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Audis Meister der Folien Marco dos Santos im GQ-Interview: Das Auto wird zu einer Art Designobjekt"

Audis Meister der Folien Marco dos Santos im GQ-Interview: Das Auto wird zu einer Art Designobjekt”

Audi x Marco dos Santos: Der Meister der Folien im GQ-Interview:

Wir treffen Marco dos Santos an einem Freitagmorgen im Audi Design Center in Ingolstadt. Auf 37.180 Quadratmetern, über fünf Stockwerke verteilt, wird hier entwickelt, was in Zukunft die Straßen beherrscht. “Willkommen in der Zukunft”, begrüßt mich Marco lachend via Handschlag. Der 35-Jährige, gekleidet in “all black” mit getönter Brille, scheint auf den ersten Blick so gar nicht in dieses aufgeräumte, fast schon cleane Umfeld zu passen. Und das ist auch gut so, wie wir später erfahren. An der Hochschule für Design und Informatik in München studierte er Interdisziplinäres Design. Heute ist er Teil des Design-Branding-Teams und Meister der Folien bei Audi. Vom Grafik- zu einer Art Autodesigner zu werden sei eine Herausforderung, macht Marco direkt zu Beginn deutlich. Man müsse umdenken, seine Methoden und Techniken anpassen. Doch wenn das gelingt, sei alles möglich. Er durchsucht einige Zeichnungen, will mir zeigen, was er meint, und schon sind wir mitten im Gespräch.

Marco, Sie vergleichen Ihre Arbeit häufig mit der Gestaltung eines Maßanzuges. Was macht einen guten Maßanzug für ein Fahrzeug aus? Marco dos Santos: Es geht darum, den Charakter des Modells zu erkennen. Und im zweiten Schritt zu entscheiden, welche Dinge man besonders hervorheben und betonen will. Bei einem Maßanzug sind das beispielsweise meist die Taillierung oder die Schultern. Und auch bei einem Fahrzeug geht es um die Muskulatur und die prägnante Schulterlinie. Nur wenn alles perfekt auf den Träger oder eben das Auto abgestimmt ist, sitzt ein Maßanzug perfekt. (Lesen Sie auch: Top 10: Das sind 2023 die beliebtesten Automarken in Deutschland)

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Das Geheimnis des perfekten Maßanzugs

Das heißt, der Maßanzug von Fahrzeug A würde Fahrzeug B nicht passen?Marco dos Santos: Genau. Wenn man in einem Restaurant das Sakko von jemand anderem stibitzt und anzieht, merken die anderen Gäste auch meistens schnell, dass dieses Kleidungsstück nicht für einen gemacht wurde. Dann sitzt die Schulternaht falsch, der Ärmel ist ein bisschen zu lang, oder man erkennt einen Kragenspalt. Und genauso ist es bei einer guten Folierung. Sie geht ideal auf die spezifischen Charakteristika eines Fahrzeugs ein. Das “Livery-Design”, also die Folierung des Q6 e-tron, setzt den Schweller klar von der Karosserie ab, betont die quattro-Blister über den Rädern und übersetzt die im Fahrzeug verbaute e-tron-Technologie in eine einprägsame grafische Sprache. Es gibt sie auf der Welt nur einmal, nur für exakt dieses Modell.

Wenn Sie sich nicht gerade Special-Editions annehmen, ist Ihr Job in erster Linie, mit Ihrer Arbeit die eigentliche Form eines Fahrzeugs zu verstecken. Ist das manchmal auch ein unbefriedigendes Gefühl? Marco dos Santos: Etwas zu kreieren, um zu verstecken? Eine gute Frage. Ich glaube, es geht gar nicht unbedingt in erster Linie ums Verstecken, sondern ums Erkennen der weiteren Geschichten, die man erzählen kann, bevor man alles vom Fahrzeug kennt. Klar, die Architektur des Modells muss in diesem Schritt noch geheim bleiben, aber welche anderen “side stories” kann man bereits aufdecken, welche nur anteasern? Eigentlich der viel spannendere Prozess. (lacht)

Das heißt, es geht bei Ihrer Arbeit auch um das Geschichtenerzählen?Marco dos Santos: Ja. Die Designs für unsere Modelle sind alles andere als willkürlich gestaltet, es geht um das Herausarbeiten von Emotionen und Geschichten, die dahinterstecken. Eine wichtige Philosophie des Audi-Designs heißt: “Technologie sichtbar machen”. Darin liegt auch das zentrale Gestaltungsprinzip: Ich versuche, die wesentlichen Elemente des Fahrzeugs mit meiner Arbeit aufzugreifen und da durch sichtbar zu machen. (Gut zu wissen: Elektro SUV: Das sind die 7 angesagtesten Modelle 2023)

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsschritt in diesem Prozess?Marco dos Santos: Wenn die Idee aus der Theorie, vom Strich auf dem Blatt, es auf das Fahrzeug schafft, und du siehst, wie die Vision wirklich Gestalt annimmt. Das erste Anprobieren des Sakkos quasi. (lacht) Wenn man spürt, die Idee wird aufgehen, das ist der beste Moment!

