Motorrad

Die Weichen stehen auf Reihen-Twin - Neue Suzuki V-Strom erwischt

MOTORRAD hat den Erlkönig einer neuen V-Strom erwischt. Das Besondere? Im neuen Rahmen hängt ein neuer Motor.

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Die Weichen stehen auf Reihen-Twin – Neue Suzuki V-Strom erwischt

Nun also doch. Nach jahrelangem Zaudern und Zögern scheint Suzuki das zu tun, was man – wäre es nach den Fans der Marke gegangen – schon lange hätte tun sollen. Die Japaner starten endlich wieder durch, und den Anfang wird die Motorrad-Mittelklasse machen. Das ist noch nicht offiziell, aber doch offensichtlich. Jedenfalls dann, wenn man genauer hinschaut. Aber wo genau? Ziemlich exakt hinter dem Vorderrad und unterhalb des Wasserkühlers zweier mit reichlich Tape getarnter Erlkönige, die sich unlängst ganz ungeniert am Stilfser Joch im Touristentrubel tummelten. Da schimmerten nämlich zwei nebeneinander angeordnete Krümmer im Halbdunkel. All das und noch viel mehr in der MOTORRAD 19/2022.

Neuer Motor bei Suzuki

Zwei Krümmer nebeneinander – jeder, der sich ein wenig für Motorentechnik interessiert, weiß spätestens seit der Yamaha MT-07, was das bedeutet. Es ist ein eindeutiger Hinweis auf jene Zylinderkonfiguration, an der heute niemand mehr vorbeikommt, der in der Hubraumklasse zwischen 600 und 900 Kubikzentimetern punkten will. Und noch eins ist heute unerlässlich: So ein Motor soll zwar alle Vorteile eines Reihenzweizylinders mitbringen, also kompakt, leicht und günstig zu produzieren sein. Nur eins, das darf er auf keinen Fall. Nämlich so langweilig klingen, wie es ein gewöhnlicher Reihentwin mit 180 Grad Hubzapfenversatz eben tut. Nein, er soll nicht vor sich hinsäuseln, sondern sich kernig, groß und erwachsen anhören. Wie ein richtiger V2 eben. Wie das gelingen kann, macht der 700er-Twin von Yamaha vor. Es reicht der 270-Grad-Trick mit dem Hubzapfenversatz, und schon wird aus der gepflegten Langeweile ein kerniges Mittelklasse-Abenteuer. Yamaha hat diesen cleveren Kunstgriff bereits Mitte der 1990er-Jahre bei der TDM 850 und dem Sport-Ableger TRX 850 erstmalig eingesetzt, etabliert hat ihn jedoch der Einsatz in dem quirligen Naked Bike MT-07 ein knappes Jahrzehnt später. Damals noch klar im Schatten des großen Dreizylinder-Bruders in der MT-09, kämpfte sich der kleine Twin wacker durch die Hierarchien. Nicht nur im Yamaha-Modellprogramm, wo er mittlerweile von der Enduro Ténéré 700 über das Naked Bike MT-07 bis hin zum Sportableger R7 fast alles bedient. Auch Honda und KTM haben diese Idee inzwischen aufgegriffen, frei nach dem Motto”one size fits all”.

Neue Modelle bei Suzuki

So könnte auch der Suzuki-Weg zurück in die Herzen und Köpfe der Motorradfahrer aussehen. Welche Modelle genau geplant sind, darüber schweigen sich die Japaner eisern aus. Am Stilfser Joch waren jedenfalls eine Reiseenduro und ein Naked Bike unterwegs. Der Größe der Zylinder nach zuschließen, dürfte es sich bei beiden wohl um je eine 800er handeln.

Bye,Bye Vauzwei?

Kollateralschäden werden sich auf dem neuen Suzuki-Weg allerdings nicht vermeiden lassen. Am härtesten wird es zumindest mittelfristig wohl einen Motor treffen, der dieses Schicksal als Letzter verdient hat: den famosen V2, der 1999 in der SV 650 Premiere feierte und auch heute – über 20 Jahre später – noch voll bei der Musik wäre, wenn es um die reine Performance ginge. Hier muss trotz der Nibelungentreue, mit der Suzuki zum V2 hält, der Konjunktiv stehen. Allein, weil diese Erlkönige keine andere Deutung zulassen. Und diese Deutung heißt Reihentwin.

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