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BMW 520d Limousine (2024) im Test: Der Langstrecken-Brenner

Und dann wäre da noch der Trick mit den Außenspiegeln ...

bmw 520d limousine (2024) im test: der langstrecken-brenner

Rudolf Diesel ist inzwischen exakt 114 Jahre tot. Und sein Motor? Nicht wenige versuchen den alten Bären endlich zu erlegen. Oder man verteilt schon im Voraus sein Fell. Doch der Knabe erweist sich zäher als gedacht. Irgendwann wird die Schlinge wohl lethal zuziehen. Doch noch ist es nicht soweit.

Rudis Maschine hat Ihr festes Revier in Europa und dort vor allem im Firmenwagen/Flottenkunden-Sektor. Denn es gibt noch genügend Menschen, für die Bremen-Köln eine gewöhnliche Strecke ist wie für meine Mutter der Weg zum Supermarkt. Wer Kilometer schrubbt und feste Termine hat, fährt Diesel. Punkt.

Bildergalerie: BMW 520d Limousine (2024) im Test

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Über 500 Kilometer Strecke zu einer Familienfeier? Perfekt für einen Test des neuen BMW 520d.

Was ist das?

Der neue BMW 5er. G60 lautet sein interner Name als Limousine, G61 als Touring. Beide Aufbauten gibt es mit unzähligen Antrieben. Schließlich ist BMW a) ein globales Unternehmen und merkt b) ganz genau, wohin der Zukunftshase läuft. Ergo gibt es Benziner. Diesel, Plug-in-Hybride (das sogar jetzt im M5) und reine Elektroantriebe. Dann heisst die Chose i5. Optisch kaum unterscheidbar von einem 520i oder 540d.

Noch recht frisch auf dem Markt ist der 540d xDrive mit 3,0-Liter-Sechszylinder-Diesel und 286 PS Leistung. “Unser” 520d ist optional auch mit Allrad erhältlich, der Aufpreis beträgt 2.000 Euro. Weitere Diesel-Möglichkeiten sind nicht zu erwarten, auch aus globaler Perspektive setzt BMW stärker auf Plug-in-Hybride und den i5.

Schnelle Daten BMW 520d Limousine (2024)
Motor Vierzylinder-Turbodiesel plus 48V, 1.995 ccm
Getriebe 8-Gang-Automatik
Antrieb Hinterrad
Leistung 145 kW (197 PS) bei 4.000 U/min
Drehmoment 400 Nm bei 1.500 – 2.750 U/min
Basispreis 59.750 Euro (Stand 18. Juli 2024)

Exterieur | Interieur | Fahrbericht | Sonderausstattungen | Wissenswertes | Fazit

Exterieur

Der BMW 520d beeindruckt schon von außen mit seiner imposanten Erscheinung – noch vor wenigen Jahren wäre er glatt als 7er durchgegangen. Über fünf Meter sind sowohl 5er Limousine als auch der Touring lang, gerade in den weißen Lackierungen könnte man von “Beluga” oder “Moby Dick” reden. Oder etwas netter vom “Intercity Express”. Aber auch hier spielt der weltweite Aspekt eine Rolle, in China gibt es sogar eine Langversion des G60. 

BMW 520d Limousine (2024) im Test

Beim Einparken können die Abmessungen der 520d Limousine für Nervosität sorgen, vor allem die Länge der Front ist nicht zu unterschätzen. Der Einparkassistent scheiterte in der Tiefgarage wie die meisten Automodelle an der Suche nach freien Lücken. Das rückwärtige Einparken nach links oder rechts ist aber ansonsten eine komfortable Option, die schnell und souverän ausgeführt wird, was im Vergleich zu anderen Autos ein entspanntes und sicheres Gefühl vermittelt.

Auch die gehörige Breite ist besonders auf Landstraßen ein Faktor, der 520d füllt die Fahrbahn fast komplett aus. Gleiches gilt auf der Autobahn, wo man in Baustellen besser die rechte Lkw-Spur nimmt. Gewiss: Man gewöhnt sich irgendwann an die Größe des Fahrzeugs. Parkhäuser tun das aber leider nicht …

Nicht das Gelbe vom Ei sind die integrierten Klapptürgriffe. Sie mögen der Aerodynamik dienen, der Sicherheit aber nicht.

Abmessungen BMW 520d Limousine (2024)
Länge 5.060 mm
Breite 1.900 mm
Höhe 1.515 mm
Radstand 2.995 mm
Kofferraum 520 Liter
Leergewicht 1.775 kg
Zuladung 630 kg
Stützlast 100 kg
Anhängelast 2.000 kg (gebremst)

Interieur

Der Innenraum ist hochwertig eingerichtet: Materialien, Verarbeitung und Ausstattung sind auf einem sehr hohen Niveau, abgesehen von kleinen Details wie den hellgrauen Plastikreglern für die Luftauslässe, die nicht jedermanns Geschmack treffen dürften. Auch der Kunststoff um die Schalter der elektrischen Fensterheber wirkte in unseren Augen zu billig. Insgesamt hat BMW aber zurück zur alter Form gefunden.