Was unterscheidet Sie von einem klassischen Autodesigner?Marco dos Santos: Mein Background. Ich komme aus dem Grafikdesign. Ich finde es super spannend, wenn Designer aus einem Bereich kommen und sich dann in einem ganz anderen Terrain ausprobieren dürfen, sodass eine Ideenübertragung zwischen Industrie-, Mode-, UI/UX-, Transportation- oder eben Grafikdesign passiert. Das kann anfangs erst einmal eine Challenge sein, da viele bewährte Methoden und Techniken sich nicht 1:1 über führen lassen und man umdenken und neue Lösungen finden muss, aber irgendwann kommt ein Punkt, an dem man plötzlich spürt, dass es funktioniert… und dann ist es gerade dieser Transfer, der dafür sorgt, dass es sich frisch und ungesehen anfühlt. (Spannend: 24-Stunden-Rennen von Le Mans: Die 12 spektakulärsten Siegerautos aus 100 Jahren)

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“Das Fahrzeug ist eine Skulptur. Es muss 360 Grad umlaufend funktionieren, immer und zu jeder Zeit”

Das heißt, man ist als Neuankömmling in der Branche direkt auf seinem kreativen Höhepunkt oder wird man als Designer mit den Jahren immer besser?Marco dos Santos: Das ist schwer zu sagen. Was heißt schon besser? Man wird auf jeden Fall gewifter darin, eine Idee formal ästhetisch zu übersetzen. Das ist die Übung und Erfahrung, die man aus bereits gemachten Fehlern mitnimmt.

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Was Folierungen und Contouring gemeinsam haben

Mit deinen Designs hebst du bestimmte Dinge am Fahrzeug hervor, während andere eher in den Hintergrund gerückt werden. Klingt ein bisschen wie Contouring in der Beauty-Branche, die Lippen werden betont, die Nase eher versteckt… Geht es dir ähnlich wie einem Make-up-Artist und du schaust dir ein Modell an und weißt direkt, was betont und was versteckt werden sollte?Marco dos Santos: Das ist ein genialer Vergleich. Und ja, so ähnlich geht es mir. Ich schaue ein Modell an und habe schon direkt ein Feeling dafür, welche Bereiche man hier wie betonen müsste, um es noch besser aussehen zu lassen. Jedes Fahrzeug hat für sich eine innere Logik. Manche Dinge erkennt man dabei auf den ersten Blick, andere auch erst auf den zweiten oder den dritten. Hier ist es auch wichtig, sich mit den Menschen, die bei der Entwicklung des Fahrzeugs dabei waren, zu unterhalten, um ein noch besseres Gespür dafür zu bekommen, warum diese Entscheidung so oder so getroffen wurde. Wichtig ist auch, das Fahrzeug, ähnlich wie in der Beauty-Branche nicht zu überladen. Braucht es diese Linie in der Folierung wirklich noch oder steht das Modell hier besser für sich? Manchmal sind die Russian-Lips auch einfach zu viel (lacht). (Dazu passend: Volkswagen ID. GTI Concept: VW zeigt auf der IAA 2023 die Elektrifizierung einer Ikone)

Ich merke schon, da kennt sich jemand aus…Marco dos Santos: TikTok macht es möglich (lacht).

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Wie darf man sich den Designprozess einer solchen Folierung in deinem Kopf vorstellen? Woher kommen die Ideen?Marco dos Santos: Von überall. Ob Mode, Kunst, Robotikbeitrag im Internet, Lidschattenpalette oder die Keramikkachel in der Küche eines Freundes. Das wichtigste für mich ist, so wenig wie möglich andere Fahrzeugfolierungen zu studieren. Denn selbst wenn man sagt, man schaut ja nur und will sich eigentlich null an diesem oder jenem Design orientieren, hat der Kopf die Dinge gespeichert. Und später zeichnet man etwas, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass man eine Varianz davon schon genau so gesehen hat.

