Cupra

Cupra Leon Sportstourer (2023) mit 310-PS-Allrad im Test

Ist der VZ Cup 2.0 TSI 4Drive wirklich eine gute Wahl bei der Suche nach einem kompakten Performance-Kombi?

cupra leon sportstourer (2023) mit 310-ps-allrad im test

Im Testwagen-Alltag einer Autoredaktion freut man sich auf manche Modelle mehr, auf manche eher weniger. Der Cupra Leon Sportstourer VZ Cup 2.0 TSI 4Drive gehört da schon eher in die erste Kategorie. Ein kompakter Kombi mit scharfem Design, ordentlichem 310-PS-Allrad-Verbrenner-Bumms und das zu halbwegs bezahlbaren Konditionen. Diese Mischung kann nur gut werden, oder?

Was ist das?

Unter der Gestaltung der spanischen Performance-Marke sitzt – wie nicht anders im VW-Konzern zu erwarten – natürlich der modulare Querbaukasten. Genauer gesagt MQB evo. Also die neueste Mischantrieb-Architektur, die man in Wolfsburg aus dem Regal holen kann und die auch als Grundgerüst für vergleichbare Kompaktmodelle wie den Audi A3 oder den VW Golf 8 herhalten muss.

Im Falle des Cupra mit dem ewig langen Namen wird dann EA888 unter die Haube gesteckt, der aus 2,0 Litern Hubraum, die auf vier Zylinder verteilt werden, bis zu 310 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment mobilisieren kann.

Verknüpft wird der frei von elektrischer Unterstützung arbeitende Otto mit einem 7-Gang-DSG und dem 4Drive-Allrad, der bei der konzerneigenen Konkurrenz dann quattro oder 4Motion heißt. Gewicht? Rund 1,6 Tonnen. 0-100 km/h? 4,9 Sekunden. Topspeed? 250 km/h (elektronisch abgeregelt). Warum wir uns also auf diesen Wagen gefreut haben? Die Antwort waren teilweise die zuvor niedergeschriebenen Zeilen in Form der technischen Daten.

Darüber hinaus sieht so ein Ende-der-Nahrungskette-Cupra Leon Sportstourer ja auch schon im Stand irgendwie schneller aus als die Pendants von Seat mit 150-PS-Diesel und Schaltgetriebe. Dazu bei trägt das tiefergelegte Sportfahrwerk mit DCC-Regelung, die veränderten Schürzen vorne und hinten, die zahlreichen Aero-Anbauten und – so wünscht sich das der Hersteller – die kupferfarbenen Akzente, die ringsum das Auto verteilt werden.

Abgesehen davon haben wir hier einen ganz normalen Seat Leon Sportstourer mit 2,69 Meter Radstand und einem 380 bis 1.301 Liter großen Kofferraum. Platz genug. Für Passagiere und Gepäck.

Wie fährt er denn?

König-Kombi muss ja eigentlich Langstrecke können. Auch in der Kompaktklasse. Hier ist der cupraisierte Leon Sportstourer aber eher nicht so stark. Natürlich unterstützt die Komfort-Assistenz aus dem VW-Regal so gut sie kann mit Spur- und Abstandhaltung, aber die sportliche Auslegung des Fahrwerks mit nervösen wie bockharten Reaktionen auf Querfugen und Bodenwellen stört bei längeren Etappen dann schon etwas. Und dann ist es auch egal, wenn das DCC im Modus “Comfort” unterwegs ist. Das Fahrwerk kann nur hart, härter, am härtesten.

Was man im Alltag vielleicht als störend empfinden könnte, funktioniert bei schnell gewünschten Güter- oder Personentransporten auf der Kurzstrecke aber vorzüglich. Die Frontpartie ist durch die variable Lenkung ziemlich schnell und man bekommt jede Veränderung an der Vorderachse unmittelbar mit und kann darauf reagieren. Dazu das elektronische Sperrdifferenzial und die Unterstützung an der Hinterachse. Perfekt. Und ziemlich grippig. Die volle Traktionsdröhnung gibt’s dann, wenn man auch optional die Potenza Race Semi-Slick-Reifen für die 19-Zöller geordert hat.

Selbst wenn der Fahrmodi-Schalter auf “Cupra” steht und das ESC sich im Sport-Modus befindet (oder sogar ganz ausgeschaltet ist), bleibt durch die klebrigen Pneus immer ein gewisses Sicherheitspolster zwischen den Ambitionen des Menschen am Lenkrad und den Straßenbegebenheiten. Und wenn es doch einmal zu wild war, fangen einen die Brembo-Bremsen mit innenbelüfteten und gelochten 370-Millimeter-Scheiben und Vierkolben-Sattel vorne sowie die 310-Millimeter-Scheiben hinten nachhaltig wieder ein.

