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Audi Q6 e-tron: Elektro-SUV startet mit bis zu 380 kW

Passend zum Claim "Vorsprung durch Technik" war die Vorstellung ein technischer Deep Dive

audi q6 e-tron: elektro-suv startet mit bis zu 380 kw

Audi stellt den Q6 e-tron vor. Er füllt die Lücke zwischen dem Q4 e-tron und dem Q8 e-tron. Das neue Mittelklasse-SUV ist zudem Audis erstes Auto auf Basis der rein elektrischen Premium Platform Electric (PPE), auf der auch das Schwestermodell Porsche Macan basiert.

Bestellbar ist der Audi Q6 e-tron ab Ende März, beim Händler steht er ab diesem Sommer. Dann sind zwei Allradantriebe verfügbar, zwei Hecktriebler folgen später. Zu den Besonderheiten des Audi gehört die variable Lichtsignatur, die es so bei keinem anderen Modell und bei keinem anderen Hersteller gibt.

Exterieur und Maße

Der Audi Q6 e-tron ähnelt optisch dem Verbrenner-Modell Q5, doch der Grill ist hier “invertiert”: Helle und dunkle Partien sind vertauscht. Mit 4,77 Meter ist der Stromer ein paar Zentimeter länger als das fossil angetriebene Modell, mit 1,65 Meter aber auch zwei Zentimeter höher. Verglichen mit dem Q4 e-tron ist der Neuling rund 20 Zentimeter länger, andererseits aber 15 Zentimeter kürzer als der Q8 e-tron.

In puncto Optik hebt Audi gern die “Quattro-Blister” über den hinteren Kotflügeln hervor, die den Allradantrieb hervorheben sollen – bei den Elektroauto ist die Benennung verfehlt, denn hier kommt ja bei den Allradlern die Vorderachse dazu, nicht die Hinterachse. Die seitlichen Sicken gehen hinten in die Heckleuchten über, vorne in die Tagfahrlichter – die eigentlichen Scheinwerfer sind darunter angeordnet.

Völlig neu ist die Lichttechnik: Das Auto hat vorne wie hinten eine variable Lichtsignatur. Die vorderen Tagfahrlichter bestehen aus zweimal 61 rechteckigen “Pixeln”, zusammen also 122, am Heck sind es drei Panels links und rechts mit je 60 dreieckigen “Pixeln”, zusammen also 360. Daraus werden verschiedene Lichtsignaturen erstellt. Wer will, kann sich vor oder hinter das Auto stellen und sich sein Lieblingsmuster per Smartphone-App heraussuchen:

Versionen, Akkus und Antriebe

Zum Start gibt es wie beim Macan zwei Allradler: Der normale Q6 e-tron quattro bietet 285 kW, der SQ6 e-tron quattro bei aktivierter Launch Control sogar 380 kW. Damit sind die Antriebe allerdings etwas schwächer als beim Macan, wo 300 bzw. 470 kW geboten werden. Wie beim Schwestermodell besitzen die beiden Startversionen eine Batterie mit 95 kWh netto (100 kWh brutto).

Der Akku besteht aus 12 Modulen à 15 prismatischen Zellen. Die insgesamt 180 Zellen sind sämtlich seriell geschaltet, um die Spannung von 800 Volt zu erhalten – die Konfiguration ist also 180s1p. Die Zellen stammen von CATL, andere Hersteller sollen jedoch hinzukommen. Sie haben eine NMC811-Chemie und ermöglichen bei den Allradlern Reichweiten um die 600 km.

Audi Q6 e-tron quattro Audi SQ6 e-tron quattro
Antrieb AWD 285 kW AWD 380 kW
0-100 km/h / Spitze 5,9 Sek. / 210 km/h 4,3 Sek. / 230 km/h
WLTP-Stromverbrauch 17,0-19,4 kWh 17,5-18,4 kWh
Akku / WLTP-Reichweite 95 kWh netto / 625 km 95 kWh netto / 598 km
Max. Ladeleistung AC/DC 11 / 270 kW
Ladedauer 10h mit AC (0-100%), ca. 21 min mit DC (10-80%)
Ladegeschwindigkeit DC ca. 3,2 kWh/min
Basispreis 74.700 Euro 93.800 Euro

Während Porsche uns gegenüber keine Hecktriebler bestätigen wollte, kündigt Audi gleich zwei RWD-Varianten an: eine Basisversion und ein reichweitenstarkes Modell. Beide dürften einen 280-kW-Heckmotor erhalten – den gleichen, den auch der 285-kW-Allradler bekommt.