Zeichnest du noch mit der Hand?Marco dos Santos: Ja, ich könnte es auch gar nicht anders. Ich kenne viele Kollegen, die mittlerweile auch viel am Computer machen, aber ich brauche diese Verbindung von Kopf, Stift und Hand. So bekomme ich selbst direkt während des Zeichnens einen noch klareren Eindruck von der Idee.

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“Seid wir alle permanent Hochleistungskameras in der Tasche haben, sind unsere Ansprüche in Sachen Design enorm gestiegen.”

Brauchst du dann die absolute Ruhe um dich herum, wie früher beim Lernen?Marco dos Santos: Im Gegenteil. Es muss eigentlich Immer irgendwas im Hintergrund laufen. Egal ob Serie oder Podcast, ich brauche eine Geräuschkulisse. Ich hab das Gefühl, dass es manchmal einfacher ist, seine Ideen festzuhalten, wenn das Gehirn eigentlich gerade mit etwas ganz anderem beschäftigt ist. Ich höre den Podcast und meine Hand zieht mit dem Stift ganz automatisch und cool ihr Ding durch (lacht).

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Die Herausforderungen des Folierungsprozesses

Was ist die größte Herausforderung bei deinem Handwerk?Marco dos Santos: Nicht immer in die gleichen Muster zu verfallen. Die Erfahrung bringt natürlich auch mit, dass man immer besser einschätzen kann, mit welcher Lösung man welches Problem bewältigt. Das Ding ist nur, dass dann alle Probleme mit dem identischen Lösungsweg gelöst wurden. Das kann zu einer Gefahr werden. Es ist wichtig, die bekannte und funktionierende Lösung dann auch mal zur Seite zu legen. Man weiß, dass sie im Notfall noch da ist, aber ist frei genug, sich dem Problem noch einmal ganz neu zu widmen. Man muss den Drive behalten, sich immer wieder selbst herauszufordern und darf nicht zu bequem werden. (Interessant: BMW Vision Neue Klasse: Mit diesem Konzept startet BMW in eine neue Ära)

Wie schafft man das?Marco dos Santos: Indem man den Spaß an der Sache nicht verliert und auch selbst immer weiter wachsen will.

Was ist dein persönlicher Lieblingsschritt im Folierungsprozess?Marco dos Santos: Wenn deine Idee aus der Theorie, vom Strich auf dem Blatt, es auf das Automodell schafft und du siehst wie das ganze wirklich Gestalt annimmt. Das erste Anprobieren des Sakkos quasi (lacht). Wenn man dann spürt, die Idee wird aufgehen, das ist der beste Moment.

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Wann ist eine Folierung für dich gelungen?Marco dos Santos: Wenn ich es schaffe, etwas Persönliches zu integrieren, das sich perfekt mit der Identität des Modells verbinden lässt.

Wie wichtig ist dir die Anerkennung von außen?Marco dos Santos: Ich sag mal so. Wenn man etwas gestaltet hat, was keinem gegen den Strich geht, dann hat man auch etwas gemacht, was keiner so richtig liebt.

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Ist Design eigentlich Geschmackssache?

Dem einen gefallen die Designs, dem anderen nicht. Gibt es ein richtig oder falsch oder ist am Ende des Tages alles einfach nur Geschmackssache?Marco dos Santos: Irgendwie beides. Wir machen keine Raketenwissenschft und die Arbeit des Designers ist grundsätzlich schwer zu bewerten. Ich glaube, es kommt immer auch auf die persönliche Stimmung an dem Tag an. Was gefällt mir heute, was nicht. Gefällt einem überhaupt irgendwas (lacht). Dann spielt natürlich auch noch die kulturelle Prägung mit rein, mit welchen Farben und Formen fühle ich mich wohl, was bin ich gewohnt, was kenne ich aus meinem Umfeld. Aber selbst bei Dingen, die mir vielleicht nicht so gut gefallen, die ich nicht gerne esse, anziehe oder mir in die Wohnung stellen, erkenne ich trotzdem an, dass sie gut gemacht sind. Wenn es funktioniert, funktioniert es. (GQ empfiehlt: Porsche zündet beim Cayenne den Turbo mit dem stärksten Modell bisher – und das als E-Hybrid)

Gibt es einen Kniff oder ein Designelement, was immer und für alle Modelle funktioniert?Marco dos Santos: Große Felgen, große Wirkung (lacht).