Noch ein paar Worte zur Motor-Getriebe-Kombination gefällig? Naja … die ist ja eigentlich ebenso bewährt wie bekannt. Der Motor spricht bei fast jeder Drehzahl sofort an und schiebt mit freudiger Elastizität voran. Das Getriebe ist selbst im D-Betrieb schon schnell. Wenn es noch flotter gehen soll, empfehlen wir den S-Modus oder den Handbetrieb über die Schaltwippen hinter dem Lenkrad.

Aber – und wir hassen uns selbst für diese Aussage – wenn man sich in der letzten Zeit an das unmittelbare Ansprechverhalten eines Elektroantriebs gewöhnt hat, wirkt selbst ein unglaublich gut gemachter Performance-Verbrenner-Antrieb irgendwie träge.

Und gibt es auch echte Kritikpunkte?

Ein nur teilweise negativer Aspekt ist der Verbrauch. Nur teilweise negativ, weil man selbst dafür verantwortlich ist, wie durstig der Leon Sportstourer ist. Im Betrieb auf der Langstrecke fahren wir bei gemäßigtem Gasfuß tatsächlich einen Wert von unter 8 Litern auf 100 Kilometer heraus. Das ist schon ziemlich gut. Wenn es aber schnell gehen muss und man die vor allem im höheren Drehzahlbereich schön sonor klingende Abgasanlage mit ihren vier Auslässen öfter hören will, sind zweistellige Werte im 12-Liter-Bereich auch kein Problem.

Ebenfalls nervig: Das Infotainmentsystem mit seinen zwei Bildschirmen (12 Zoll in der Mitte). Während hinter dem Lenkrad alles noch schön flüssig und geordnet zugeht, müssen wir bei diesem Modell wohl auch noch auf die nächste Generation warten (wenn es eine geben sollte), bevor wir eine schnellere Software, eine bessere Menüführung und ein insgesamt stabileres System erwarten können. Und von den Klimareglern (bei den Facelift-Fahrzeugen aus dem Konzern mittlerweile wenigstens beleuchtet) fangen wir erst gar nicht an …

Der letzte Punkt sind die optionalen Supersport-Schalensitze. Ja … die sehen echt cool aus, aber lassen Sie die besser weg. Für unseren Geschmack sind die etwas zu eng geschnitten, viel zu hart, um dem Kombi-Charakter gerecht zu werden und dann ist die Carbon-Schale auf der Rückseite der Rückenlehne auch noch ziemlich empfindlich. Unser Testwagen hatte rund 10.000 km auf der Uhr und wir konnten schon den einen oder anderen Kratzer feststellen. Viel zu schade solch ein Gestühl, wenn man das Auto auch im Alltag nutzen möchte.

Was muss man bezahlen?

Los geht’s bei 51.815 Euro. Recht fair für das schon ziemlich volle Gesamtpaket in der VZ Cup-Ausstattung. Und wenn man den Kombi jetzt nicht unbedingt im Grenzbereich bewegen will, reichen die dort an Bord befindlichen Annehmlichkeiten auch locker aus. Mehr geht aber natürlich immer.

Die Brembo-Bremsanlage, die erwähnten Sitze, ein sportlicheres Lenkrad, mehr Performance-Optik, Premium-Sound von BeatsAudio, ein Panorama-Schiebedach oder die volle Konnektivitäts-Schelle sowie Matrix-LED-Scheinwerfer gehören zur Zusatzausstattung und so summiert sich ein Hütte-voll-Leon Sportstourer dann auf rund 60.000 Euro auf.

Fazit: 7,5/10 Punkte

Jetzt aber mal Hand aufs Herz und Finger in die Geldbörse: Würden wir einen Cupra Leon Sportstourer kaufen? Die Antwort: Wahrscheinlich schon, denn er kann alles, was ein normaler Seat Leon Sportstourer auch kann. Nur eben schneller und sportlicher. Allerdings würden wir der Familienkasse und den Familienmitgliedern etwas entgegenkommen und auf die sportlichsten Features verzichten. Das schont den Rücken und den Geldbeutel und macht am Ende wohl trotzdem noch Spaß.

Cupra Leon Sportstourer VZ Cup 2.0 TSI 4Drive

  • Motor: 1.968 ccm / 4-Zylinder-Turbobenziner
  • Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Antrieb: 4Drive-Allradantrieb
  • Leistung: 310 PS (228 kW) bei 5.450 – 6.500 U/min
  • Max. Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 – 5.450 U/min
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 4,9 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektronisch abgeregelt)
  • Verbrauch: 8,2 – 8,5 l/100km (WLTP, kombiniert) // 7,9 – 12,3 l/100km (Testverbrauch)
  • Emission: 185 – 192 g/km (WLTP, kombiniert)
  • Länge: 4.657 mm
  • Breite: 1.799 mm
  • Höhe: 1.439 mm
  • Leergewicht: 1.624 kg
  • Zuladung: 591 kg
  • Anhängelast: 1.700 kg (gebremst bei 12% Steigung)
  • Kofferraumvolumen: 380 – 1.301 Liter
  • Anzahl der Sitze: 5
  • Basispreis: 51.815 Euro

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