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Autobauer und Dienstleister: Die Wege von Seat und Cupra trennen sich strategisch

Seit einigen Jahren freut sich die VW-Konzernspitze über gute Verkaufszahlen aus Spanien. Das nahe bei Barcelona angesiedelte Werk Martorell produziert dort seit 1993 kleine und kompakte Fahrzeuge, die gut ins Portfolio des VW-Konzerns passen.

Seither sind in 30 Jahren 12 Millionen Fahrzeuge hergestellt worden, insgesamt Modelle von 45 verschiedenen Baureihen. Auch Autos anderer Konzernmarken wie VW und Audi rollten bisher in Martorell vom Band.

Seit drei Jahren beschäftigt eine neue Marke die Seat-Verantwortlichen und -Mitarbeiter immer mehr. Um der spanischen VW-Tochter noch mehr Attraktivität und Dynamik zu verleihen, entstand die Seat-Untermarke Cupra. Der Name ist Seat-Kennern bereits als Sportattribut bei gewissen Modellen bekannt. Doch Cupra sollte eigenständig werden und Seat zu neuem Schwung verhelfen.

Der Erfolg stellte sich umgehend ein. In Europa und ganz speziell in der Schweiz war Cupra mit seinem «Tribal»-Logo sowie der Kombination aus dunklen Fahrzeuglackierungen und Akzenten in der Farbe Kupfer ein Renner. Mindestens 40 Prozent aller Seat-Verkäufe entfielen in der Schweiz fortan auf Cupra.

Verkümmert Seat im Schatten von Cupra?

Die Frage stellt sich also, ob die traditionsreiche Marke Seat bald ausgedient hat. Doch Kai Vogler, Seat-Vorstand für Verkauf und Marketing, scheint nicht beunruhigt. «Beide Marken ergänzen sich bestens, weil sie andere Zielgruppen ansprechen.» Der Seat-Klient sei jung, emotional interessiert und ein typischer Einstiegskunde. «Solche Kunden gibt es noch heute, die sind nicht zu Cupra abgewandert.»

Um zu belegen, dass Seat noch immer die erste Geige spielt, spricht Vogler von einem interessanten, nach wie vor frischen Produktportfolio. «Wir haben bei Seat Rekord-Auftragsbücher. Die Nachfrage nach Seat-Autos ist nach wie vor gross.»

Cupra sei für andere Kunden konzipiert, erklärt Vogler. Für solche, die «eben nicht in der Tradition und dem Erbe der Grosseltern weiterfahren möchten, sondern etwas ganz Neues haben wollen». Seat habe mit Cupra eine Nische zwischen Massensegment und Premium-Fahrzeugen gefüllt. «Das funktioniert deutlich besser, als wir es erwartet haben.»

Doch gegenwärtig steht Cupra in der Werbung deutlich im Vordergrund. «Es ist die Stärke von Cupra, dass es die Marke Seat derzeit etwas überstrahlt», erklärt Vogler wenig überzeugend. Immerhin war Cupra jüngst die in Europa am stärksten wachsende Marke. Dabei handelt es sich gemäss Vogler in erster Linie nicht um Umsteiger von Seat, sondern um Neukunden. «Rund 75 Prozent der Cupra-Käufer sind neu.»

Dass Seat bei der Einführung von Cupra deutlich zurückstehen muss, zeigt auch die Tatsache, dass die Stammmarke noch über kein elektrifiziertes Fahrzeug verfügt. Cupra hingegen kann mit dem Born und dem demnächst startenden Kompakt-SUV Tavascan bereits zwei Elektroautos anbieten. Für 2024 ist mit dem Cupra Terramar der erste Plug-in-Hybrid von Seat/Cupra geplant – und damit auch der letzte Cupra mit Verbrennungsmotor überhaupt.

autobauer und dienstleister: die wege von seat und cupra trennen sich strategisch

Wayne Griffiths, CEO von Seat und Cupra, präsentierte bereits im Juni 2022 den geplanten Plug-in-Hybrid Cupra Terramar. Albert Gea / Reuters

Strategischer Wandel zum Mobilitätsdienstleister

Pläne zur Elektrifizierung gibt es zwar vorerst nicht für die Stammmarke Seat. Wie der Verkaufsvorstand Kai Vogler erklärt, soll sich Seat immer mehr zur Servicemarke wandeln. Mobilität als Dienstleistung, so lautet das Stichwort. Mit dem Angebot Seat Mó vermietet der spanische Hersteller bereits erfolgreich verschiedene Elektroroller in allen Grössen. «Seat könnte zu einem der grössten Mobilitätsdienstleister werden», hofft Vogler.

Doch der Marketingmann hat für Seat noch ein anderes As im Ärmel. Derzeit investiert der VW-Konzern 3 Milliarden Euro in die Elektrifizierung des spanischen Werkes Martorell. «Wir beherbergen den Cluster für kleine Batterie-Elektroautos, und das für den ganzen VW-Konzern weltweit», so Vogler.

Als erstes Fahrzeug dieses Small BEV genannten Segments soll der Cupra Urban Rebel auf den Markt kommen. Mit ihm will der Konzern die Mobilität demokratisieren, wie Vogler erläutert. «Er ist bezahlbar, sportlich und sehr emotional. Ich denke, er wird ein Riesenerfolg.»

Doch das muss sich erst zeigen. Bald nach der Lancierung des kleinen Stadtrebells dürften elektrische Kleinwagen von VW und Skoda folgen. Dann beginnt wieder der Wettbewerb unter den Wolfsburger Konzernmarken. Wer gewinnt? Die Erfahrung sagt: Volkswagen.

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