Der inzwischen ikonische Dreh-Drück-Steller im Kristalllook ist Geschmackssache. Bei direkter Sonneneinstrahlung kann er in der Tat die Sonne unangenehm reflektieren, und seine flache Bauweise erfordert etwas Eingewöhnung, um Kippbewegungen auszuführen. Trotzdem ein Dankeschön an BMW, dass dieses Bedienelement zumindest im 5er erhalten geblieben ist.

Mit vier beleuchteten USB-C-Anschlüssen im Fond sind Mitreisende, besonders Kinder, bestens versorgt. Die doppelte Handyablage mit Wireless-Charging-Funktion in der Mittelkonsole dürfte auch vorne auf längeren Reisen für Entspannung zwischen Fahrer und Beifahrer sorgen. Und natürlich auch das großzüige Raumangebot auf allen Plätzen.

Die automatische Entriegelung und Verriegelung des Fahrzeugs beim Ein- und Aussteigen dürfte den meisten Fahrern ohnehin am besten gefallen. Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings, dass sich die hinteren Türen nicht einfach durch Berühren der Türgriffe entriegeln lassen, sondern ein kurzer Gang zu den vorderen Türen nötig ist – das kann selbst der 3er besser. Dafür ist die elektrische Sitz- und Lenkradverstellung auf hohem Niveau und überzeugt mit butterweichem Motorlauf. Apropos Sitze: Sie sind sehr bequem und perfekt für lange Strecken.

Besondere Freude bereiten das Instrumentendisplay und das riesige, gestochen scharfe Head-Up-Display, das BMW-typisch auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut ablesbar ist. Beide Systeme sind vielseitig konfigurierbar und passen sich den verschiedenen Fahrmodi wie Eco oder Sport an. Wird der Sportmodus aktiviert, signalisieren die rote Ambientebeleuchtung und die sich aufblasenden Kissen in den Sitzwangen, dass das Fahrzeug nun für eine etwas forschere Fahrweise bereit ist.

Fahrbericht

Trotz seiner Größe und seines Gewichts lässt sich der 520d mit dem nun strafferen Fahrwerk beeindruckend dynamisch bewegen. Netter Gag: Das Head-Up-Display zeigt die Fahrdynamik mit einer grafischen Raute an, die sich wie ein Flugzeug in die Kurve legt. So unterwegs vergisst man fast, dass unter der Haube ein Dieselmotor arbeitet, der deutlich weniger nach Diesel klingt als viele andere Triebwerke. Selbst bei Tempo 170 ist es im Innenraum bemerkenswert ruhig.

Besonders beeindruckend ist der Verbrauch des 520d. Im Stadtverkehr ohne Stau, aber mit einigen roten Ampeln, lag der Durchschnittsverbrauch bei 5,5 Litern. Ein kurzer Umweg über die Autobahn erhöhte den Verbrauch nur geringfügig auf knapp unter 6 Liter. Selbst im Sportmodus muss man ziemlich schnell fahren, um den Verbrauch deutlich über 6 Liter zu treiben. Unter optimalen Bedingungen sollte ein Verbrauch mit einer 4 vor dem Komma möglich sein.

Auf der Langstrecke ist eine Fünf vor dem Komma gar kein Problem. Zwischen 5,1 und 5,6 Liter auf 100 km laut WLTP nennt BMW. Wir ermittelten im Test einen Schnitt von 5,8 Liter, angesichts von Masse und Leistung des 520d ein sehr guter Wert. Hinzu kommen (laut Bordcomputer) erzielbare Reichweiten von um die 1.000 Kilometer.

Einen großen Beitrag zur Effizienz leistet die per Software vorbildlich eingesetzte Motorbremse. Während viele Autos selbst im Segelmodus ungebremst auf rote Ampeln oder Kurven zusteuern, verzögert der BMW in fast allen Situationen spürbar und vorausschauend, was die Starterbatterie auflädt – bei null Verbrauch. So sind auch längere Wartezeiten im Start-Stopp-Betrieb kein Problem.

