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Audi SQ8 E-Tron: Fitnessprogramm für den Oberklasse-Elektro-SUV

Nur kurz die Spitzen schneiden und tschüss? Nö. Audi geht dem 2018 präsentierten Elektro-SUV beim Facelift aka Produktaufwertung ganz schön unters Blech. Teils stärkere Antriebe, mehr Akkukapazität und Ladeleistung, kompetenteres Handling. Und natürlich etwas Make-up an der Front und überhaupt inklusive des neuen zweidimensionalen Logos.

audi sq8 e-tron: fitnessprogramm für den oberklasse-elektro-suv

Audi Q8 e-tron

Alles logo? Das sehen wir uns genauer an. Besser: fahren es raus. Mit dem Topmodell SQ8 E-Tron. Richtig gelesen, Audi gibt dem E-Tron die Vorsilbe Q8 respektive SQ8, schließlich läuft die Verbrenner-Zeit des Originals bald ab. Während sich der elektrische Power-SUV im Zeitsparen übt. Nicht nur beim Beschleunigen, wo seine drei Motoren wie gehabt bis zu 503 PS und 973 Newtonmeter Drehmoment auswerfen und den 2,7-Tonner in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 und bis zu Topspeed 210 boosten. Hier hat sich nichts geändert, der 124 kW-Motor an der Vorderachse kooperiert mit jeweils eine 98 kW-Maschine pro Hinterrad, was Allradantrieb samt blitzschnellem Torque Vectoring ergibt.

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Wanken? Nö

Und damit sich das auch richtig lohnt haben die Audianer intensiv am Handling gefeilt, die bisweilen geäußerte Kritik am vermeintlich schluffigen Lenkgefühl hat anscheinend gesessen. Wie wir im letzten Winter schon exklusiv vorab bei Testfahrten auf Eis im hohen Norden erleben durften, reagiert der E-Tron nunmehr deutlich schneller auf Kommandos. Direktere Übersetzung, veränderte Achskinematik, steiferes Fahrwerkslager an der Vorderachse. Passend dazu verändert man auch die Abstimmung der serienmäßigen Luftfederung und der Adaptivdämpfer (mit jetzt größerer Spreizung innerhalb der Verstellmodi), sodass sich der Aufbau beim Anlenken weniger bewegt, die Lenkbefehle nicht in Wanken verebben.

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Tiefer Schwerpunkt, schnelle Regler

Und das funktioniert. Niemals übertrieben spitz, jedoch gefühlsechter und agiler als bisher sticht der Audi in Kurven. Gern auch enge, wo er die Möglichkeiten es E-Antriebs und der jetzt freizügigeren elektronischen Regelungen nutzt. Bis zu 10.000-mal pro Sekunde lesen die Rechner Sensordaten ein und geben Stromwerte an die Maschinen aus, das elektronische Torque Vectoring leitet Antriebsmomente innerhalb von fünf Millisekunden ans richtige Rad. So schnell bekommt das kein Verbrenner hin. Wenn jetzt auch noch die bekannte kontrollierte Bremsfunktion der kurveninneren Vorderades das Einlenken optimiert – Junge, Junge. Klar ist der SQ8 E-Tron mit 2.650 Kilogramm ein blockschwerer Apparat, aber wie bei seinem Verbrenner-Bruder wird das Gewicht überraschend gut kaschiert. Dabei hilft ihm der tiefe, zentrale Schwerpunkt durch die Akkupakete.

Enger packen, mehr winden

Die sich ebenfalls wanden: setzte Audi bisher beutelartige Pouchzellen ein sind es ab sofort prismatische. Diese sind mittels des sogenannten Stacking-Verfahrens gepackt, in dem das Zellmaterial in Schichten übereinander liegt und den Raum, der wie gehabt 2,28 Meter langen und 1,63 Meter breiten Aluminiumkiste besser nutzt als bislang. Das Akkuvolumen steigt damit auf nun netto 89 kW in der Basis 50 E-Tron und 106 bei 55 und SQ8 E-Tron. Brutto sind das 95 und 114 kW, die jetzt auch schneller geladen werden, nämlich mit zu 170 kW. Als Reichweite verspricht Audi beim SQ8 bis zu 513 Kilometer (andere Modelle erreichen bis zu 600), bei dynamischer Fahrt (höhö) schrumpft der Reichweitenhorizont auf eher gut 400 Kilometer – da hilft selbst die optimierte Aerodynamik wenig. Stromsparer sollten ohnehin zu den Basis-E-Tron schielen, denn bei ihnen modifizierte Audi die Asynchronmaschinen an der Hinterachse. Zwei Windungen mehr im Stator erzeugen ein stärkeres Magnetfeld für höhere Effizienz.

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Krallen, flauschen, rekuperieren

Wir erzeugen jetzt aber erstmal Fahrfreude, denn der Elektro-SUV frisst fast schon erschreckend schnell und freudig Geraden und krallt sich Kurven. Schöne proportionale Lenkung mit festem Handmoment, neutrales Eigenlenkverhalten mit der Möglichkeit zum Heckdrücken bei reduzierter Hilfselektronik und eine feine Anbindung an die Straße verbinden sich zu einem runden, niemals anstrengenden Handling. Audi vermeidet es dabei, den Dynamikmodus zu hölzern und unkomfortabel auszulegen. Wobei: Flauschen kann der SQ8 E-Tron ebenfalls, im Komfortmodus filtert er Unebenheiten sorgsam aus (so gut es die großen Räder zulassen) ohne andererseits zum Wippen oder Wanken zu neigen.

Sparen? Doch nicht beim Innenraum

Steifes Chassis, sorgsam abgestimmte Federung und die kultivierten E-Maschinen liefern eine gute Basis, auf die der hochwertig verarbeitete Innenraum aufbaut. Zumindest ist nirgends zu spüren, dass man wegen der teuren E-Transformation irgendwo sparen musste. Am Platz eh nicht und auch Sitzkomfort, Oberflächenqualität sowie die Bildschirme sind Oberklasse.

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Bedienung? Nach kurzem Training tiptop

Und die Bedienung? Hat sich nicht geändert, bleibt weitgehend digital, jedoch mit ein paar physischen Reglern und Tasten. Ein Besitzer wird sich das System einmal nach Wunsch konfigurieren und dann läuft es, doch selbst Erstnutzer müssen sich nicht von Bord stürzen, der E-Tron ist in seinen Grundfunktionen problemlos zu steuern. Apropos: Abstürze registrierten wir auf unserer Testfahrt keine, dafür eine effektive Rekuperation (einstellbar von freiem Rollen über Automatik mit prädiktivem Effizienzassistenten bis zu One-Pedal) sowie ein ausreichend festes, jederzeit verlässliches Bremspedalgefühl des Brake-by-Wire-Systems, das unmerklich überblendet. Überblenden: Stichwort für die digitalen Matrixscheinwerfer, die wie gehabt mit 1,3 Millionen Mikrospiegeln für eine perfekte Fahrbahnausleuchtung und Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer sowie neuerdings auch für Informationen auf der Fahrbahn sorgt.

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Die Basismodelle kommen Ende Februar 2023 (Grundpreis Q8 E-Tron: 74.400 Euro), der SQ8 Ende Mai, um dann dank des Ladedienst-Anbieterwechsels (nutzt jetzt den VW-Service Elli) Zugriff auf 400.000 Ladesäulen in 27 Ländern zu haben. Wie gesagt: Nix mit Spitzen schneiden und tschüss.

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