dynamischen Stromtarif nutzen können, brauchen Sie einen smarten Stromzähler oder Tibbers Alternative: einen kleinen Facehugger, der fast alle digitalen Stromzähler (das ist nicht dasselbe wie ein Smart Meter) über die optische Schnittstelle ausliest und die Daten an Tibber schickt. Das Gerät heißt “Pulse” und kostet für Neukunden 100 Euro. ADAC-Mitglieder erhalten den Pulse zum rabattierten Preis von 35 Euro. Mit einem analogen Ferraris-Drehscheibenzähler können Sie stündlich dynamische Stromtarife nicht nutzen. Tibber bietet solchen Kunden einen über den Monat gemittelten Strompreis an, den das Unternehmen zudem nach der geschätzten Lastkurve des Haushalts gewichtet.

elektroauto und energiemanager: eine kombination, die geld spart Tibbers “Pulse” liest über die optische Schnittstelle fast alle üblichen digitalen Stromzähler aus. ADAC-Mitglieder erhalten das Gerät für 35 Euro, sonstige Tibber-Neukunden zahlen 100 Euro.

Was spare ich?

Tibber rechnet mit einem Kostenvorteil von Smart Charging zu Dumb Charging (also einfach einstecken und los, wenn daheim) von rund 30 Prozent. Einen Wert gegenüber einem fixen Stromtarif kann man nur schwer ermitteln, weil dessen Bepreisung extrem davon abhängt, wann er abgeschlossen wurde. Der bedauernswerte Kollege Sebastian etwa hängt in einem Tarif mit 60 Cent/kWh fest, weil er nach der Pleite seines Stromanbieters in eine ökonomische Notstromversorgung rutschte. Gleichzeitig gibt es noch Leute, die für 26 Cent/kWh fix Strom beziehen. Man kann jedoch in den meisten Fällen rund um den Durchschnitts-Strompreis von einem substanziellen Vorteil für die Fahrstromkosten ausgehen, eher über 20 Prozent. Achtung: Das ist nur Fahrstrom. Beim restlichen Haushaltsstrom gibt es wie eingangs beschrieben nur geringe Vorteile, weil nur geringe flexibilisierbare Verbräuche.

Ein weiterer Großverbraucher ist die Wärmepumpe. Die bietet jedoch in den allermeisten Häusern weniger Flexibilität als das Elektroauto. Wie flexibel die Wärmepumpe nach Stromtarif heizen kann, hängt von Energieverlusten und Speicherkapazität des Hauses ab. Manche Wärmepumpen bieten die Heizung nach Stromtarifen durch einfaches Aktivieren einer Option an. Das Sparpotenzial hier liegt typischerweise im Bereich 10 Prozent des Heizstroms. Eine Heizung kann günstigen Sommer-PV-Strom natürlich nur bedingt nutzen, während das Auto üblicherweise auch im Sommer ähnlich viel fährt. Kurz: Das Elektroauto ist der über den Tag flexibelste, übers Jahr am besten verteilte Verbraucher. Das E-Auto alleine kann also bei ausreichender Fahrleistung den Unterschied machen zwischen “dynamische Stromtarife als Spielerei” und “lohnt sich”. Bei Tibber kommt als Besonderheit der Energiemanager as a Service dazu, das spart einige hundert Euro für die Hardware, auf denen so etwas sonst läuft.

(cgl)

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