Deutlich weiterentwickelt wurden auch die Fahrerassistenzsysteme. Der 5er hält die Spur feinfühliger und mittiger, unterstützt beim Bremsen und Abbiegen mit aktivierter Navigation, überholt auf Wunsch nicht rechts und bildet bei Stau eine Rettungsgasse. Auch beim manuellen Spurwechsel übernimmt der Assistent die Kontrolle, bevor man in der neuen Spur ist. Wie der Spurwechsel-Assistent funktioniert, zeigt dieses BMW-Werbevideo für den i5 Touring:

Hier zeigt das Instrumentendisplay dem Fahrer auf Autobahnen ab 70 km/h Überholmöglichkeiten an und führt diese nach einem kurzen Blick in den Seitenspiegel aus. Bei dichtem Verkehr ist allerdings schnelles Reagieren gefragt. Die Software agiert eher konservativ und hält sich an die regelkonformen Vorankündigung via Blinker, so dass sich Überholfenster oft schnell wieder schließen. Gut so. Natürlich braucht man solch ein System nicht zwingend, aber man gewöhnt sich doch überraschend schnell an die freihändige Möglichkeit.

Andererseits kostet das System bedingt durch die notwendige Kombination mehrerer Pakete fast 5.000 Euro. Unser Tipp “Driving Assistant Plus” für 1.000 Euro mit Stop-and-Go-ACC und dem praktischen Tempolimit-Assistenten reicht völlig aus.

Fahrleistungen BMW 520d Limousine (2024)
0 – 100 km/h 7,3 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 233 km/h
Verbrauch 5,1 – 5,6 Liter/100 km (WLTP)
CO2-Emissionen 134 – 147 g CO2/km (WLTP)

Ein kleiner Wermutstropfen ist die eingeschränkte Konfigurationsmöglichkeit des Abstands zum Vordermann. Dieser lässt sich nur noch über das Menü und in drei Stufen einstellen, was man früher im 3er in fünf Abstufungen lieber direkt am Lenkrad mache. Auch der neue adaptive Modus ist nicht unser Fall, da er für unseren Geschmack auf der Autobahn zu dicht auffährt, was das Gefühl der unnötigen Bremsbereitschaft verstärkt.

Im Stadtverkehr hingegen hält der 520d beim Abbremsen zu viel Abstand und stoppt gefühlt eine halbe Wagenlänge hinter dem Vordermann. Die Rotlichterkennung ist vor allem beim Warten praktisch, aber man sollte sich nicht blind darauf verlassen. Der automatische Stopp an roten Ampeln funktionierte bei unseren Testfahrten nicht zuverlässig, wenn kein Auto vor uns an der Ampel stoppen musste.

Sonderausstattungen

Wie man schon an der Paketpollitik bei den Asssienzsystemen sieht, lässt sich auch der neue 5er ordentlich mit Extras aufrüsten. 59.750 Euro kostet die 520d Limousine auf dem deutschen Markt. Eine Stange Geld, auch wenn bereits vieles inklusive ist: 18-Zoll-Alus, Live Cockpit Plus, fast komplette Parkassistenz, adaptive LED-Scheinwerfer, Klimaautomatik, Sitzheizung vorne.

Schade, dass alle Metallic-Lackierungen deftige 1.070 Euro Aufpreis kosten, umsonst gibt es nur ein Uni-Alpinweiß. Welche Extras es wirklich sein müssen, bleibt Ihnen überlssen. Wir würde lediglich zu den Komfortsitzen vorne raten, mit Lordosenstütze für knapp 2.500 Euro. Bei einem Langstreckenauto wie dem 520d ergibt das Sinn. Wer sich seinen 520d auf “volle Hütte” konfiguriert, kann auch bei rund 90.000 Euro landen.  Das auf den Bildern zu sehende M Sportpaket Pro schlägt mit 6.500 Euro zu Buche.

Wissenswertes

Sie möchten gerne etwas mit dem 520d ziehen? Nun, eine Anhängerkupplung steht mit 1.200 Euro in der Preisliste. 2.000 Kilogramm Anhängelast bietet der BMW gebremst, ungebremst sind es 750 kg. Dachlast: 75 kg, Stützlast: 100 kg. Mit Allrad bleiben diese Werte gleich, ebenso die Zuladung von 630 kg. Zulässiges Gesamtgewicht der 520d Limousine: 2.405 kg.

Fazit: 9/10

Der beste BMW 520d aller Zeiten. Hier passt diese pauschale und inflationäre Formulierung tatsächlich einmal, denn einen weiteren 520d dürfte es wohl nicht geben. Dazu ist Deutschland zu sehr Diesel-Insel und die Zukunft zu sehr elektrisch. Unser Ratschlag: Kaufen Sie sich 2030 einen 520d als Jahreswagen und behalten Sie ihn lange. Oder bereits jetzt. Denn wer einen 520d sein Eigen nennt, braucht innerhalb Deutschlands weder die Bahn noch das Flugzeug als Verkehrsmittel.

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