Bricht die E-Auto-Nachfrage wirklich ein? Das sind die harten Fakten EFAHRER.com
„Wie Elektroautos zu so einer großen Enttäuschung wurden“, titelt das US-Nachrichtenportal CNN in einem Bericht von Ende Februar. Noch vor wenigen Tagen gab Mercedes-Benz bekannt, dass das Unternehmen seine für 2023 gesteckten Absatzziele für Elektroautos verfehlt hat und seine Ziele für 2030 zurückschrauben will. Der Autoclub ADAC und auch EFAHRER.com berichteten im Januar außerdem, dass der Absatz von Elektroautos deutlich gesunken ist. Hat sich das Thema Elektromobilität damit erledigt?
Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt: Nein, Elektroautos werden weiterhin gekauft, im Januar 2024 lag der Anteil reiner Elektro-Pkw an den Neuzulassungen immerhin noch bei 10,5 Prozent – vor einigen Jahren wäre das fast undenkbar gewesen. Bei der Betrachtung der Zulassungszahlen und ihrer Entwicklung über die Jahre ist ein Punkt besonders wichtig: Nur weil die Nachfrage sich verlangsamt, oder weil sie langsamer steigt als erwartet, bedeutet das nicht, dass weniger E-Autos auf den Straßen unterwegs sind. Elektroautos kommen lediglich nicht in der Geschwindigkeit neu auf die Straßen, wie zunächst prognostiziert wurde. Ein Umstand, der unter anderem auf den Wegfall der Kaufprämie zurückzuführen ist.
E-Auto-Zulassungen: Langsameres Wachstum bedeutet noch lange keinen Rückgang
Im Februar meldete das Kraftfahrt-Bundesamt, dass auch im ersten Zulassungsmonat des Jahres 2024 die Anzahl der Pkw mit alternativen Antrieben (Elektro, Hybrid, Plug-In-Hybrid , Brennstoffzelle, Gas, Wasserstoff), die neu auf die Straße kamen, um 29,7 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahresmonats lag. 17,3 Prozent der im Januar neu zugelassenen Pkw verfügten über einen Elektroantrieb (batterieelektrisch, Plug-in-Hybrid, Brennstoffzelle), was einem Plus von 36,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Bei den rein batterieelektrischen Pkw stiegen die Zulassungszahlen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 23,9 Prozent.
Es gibt immer weniger Benziner und Diesel, während der Elektro-Bestand steigt
Die Zahl der E-Autos, die in Deutschland unterwegs sind, steigt in absoluten Zahlen also weiterhin. Es stimmt allerdings, dass Käufer aktuell zurückhaltender agieren, als viele Autobauer und Analysten zunächst erwartet hatten. Das liegt einerseits an hohen Kaufpreisen, aber auch an mangelnden Lademöglichkeiten und am plötzlichen Aus der E-Auto-Kaufprämie , erklärt Constantin Gall, Autoexperte der Unternehmensberatung EY, gegenüber der Tagesschau. Gall geht davon aus, dass sich diese Zurückhaltung auch durch den Rest des Jahres ziehen wird: „Der Wegfall der Förderung wird zu einem deutlich sinkenden Kaufinteresse und zu insgesamt sinkenden Absatzzahlen bei Elektroautos im Jahr 2024 führen.“
Der Anteil rein batterieelektrischer Fahrzeuge am gesamten Fahrzeugbestand ist aber weiterhin niedrig: Der Bestand benzinbetriebener Pkw belief sich laut dem Statistikdienstleister Statista Anfang des Jahres 2023 auf rund 30,5 Millionen Fahrzeuge. Im Vergleich dazu scheint der Bestand an Elektrofahrzeugen mit knapp über einer Million Einheiten im Jahr 2023 niedrig – auch hier steckt der Teufel jedoch im Detail: Die Gesamtzahl der Pkw mit Benzinmotor sinkt in Deutschland bereits seit 2020: Von 31,46 Millionen im Jahr 2020 auf 30,55 Millionen im Jahr 2023. Bei Pkw mit Dieselantrieb ist die Entwicklung ähnlich: 2019 waren noch 15,15 Millionen Diesel-Pkw in Deutschland unterwegs, 2023 waren es nur noch 14,43 Millionen. Im Gegensatz dazu steigt der Bestand an Elektrofahrzeugen seit dem Jahr 2017 kontinuierlich an.
Von Tobias Stahl