Cupra

Cupra lässt die Muskeln spielen

Die sportliche Seat-Schwester will bis 2030 zur Elektro-Marke werden. Mit dem Born ist der Anfang gemacht, Tavascan und Rabal folgen bald.

Sportlich brachte die erste Saison in der Formel E noch nicht ganz, was sich die Vorstände der spanischen VW-Tochter Seat von dem Engagement mit der Marke Cupra wohl insgeheim erhofft hatten. Im letzten Rennen der Elektro-Weltmeisterschaft fuhr Nico Müller im Regen von London zwar noch auf einen achten Platz und sicherte sich damit dem Abt Cupra-Team vier weitere Punkte in der Gesamtwertung. Aber in Summe reichten 21 Punkte aus 16 Rennen nur zum letzten Platz in der Teammeisterschaft.

„Mit der späten Entscheidung für den Wiedereinstieg, dem damit verbundenen Testrückstand und der neuen Rolle als Kundenteam war schon vor der Saison klar, dass 2023 kein leichtes Jahr in der Formel E werden würde. Dennoch ist es ABT CUPRA mit vereinten Kräften und vor allem einer im gesamten Fahrerlager bewunderten Moral gelungen, sich von Wochenende zu Wochenende kontinuierlich zu steigern“, kommentierte Abt-CEO und Teamchef Thomas Biermaier das Ergebnis der Formel-E-Saison 2023 – dem ersten nach dem überraschenden Audi-Ausstieg Ende 2021.

cupra lässt die muskeln spielen

Auf dem Weg zurück in die Spitzengruppe In der Formel E fuhr das Abt Cupra-Team dieses Jahr eher selten vorneweg. Was nach einem Jahr Pause aber auch zu erwarten war. Hoffnung machen die guten Ergebnisse von Fahrer Nico Müller in den letzten Rennen. Foto: FormelE

Doch es war beiliebe kein verlorenes Jahr. Weder für das Rennteam, noch für Cupra. Das Team hat viel über den vollelektrischen Rennwagen und die Wettbewerber gelernt, Cupra zahlreiche Erkenntnisse gewonnen, um das Energiemangement und damit die Effizienz von Elektroautos weiter zu steigen. Erkenntnisse, da ist Seat-Entwicklungsvorstand Werner Tietz ganz sicher, von dem auch der Cupra Born, der Cupra Tavascan und der neue Einstiegsstromer Cupra Raval profitieren werden. Der Sport-SUV Tavascan geht im kommenden Frühjahr an den Start, der Raval 2025. Und der Born soll im nächsten Jahr ein kleines Update bekommen.

Hohe Gewinnspannen freuen die Finanzer

Motorsport ist Teil der DNA von Cupra, der nach Porsche und Audi sportlichsten Automarke im Volkswagen-Konzern. Und der jüngsten wie dynamischsten obendrein. Neben der Formel E ist die erst vor fünf Jahren gegründete „Challenger Brand“ auch noch in der Extreme E sowie im elektrischen Tourenwagensport engagiert. Und die diversen Engagements auf Rennstrecken haben sicher auch dazu beigetragen, für Aufsehen zu sorgen und den Absatz von Cupra kräftig zu steigern – und damit Seat zurück in die Gewinnzone zu bringen.

cupra lässt die muskeln spielen

Erfolgsmodell Cupra Formentor Das Auto sieht nicht nur sportlich aus, sondern fährt sich auch sehr dynamisch. Das kommt an – bei vielen Menschen auf der Suche nach etwas Neuem und einer ungebrochenen Freude am Automobil. Foto: Seat

Im vergangenen Jahr vermeldete die VW-Tochter mit 10,5 Milliarden Euro nicht nur den zweitgrößten Umsatz in seiner 73-jährigen Geschichte, sondern zudem einen operativen Gewinn von 179 Millionen Euro – nach langer Durststrecke. „Die Priorisierung von CUPRA, die Implementierung eines neuen Kostensenkungsplans und die Umgestaltung der Arbeitsweise des Unternehmens sind wichtige Elemente, um die langfristige Stabilität der SEAT S.A. zu gewährleisten“, erklärte dazu Wayne Griffiths, der CEO der SEAT S.A.

Und die Erfolgsgeschichte scheint sich fortzusetzen: Im fünften Jahr in Folge sei der Absatz von Cupra in Deutschland in der ersten Jahreshälfte zweistellig gewachsen, tat Vertriebschef Alexander Buk dieser Tage über die sozialen Netzwerke kund. Und das dürfte auch die Finanzer freuen: Am Verkauf eines Cupra verdient das Unternehmen mehr als doppelt so viel wie an einem Seat, verriet ein Insider im Gespräch mit EDISON.

Cupra-Absatz wächst rasant

Cupra spricht laut Guiseppe Fiordispina, dem Marketingchef von Seat Deutschland, Menschen an, die „nach etwas Neuem suchen“, auch nach einer sportlichen Alternative zu den etablierten Marken wie auch zu den Newcomern aus China und Südkorea. Und die weiterhin Spaß am Autofahren haben wollen. Davon gibt es trotz allen Weltuntergangs-Predigern und Störaktionen von so genannten „Umweltaktivisten“ offenkundig auch in Deutschland immer noch eine große Zahl von Menschen.

