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Bier-Region stellt auf selbstfahrende Autos um: Das ist ihr Fazit

bier-region stellt auf selbstfahrende autos um: das ist ihr fazit

In Oberfranken sind Shuttles ohne Fahrer unterwegs

Nach knapp vier Jahren endet das Modellprojekt zu autonomen E-Shuttlebussen in Oberfranken. Die beteiligten Projektpartner sind zufrieden mit den Ergebnissen, betonen aber gleichzeitig die Notwendigkeit einer Fortsetzung. „Offen gesagt: Wir sind noch nicht am Ziel. Wir würden uns freuen, bald ein weiteres Projekt starten zu können, um autonome Fahrzeuge zumindest auf bestimmten Strecken ohne Sicherheitsfahrer im öffentlichen Verkehr einzusetzen“, erklärte Richard Göbel, Forschungsgruppenleiter am Institut für Informationssysteme (iisys) der Hochschule Hof.

Die Hochschule war Teil des Konsortiums, das aus Vertretern aus Wissenschaft, Industrie und Kommunen bestand. Im Rahmen der Shuttle-Modellregion Oberfranken (SMO) waren die Fahrzeuge bisher auf öffentlichen Straßen mit einem Operator an Bord unterwegs, der im Notfall eingreifen konnte. Laut Göbel sei es jetzt an der Zeit, den Einsatz autonomer Shuttles ohne Operator zu erproben und weiter zu erforschen. „In ganz Deutschland gibt es bisher noch kein Fahrzeug, das ohne Sicherheitsfahrer unterwegs ist.“

Verbindung zwischen Herstellern und Verkehrsunternehmen als Schlüssel

Es brauche jedoch eine konkrete Anwendung, die den Herstellern eine echte Marktchance eröffne, erklärte Göbel. Die Hersteller müssten erkennen, dass eine Nachfrage für autonome Fahrzeuge bestehe. „Da sind wir noch nicht. Wir haben momentan ein Henne-und-Ei-Problem“, so Göbel. Während die Hersteller auf einen großen Absatzmarkt warten, stehen auf der anderen Seite Gebietskörperschaften, die langfristig mit ihren Verkehrsunternehmen solche Fahrzeuge einsetzen wollen – jedoch momentan noch keine passenden Fahrzeuge zur Verfügung haben. „Unsere Arbeit dient genau als diese verbindende Brücke. Das wäre entscheidend, um wirklich voranzukommen.“

Autonomes Fahren sei weltweit ein wichtiges Thema, „und wir sollten diesen Weg konsequent bis zum Ende gehen“, betonte Göbel. Dabei dürfe man sich nicht auf Förderrahmenbedingungen ausruhen, sondern solle den Fokus darauf legen, die Technologie jetzt einsatzbereit zu machen, um auch in Deutschland eine Chance für autonome Mobilität zu schaffen. Das Projekt in Oberfranken biete alle nötigen Bausteine, um auf diesem Gebiet erfolgreich weiterzuarbeiten.

Projektkosten von 30-Millionen Euro

Das Projekt gliederte sich in zwei Phasen und hatte ein Gesamtvolumen von rund 30 Millionen Euro, wovon etwa 23,13 Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr und Digitales stammten. In der ersten Phase lag der Fokus auf der Etablierung des Shuttlebetriebs in den Modellkommunen. Die zweite Phase konzentrierte sich auf die vollständige Automatisierung, unterstützt durch Künstliche Intelligenz (KI).

„Wenn man die heutigen Fahrzeuge betrachtet, haben sie noch begrenzte Fähigkeiten“, erklärte Göbel. „Sie können nicht alle Verkehrssituationen bewältigen.“ Das liege auch an unterschiedlichen Ansätzen: In den USA setze man verstärkt auf maschinelles Lernen, um solche Fahrzeuge im öffentlichen Raum zu testen. „Kommt es dort zu einem Unfall, wird versucht, nachzubessern.“ In Europa gehe man dagegen vorsichtiger vor, besonders angesichts des neuen AI-Acts der Europäischen Kommission. „Hier wollen wir schon im Voraus wissen, wie sich eine KI im Verkehr verhält, ob wir das Verhalten erklären und vorhersagen können. Sicherheit hat höchste Priorität.“

Ein zentrales Thema des Projekts sei daher die Frage, unter welchen Bedingungen sich ein selbstfahrendes Shuttle zuverlässig und sicher verhält. Das langfristige Ziel ist es, Fahrzeuge ohne Operator einzusetzen und bei Bedarf aus der Ferne eingreifen zu können.

Fortschritte bei der Entwicklung 

Ein wichtiger Erfolg des Projekts sei die Entwicklung einer Leitwarte, die eingreifen könne, wenn das autonome Fahrzeug an seine Grenzen stößt. „Der Operator hat aktuell noch einige Aufgaben“, erklärte Göbel. So müsse er beispielsweise sicherstellen, dass die Passagiere während der Fahrt sitzen, da das Fahrzeug in einer Notsituation sehr abrupt bremse. Die Überwachung des Fahrzeuginnenraums müsse daher in Zukunft anders gelöst werden.

„Wir haben in diesem Bereich viel Entwicklungsarbeit geleistet und relativ zuverlässige Lösungen erarbeitet, die unserer Meinung nach bald marktreif sein könnten“, betonte Göbel. Diese Fortschritte seien einzigartig und in anderen Projekten so nicht zu finden.

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