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ADAC Test enthüllt: Das steckt wirklich hinter den Preisen von Gebrauchtwagen-Ankaufportalen

adac test enthüllt: das steckt wirklich hinter den preisen von gebrauchtwagen-ankaufportalen

Ankaufportale für Gebrauchtwagen haben ihre eigenen Verkaufsregeln.

  • Ankaufportale für Autos haben sich etabliert
  • Online-Preis-Angebot und Kaufpreis im Vertrag vor Ort sind nicht identisch
  • Online-Offerten sind oftmals Lockangebote
  • Gibt es große Abweichungen zwischen der Online-Offerte und den Vor-Ort-Preisen?
  • Gebrauchte E-Autos sind Ladenhüter
  • Alternativer Verkauf an Privatleute

Willst du dein Auto verkaufen, geht das auf unterschiedlichen Wegen: Du nimmst die Sache selbst in die Hand und offerierst dein Fahrzeug auf einem der Interportale (AutoScout24, Mobile.de, PKW.de) oder besuchst an einem Samstag einen der vielen regionalen Automärkte (Gebühr für private Pkw-Verkäufer zwischen 20 und 30 Euro). Eine andere Möglichkeit: Du gibst deinen “Alten” beim Kauf eines “Neuen” beim Autohändler in Zahlung. Etabliert haben sich inzwischen ebenfalls die Ankaufportale (das wohl bekannteste ist wirkaufendeinauto.de). Wie der Gebrauchtwagen-Verkauf dort abläuft und wie die Preisfindung funktioniert, hat der ADAC bei fünf Ankaufportalen untersucht. Die Ergebnisse überraschen.

Haben sich die Ankaufportale bei den Autos etabliert?

Wer keine Lust auf viele E-Mails, Anrufe von Interessenten, Probefahrten und die Abmeldungsformalitäten beim Straßenverkehrsamt hat, der geht zum Autohändler oder besucht eines der Ankaufportale im Internet. Wichtig ist, dass du dir zunächst Klarheit darüber verschaffst, was das Auto überhaupt wert ist.

Du kannst selbst den Verkaufspreis deines Autos ermitteln, und zwar mit der ADAC-Datenbank. Sie enthält Fahrzeuge der letzten zehn Jahre und berechnet den durchschnittlichen Händlerverkaufspreis basierend auf den Angaben zum Fahrzeug und des Kilometerstandes. Der Einkaufspreis beim Händler liegt meistens rund 10 % unter dem durchschnittlichen Verkaufspreis. Neben der ADAC-Datenbank lassen sich belastbare Preise durch eine Online-Abfrage bei DAT oder Schwacke ermitteln.

Mit den Daten zum Händlereinkaufs bzw. -verkaufspreis ausgestattet, kannst du deine Fahrzeugdaten bei einem oder besser bei mehreren Ankaufportalen eingeben. Der ADAC nennt fünf präsente Ankaufportale im Internet: wirkaufendeinauto.de, AutoScout24, mobile.de, Autohaus Tabor und HUK Autowelt.

Sind Abweichungen beim Preis üblich?

Die Geschäftsmodelle der Ankaufportale sind unterschiedlich. wirkaufendeinauto.de und HUK Autowelt stellen unmittelbar oder sofort nach der Vor-Ort-Bewertung das Fahrzeug auf ihre Plattformen – nach dieser teilweise europaweiten Auktion erhält der Meistbietende den Zuschlag. Autohaus Tabor funktioniert ähnlich, kauft aber die Autos selbst an und verkauft sie dann weiter. Portale wie Mobile.de und Autoscout24 berechnen auf Basis der Marktlage ein Online-Angebot, vermitteln aber dann an einen Händler in der Nähe des Verkaufenden – der bewertet das Auto und entscheidet, welchen Preis er bietet.

Wichtig ist, dass du über das Verfahren, wie die Portale vorgehen, informiert bist. Du als Anbieterin oder der Anbieter lädst zunächst auf der Internetseite des Portals alle relevante Daten und Fotos (ganz wichtig) des Autos hoch. Dann erhältst du als Erstes einen Online-Preis. Willst du den Kontakt zur Portal-Firma fortsetzen, vereinbarst du einen Vor-Ort-Termin. Dabei wird das Auto genauer unter die Lupe genommen.

Ein Mitarbeiter dreht eine Runde auf dem Hof und untersucht in einer Halle den Wagen. Wenn alles gut geht, bestätigt der Mitarbeiter der Plattform das Kaufangebot aus der E-Mail. Ohne Abzug. Das ist aber keineswegs immer so. Abweichungen sind durchaus üblich. Der ADAC berichtet von krassen Fällen, wo das Angebot nur noch die Hälfte des eigentlich offerierten Preises ausmachte. Zum Schluss gibt es ein finales Angebot, das in der Regel fünf bis sieben Tage gültig ist.

Sind Online-Offerten nur Lockangebote?