Bestverkauftes Modell in Deutschland ist derzeit der Cupra Formentor, von dem seit Jahresbeginn rund 15.000 Einheiten neu zugelassen wurden. Die meisten davon übrigens auf Privatkunden. Das sind doppelt so viele wie vom Seat Ibiza und ein Drittel mehr als vom Seat/Cupra Leon. Der SUV ist das deutlich emotionalere Fahrzeug, als 180 kW (245 PS) starker Plug-in Hybrid alles andere als ein Langweiler – und mit einem Durchschnittsverbrauch von etwa fünf Benzin und acht Kilowattstunden Strom bei zurückhaltender Fahrweise auch durchaus klimaverträglich.

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Elektrisches Heißblut Der Cupra Born macht nicht nur eine gute Figur, sondern fährt sich auch sehr angenehm. 2024 wird das Modell optisch und technisch überarbeitet – die Rede ist von einem kW-starken Allradantrieb und neuen Anbauteilen. Foto: Rother

Noch mehr gilt das für den ersten Stromer von Cupra namens Born. Nach anfänglichen Lieferproblemen haben die Neuzulassungen des Elektroautos in diesem Jahr deutlich zugelegt. In Deutschland kamen in der ersten Jahreshälfte knapp 6000 Fahrzeuge des Typs neu auf deutsche Straßen – mehr als doppelt so viele (+145 Prozent) wie im gleichen Zeitraum 2022. Der Cupra Born galt zumindest bis zum jüngsten Facelift des VW ID.3 schon als das attraktivere Modell. Und im kommenden Jahr soll das Modell sowohl optisch wie auch technisch noch einmal überarbeitet werden. Erwartet wird unter anderem eine neue, nochmals sportlichere Variante mit Allradantrieb und bis zu 220 kW Leistung. Nach Informationen von EDISON hat auch Partner Abt daran mitgewirkt.

Cupra Tavascan kommt aus China

Noch mehr Leistung – bis zu 250 kW oder 340 PS – wird der Highperformance-SUV Cupra Tavascan in der Version VZ aufbieten, das noch sportlichere Schwestermodell des Skoda Enyaq RS und VW ID.4 GTX. Versprochen werden Reichweiten von über 500 Kilometer und eine Beschleunigung auf Tempo 100 in nur etwas mehr als fünf Sekunden. Entwickelt und designt wurde der Tavascan in Barcelona, gebaut wird das SUV-Coupé auf Basis des MEB-Baukastens bei Volkswagen allerdings im chinesischen Anhui – die Profitabilität des Unternehmens soll weiter steigen. Bis 2025 sollen zudem der zumindest teilelektrische Kompakt-SUV Terramar (mit Mild- sowie Plug-in-Hybridantrieb) sowie der Elektro-Kleinwagen Raval– die Serienversion der Konzeptstudie „Urban Rebel“ folgen. Ab 2030 wollen die Spanier dann nur noch rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge anbieten – das ist zumindest der Plan.

cupra lässt die muskeln spielen

Raval ohne Krawall Der kleine Cupra ist für 2025 angekündigt. Angeboten wird er ausschließlich mit Elektroantrieb, für um die 25.000 Euro.

Ein Spaziergang wird das nicht, deutet Cupra-COO Sven Schuwirth an. Der Grund sind die anhaltend hohen Kosten für die Stromspeicher: Aktuell koste eine Kilowattstunde Speichervolumen im Einkauf immer noch – oder wieder – um die 150 und nicht wie erwartet und erhofft um die 80 Euro. Bei einer Akkugröße von 50 kWh für ein kleines Elektroauto wie den Cupra Raval lande man da schon bei einer Summe von 7500 Euro allein für die Batteriezellen. Bei einem angepeilten Verkaufspreis von knapp unter 25.000 Euro bliebe da nicht mehr viel für den Antrieb, das Fahrwerk und den Aufbau – „wenn man“, so Schuwirth, „damit noch einen Gewinn machen will.“ Für ein Einstiegsmodell zum Preis von 20.000 Euro müssten die Preise für die Schlüsselkomponente in den kommenden Jahren deutlich sinken – „sonst zahlen wir drauf.“

Das sind schlechte Nachrichten – für die Autoindustrie insgesamt und den VW-Konzern, aber auch für Seat, die Schwestermarke mit den niedrigeren Margen. Was nicht heiße, dass die Marke keine Zukunft habe, trat Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer Spekulationen entgegen, Seat werde zu einer Mobilitätsmarke degradiert und künftig keine eigenen Autos mehr produzieren, schon gar keine Stromer wie seinerzeit den kleinen Seat Mii Electric. Auch unter der Marke Seat werde es wieder ein Elektroauto geben – „nur Geduld“.

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