Dein Job trägt den Titel “Design Branding”, d.h. du entwickelst visuelle Sprachen, die auf dem Produkt beginnen, aber dann auch in der Kommunikation und in der Event-Architektur fortgeführt werden. Wie schafft man das?Marco dos Santos: Die Ursprungsidee muss immer der Leitfaden bleiben. Bei interdisziplinären Designs ist es wichtig, diese Idee nie aus den Augen zu verlieren und sie trotzdem in den jeweiligen Bereich zu übersetzen. Man muss das Feeling rüberbringen. Eigentlich Man erzählt man den gleichen Dialog aus unterschiedlichen Kamerawinkeln.

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“Jedes Fahrzeug hat für sich eine innere Logik. Manche Dinge erkennt man dabei auf den ersten Blick, andere auch erst auf den zweiten oder den dritten”

Ist deine Designsprache international oder funktionieren bestimmte Designs nur in bestimmten Ländern?Marco dos Santos: Ich hoffe und so wird es mir auch gespiegelt, dass die Designs international funktionieren. Und das ist auch richtig und wichtig so, schließlich ist Audi eine internationale Brand. Natürlich werden bestimmte Dinge in unterschiedlichen Ländern anders aufgefasst und gelesen, aber am Ende funktionieren sie überall oder nirgends. Das ist wie eine grafische Sprache. Man sieht die Powerstripes und weiß, das ist Audi.

Aktuell liegt der Fokus von Folierungen in erster Linie auf dem Exterieur-Design. Gibt es deiner Ansicht nach hier auch Potenzial für das Interieur?Marco dos Santos: Absolut. Wir tasten uns tatsächlich auch schon langsam an dieses Terrain heran. Mehr darf ich dazu leider noch nicht sagen. Aber es ist natürlich längst Gegenwart, dass wir uns im Innenraum eines Autos immer wohler fühlen möchten und dass dieser Ort zu einer Art zweitem Wohnzimmer wird. Deshalb macht hier die individuelle Gestaltung mit Folierungen auch total Sinn. (Auch passend: E-Mobility: Diese 5 Features könnten bald alle E-Autos mitbringen)

Folierst du auch andere Dinge? Zum Beispiel deine Küche, wenn dir das Design nicht mehr gefällt…Marco dos Santos: Eigentlich eine sehr gute Idee (lacht). Aber ich bin leider total ungeschickt. Ich bin Linkshänder und habe trotzdem noch drei linke Hände. Ich beobachte die Folierung an sich auch immer mit genügend Sicherheitsabstand. Aber als Designer gestalte ich natürlich im Kopf ständig irgendwas. Das hört zu meinem Glück oder Pech, je nachdem, nie auf.

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Mit deinen Designs lenkst du auch die Aufmerksamkeit der Menschen über das Auto. Erzählt man mit dem dreidimensionalen Design folglich auch eine Art Geschichte, mit Start, Höhepunkt und Endteil? Oder gibt es hier nicht die eine richtige Leserichtung?Marco dos Santos: Die gibt es nicht und das ist mit der größte Unterschied zum klassischen Grafikdesign. Schließlich weiß man nie, von welcher Seite oder welchem Winkel eine Person das Auto zum ersten Mal sieht und in welche Richtung es sich dann bewegt. Man kann nicht wie bei einem Film mit der Kamera vorgeben, dass zunächst der Teil, dann der und dann der im Fokus ist. Das Auto ist wie eine Art Skulptur. Es muss 360 Grad umlaufend funktionieren, immer und zu jeder Zeit.

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Der Einfluss der modernen Technologie auf die Formensprache

Deine Designs muten häufig wie eine von der Technologie inspirierten Formensprache an. Inwiefern hat die Elektrifizierung der Fahrzeuge deine Arbeit verändert?Marco dos Santos: Audi hat 2018 das erste vollelektrifizierte Serienfahrzeug auf den Markt gebracht und ab diesem Moment wurde der Schritt natürlich auch im Design deutlich. Man wollte das neue Kapitel kennzeichnen. Über die Jahre hat sich das Design dann natürlich mit der Technik mitentwickelt. Technik und Design sind eng miteinander verflochten. Die Technologie wird immer leistungsfähiger und präziser und das wird auch in der Gestaltung, der Wahl der Materialien und der Erzählweise der Geschichten deutlich. (Lesen Sie auch: Elektro Pick Up: Die 5 angesagtesten Mini-Laster)

Inwieweit hat sich deiner Meinung nach der Designanspruch der Menschen in Sachen Auto in den letzten Jahren verändert?Marco dos Santos: Seid wir alle permanent Hochleistungskameras in der Tasche haben, sind unsere Ansprüche in Sachen Design enorm gestiegen. Ästhetik ist ein elementarer Bestandteil unseres Alltags geworden. Und das schlägt sich natürlich auch auf die Wahl der Dinge, die wir jeden Tag nutzen, nieder.