Beim Einstiegsmodell wird statt des 95-kWh-Akkus eine kleinere Batterie eingebaut. Hier werden die mittleren zwei Module weggelassen. Die restlichen 10 Module à 15 Zellen speichern 83 kWh brutto (und vermutlich 79 kWh netto). Der andere Hecktriebler bekommt die 95-kWh-Batterie, wird mit dem 280-kW-Heckantrieb aber deutlich mehr Reichweite haben als die zum Start gebotenen 625 km. Gefragt, ob das Modell dann in die Nähe von 700 km kommen würde, sagte uns Batterieexperte Johannes Haf, diese Schwelle würde “pulverisiert”.

Während Porsche beim Macan vorne wie hinten Permanentmagnet-Synchronmotoren verwendet, setzt Audi nur hinten PSMs ein, vorne aber Asynchronmaschinen (ASMs). Vorteil: Die Sekundärachse (die vordere) kann einfach stromlos geschaltet werden, während die Macan-Vorderachse auch dann bestromt werden muss, wenn sie nicht gebraucht wird – sonst würde sie bremsen.

Porsche entschied sich offenbar für den stärkeren PSM, während Audi den besser deaktivierbaren (und günstigeren) ASM verwendet. In Summe verbraucht das Basismodell des Macan mit 17,9-21,1 kWh etwas mehr als der Audi mit 17,0-19,4 kWh. Dafür ist der Porsche 15 kW stärker.

Außer den Motoren umfasste die beiden Antriebseinheiten je ein Eingang-Getriebe und einen Inverter. Das Getriebe besteht aus jeweils drei Zahnrädern, weil sich mit zwei nur eine Übersetzung von etwa 4 erzielen ließe, wie uns Motorexperte Florian Bittner sagte, während der Q6 eine Übersetzung von 9 hat. Was den Inverter angeht, so arbeitet der hintere wie bei Porsche mit Siliciumcarbid-Halbleitern; daher arbeitet diese Achse besonders effizient – beim Antrieb und beim Rekuperieren.

Rekuperation

Die Rekuperation kann mit bis zu 220 kW erfolgen. Dabei erfolgen kleinere Verzögerungen aus Effizienzgründen allein über die Hinterachse, größere dann über beide Achsen. Erst wenn noch mehr Verzögerung nötig ist, werden die Hydraulik-Bremsen dazugeschaltet. Besonderheit: Durch Ventile in den hydraulischen Bremsleitungen kann auch nur die hintere Achse gebremst werden. So ergeben sich gleich vier Modi beim Verzögern:

Während Porsche die Schubrekuperation (also die Rekuperation beim Loslassen des Gaspedals) komplett ablehnt, weil Segeln effizienter ist, unterstützt Audi diese Form der Energierückgewinnung und lässt so der Kundschaft die Wahl. Die Stärke lässt sich in drei Stufen über Paddles am Lenkrad einstellen: 0 für Segeln, 1 für schwache und 2 für stärkere Rekuperation. Die stärkste Bremswirkung erreicht man, indem man den B-Modus über den Schalter in der Mittelkonsole aktiviert. Er ermöglicht echtes One Pedal Driving bis zum Stillstand, wie wir bei ersten Fahrversuchen feststellen konnten.

Besonderheit: Wenn man bei voller Batterie das One Pedal Driving aktiviert, spürt man die gleiche Verzögerung wie bei teilweise geleerter. Weil die wiedergewonnene Energie nicht in den vollen Akku eingespeist werden kann, wird in diesem Fall hydraulisch über die Scheiben gebremst. Wenn das nicht sinnvoll ist (weil die Bremsen schon heiß sind), kann die Energie als Wärme über die Kühlflüssigkeit und den Kühler nach außen abgeführt werden.

Eine weitere Spezialität: Man kann das Auto auch dann vorklimatisieren, wenn es nicht am Netz hängt. Dann wird die Heizenergie aus der Batterie entnommen. Ungewöhnlich ist auch der PTL-Luftheizer, der die Innenraumluft erwärmt wie ein Heizlüfter (also ohne Kühlflüssigkeit). Wenn man seinen Ski-Tag zum Beispiel um 17 Uhr beendet, kann man den Q6 e-tron auf dem Parkplatz für diesen Zeitpunkt vorwärmen.

Die Kühlwasserleitungen des Akkus sind U-förmig, um eine möglichst homogene Temperierung zu ermöglichen

Aufladen mit bis zu 270 kW

Aufgeladen wird mit 11 kW Wechselstrom; später soll es optional auch einen 22-kW-Bordlader geben. Dank 800-Volt-Architektur kann zudem mit bis zu 270 kW Gleichstrom geladen werden. Damit soll sich der Akku in 21 Minuten von 10 auf 80 Prozent bringen lassen. In zehn Minuten soll man so Strom für 255 Kilometer nachladen können. Dabei wird Plug & Charge unterstützt. Bietet die Ladesäule nur 400 Volt, dann tritt wie beim Macan das so genannte Bankladen in Aktion: Der Akku wird in zwei Partien unterteilt, die dann mit bis zu 135 kW geladen werden.