Siehst du das als Chance oder Gefahr für die Branche?Marco dos Santos: Ich sehe es als Chance. Den Menschen ist es heute viel wichtiger, wie die Dinge aussehen. Früher war das Auto nur ein Fortbewegungsmittel, was uns von A nach B bringt, heute ist es mindestens genauso wichtig, wie dieses Fortbewegungsmittel aussieht. Das Auto wird zu einer Art Designobjekt, das Fahrzeugdesign zu einer Verlängerung der eigenen Selbstwahrnehmung. Das bringt natürlich viel Potenzial mit sich, für die Brands und auch für die Designer.

Entsprechen deine Folierungen auch immer zu 100 % deinen persönlichen Geschmack oder ist es manchmal auch wichtig, Dinge im Auftrag von zu designen?Marco dos Santos: Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt trennen könnte. Wenn ich selbst nicht zu 100 % hinter den Designs stehe, kann ich sie nicht ruhigen Gewissens in die Welt schicken. Wenn sie mir nicht gefallen, woher soll ich dann die Sicherheit nehmen, dass sie jemand anderem gefallen? Ich versuche natürlich die Essenz der Brand zu treffen und es geht bei den Designs auch nicht um meine persönliche Selbstverwirklichung. Aber ich muss danach sagen können, das ist das Coolste, was ich für die Marke bei diesem Projekt mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln rausholen konnte.

Musst du deine Designs manchmal auch erklären?Marco dos Santos: Das kommt darauf an, wer fragt. Wenn man mich fragt, könnte ich natürlich zu jedem Element genau ausführen, wieso was wie aussieht. Wenn man mich nicht fragt, bilde ich mir immer ein, die Menschen spüren das Feeling auch ohne große Worte und Erklärungen (lacht). Der Auseinandersetzungsgrad ist immer der betrachtenden Person überlassen. Wer sich intensiv mit dem Thema beschäftigen will, dem erkläre ich dann auch mal gerne die Semantik. Aber ich freue mich auch über Menschen, die einfach sagen: wow, tolles Design. (Kennen Sie schon? Dieser Rolls-Royce ist der erste Zweisitzer der Marke – und enthält eine Audemars Piguet)

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“Wenn man etwas gestaltet hat, was keinem gegen den Strich geht, dann hat man auch etwas gestaltet, was keiner so richtig liebt”

Könnte so eine nachhaltigere Zukunft aussehen? Weniger neue Autos, mehr Folierungen, die man regelmäßig austauscht?Marco dos Santos: Das wäre auf jeden Fall eine Idee. Man muss aber leider sagen, dass so eine Folierung etwas aufwändiger und teurer ist, als eine iPhone-Hülle, die wir jede Woche je nach Lust und Laune tauschen. Aber die Grundidee ist super. Man trägt den eigenen Geschmack noch deutlicher nach außen.

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Die kreative Zukunft der Automobil-Branche

Nimmst du Autos anders wahr, seit du sie selbst mitgestaltest?Marco dos Santos: Ja, ich glaube dagegen kann man auch gar nichts tun. Also ich laufe jetzt nicht durch die Stadt, bücke mich bei jedem Auto und zähle mit wie vielen Linien das neue Schwellerthema beim Konkurrenten gelöst wurde (lacht). Aber wenn ich in den Medien etwas über neue Modelle lese, muss ich es meist genau wissen.

Was wird deiner Ansicht nach die größte Herausforderung im Automobildesign in den nächsten Jahren?Marco dos Santos: Noch coolere Designs zu entwerfen und diese noch schneller auf die Straße zu bringen. Und die ganzen Vorhaben in der Branche moralisch, sozial und ökologisch integer umzusetzen.

Wie stehst du zu der schnellen Teilbarkeit der Designs durch Social Media und Co. Am Montag gepostet, scheint es am Dienstag schon wieder alt…Marco dos Santos: Dann muss man am Dienstag direkt nachlegen. Ich mag die Idee, dass Menschen, selbst wenn sie das Fahrzeug nicht besitzen können, durch die sozialen Medien ein Stück von der Idee mit in ihre eigene Welt nehmen können.

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