Cockpit und Bedienung

Das Cockpit des Q6 e-tron wurde bereits vor einigen Monaten im Detail vorgestellt. Hier gibt es ein völlig neues, leicht gekrümmtes Doppeldisplay, bestehend aus einem 11,9-Zoll-Instrumentendisplay und einem 14,5-Zoll-Touchscreen, beide mit OLED-Technologie. Außerdem wird noch ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktion eingebaut sowie ein Beifahrerdisplay. Über letzteres kann man Videos ansehen (ohne dass die Fahrerin oder der Fahrer abgelenkt wird) oder auch die Navigation bedienen, um die Person am Lenkrad zu unterstützen.

Die Getriebemodi P, N, R, D und B werden mit einem Schalter in der Mittelkonsole aktiviert. Physische Bedienelemente gibt es für die Lautstärke und den Warnblinker, aber leider nicht für die Klimaanlage – bei holpriger Fahrbahn dürfte das Einstellen per Touchscreen schwer sein.

Das Infotainment basiert wie bei Porsche auf Google-Technik. Wir erprobten die Ladeplanung und erhielten sehr schnell plausible Ergebnisse für Strecken von München nach Paris und nach Malaga. Dabei wird auch angezeigt, wie viele Säulen belegt sind und ob der Standort am betreffenden Tag schon einmal genutzt wurde. Und natürlich wird die Batterie automatisch vorkonditioniert, wenn DC-Ladestopps eingeplant sind.

Für die Innenraum-Optik bietet Porsche zahlreiche Optionen an, von einer schwarzweiß melierten Stoff-Ausstattung über eine Version mit weißem Leder und Holz (braun oder im Look von schwarzweißer Birkenrinde) bis hin zu gebürstetem Aluminium. Außerdem gibt es drei verschiedene Sitztypen; für die teureren gibt es auch Lautsprecher in den Kopfstützen.

Bei unserer kleinen Sitzprobe fielen an etlichen Stellen Hartplastik-Partien auf, die es bei einem Premium-Modell eigentlich nicht geben sollte. So an den Armauflagen in den Türen, an den Rückseiten der Vordersitze und am hinteren Ende der Mittelkonsole. Kopf- und Kniefreiheit im Fond reichen aber für den 1,76 Meter großen Autor lässig aus. Etwas bieder wirkt auf uns die Schließtechnik: Bei Annäherung ausfahrende Türgriffe fänden wir schicker als die traditionellen Griffe, für die sich Audi entschieden hat.

Preise und Konkurrenz

Mittelklasse-SUVs mit Elektroantrieb wie den Audi Q6 e-tron oder den Porsche Macan gibt es bereits wie Sand am Meer. Die traditionelle Premiumkonkurrenz muss Audi aber kaum fürchten: BMW hat mit dem maximal 230 kW starken iX3 kein Modell auf Augenhöhe, und auch Mercedes arbeitet noch am Nachfolger des ausgelaufenen EQC. Und der Porsche Macan ist mit mindestens 84.100 Euro runde 10.000 Euro teurer als der elektrische Q6, der in der Basis “nur” 74.700 Euro kostet.

Doch Modelle wie das Tesla Model Y Performance oder Kia EV6 GT sind sprintstärker als der SQ6, und beim Schnellladen können die 800-Volt-Autos von Kia und Hyundai zumindest mithalten – sie laden in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent.

Die 625 km Reichweite des Q6 e-tron quattro sind zwar gut, aber nicht Spitze – so viel bietet auch der neue Renault Scenic mit der großen Batterie, wenn auch mit viel weniger Motorleistung. Wie sich der Q6 e-tron als Gesamtpaket im Vergleich zur Konkurrenz schlägt, muss ein detaillierter Vergleich zeigen.

Unter dem Strich

Zum Marktstart punktet der Audi-Neuling vor allem mit brutaler Beschleunigung, von der wir uns bei einem ersten Fahrversuch im SQ6 e-tron überzeugen konnten. Dazu kommt das extrem schnelle Laden. Die dritte Zutat für ein überzeugendes Elektroauto kommt erst später mit dem reichweitenstarken Hecktriebler hinzu, der deutlich über 700 km schaffen soll.

Der Vorsprung durch Technik wird einstweilen durch feine Details erreicht. Dazu gehören die Lösung für die Bremswirkung bei aktivierter Schubrekuperation und voller Batterie, das Vorheizen bei ausgestöpseltem Auto oder die einstellbare Lichtsignatur, die man sonst nirgends bekommt. Für all das zahlt man aber auch eine ganze Stange Geld. Und so gut das neue Mittelklasse-SUV von Audi auch sein mag: Eigentlich fehlen derzeit eher günstige Stromer …

Bildergalerie: Audi Q6 e-tron (2024)

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Quelle: Audi (per E-Mail)

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