Dass es zu deutlichen Abweichungen zwischen der Online-Offerte und dem Vor-Ort-Preisangebot kommt, bestätigt der ADAC erneut in seinem Test. Gutachter des ADAC hatten zunächst für drei Gebrauchtwagen (den Benziner Seat Leon, den Diesel von Volkswagen Caddy und als E-Auto den ID.3 von VW) den Einkaufspreis für Händler ermittelt. Danach füllten die Testpersonen die Formulare der Ankaufportale aus.

Das überraschende Ergebnis: Den Gutachterwert vom ADAC von 8.383  Euro beim VW Caddy Diesel schafften die Portale von HUK Autowelt (Vor-Ort-Preisangebot: 10.117 Euro), wirkaufendeinauto.de (Vor-Ort-Preisangebot: 9.691 Euro), das Autohaus Tabor (Vor-Ort-Preisangebot: 9.800 Euro) und AutoScout (Vor-Ort-Preisangebot: 10.000 Euro) locker. Das Vor-Ort-Preisangebot von Mobile.de (8.000. Euro) blieb allerdings darunter. Bei allen fünf Ankaufportalen gab es deutliche Abweichungen zwischen der Online-Offerte und den tatsächlichen Vor-Ort-Preisangeboten. In den meisten Fällen war das konkrete Kaufangebot geringer. Nur im Fall der HUK Autowelt ging der Preis vor Ort deutlich nach oben. Bei allen anderen war die hohe Online-Offerte offenbar das ‘Lockmittel’, um mit den Verkaufenden in Kontakt zu kommen.

VW Caddy (Diesel), Baujahr 2015

  • ADAC-Gutachter:  8.383 Euro

 

  • HUK Autowelt
  • Online-Offerte: 8.500 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 10.117 Euro

 

  • AutoScout24:
  • Online-Offerte: 12.042 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 10.000 Euro

 

  • wirkaufendeinauto.de
  • Online-Offerte: 10.281 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 9.691 Euro

 

  • Autohaus Tabor
  • Online-Offerte: 9.941 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 9.800 Euro

 

  • Mobile.de
  • Online-Offerte: 10.750 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot 8.000 Euro

Gibt es große Abweichungen zwischen der Online-Offerte und den Vor-Ort-Preisen?

Ein etwas anderes Bild ergab sich beim Benziner von Seat Leon, Baujahr 2015. Hier gab es bei der HUK Autowelt und wirkaufendeinauto.de zwischen der Online-Offerte und dem Vor-Ort-Preisangebot keine Abweichungen. Bei Mobile.de gab es die größte Überraschung: Anstatt der offerierten 12.050 Euro bot das Ankaufportal nur etwas mehr als die Hälfte (6.500 Euro). Eine ähnlich große Abweichung (4.818 Euro) gab es bei AutoScout24. Gemessen am ermittelten Wert der ADAC-Gutachter von 6.467 Euro lagen aber alle Anbieter darüber. Besonders gut war das Vor-Ort-Preisangebot von wirkaufendeinauto.de mit 9.282 Euro, der damit auch eine Punktlandung gegenüber seiner Online-Offerte hinlegte.

Seat Leon (Benziner), Baujahr 2015

  • ADAC-Gutachter:  6.467 Euro

 

  • HUK Autowelt
  • Online-Offerte: 7.700 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 7.617 Euro

 

  • AutoScout24
  • Online-Offerte: 11.318 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 6.500 Euro

 

  • wirkaufendeinauto.de
  • Online-Offerte: 9.282 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 9.282 Euro

 

  • Autohaus Tabor
  • Online-Offerte: 10.230 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 9.000 Euro

 

  • Mobile.de
  • Online-Offerte: 12.050 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 6.500 Euro 

Warum sind gebrauchte E-Autos Ladenhüter?

Ganz anders sieht es beim E-Auto von Volkswagen aus, dem ID.3 (Baujahr 2020). Drei der fünf Anbieter im Test (wirkaufendeinauto.de, Autohaus Tabor und Mobile.de) machten kein Angebot, lehnten den Kauf sogar ausdrücklich ab. Die Vor-Ort-Preisangebote der übrigen zwei Portale lagen deutlich unter dem vom ADAC ermittelten Händlereinkaufspreis von 18.183 Euro: HUK Autowelt bot 17.610 Euro und AutoScout24 nur 15.000 Euro. Damit bestätigt die ADAC-Recherche: Elektroautos sind aktuell nur schwer zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Sie sind offensichtlich aus Sicht der Gebrauchtwagenkäufer zu teuer.

  • ADAC-Gutachter:  18.183 Euro

 

  • HUK Autowelt
  • Online-Offerte: 16.900 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 17.610 Euro

 

  • AutoScout24
  • Online-Offerte: 22.550 Euro
  • Vor-Ort-Preisangebot: 15.000 Euro

 

  • wirkaufendeinauto: kein Angebot
  • Autohaus Tabor: kein Angebot
  • Mobile: kein Angebot

Ist der Verkauf an Privatleute am sinnvollsten?

Beim Verkauf eines Gebrauchtwagens kann sich die Prüfung der Angebote bei den Ankaufportalen tatsächlich lohnen.

Folgende Tipps sind dabei laut ADAC wichtig:

  • Zunächst den Preis für den Gebrauchtwagen recherchieren. “Mit dem sogenannten Händlereinkaufspreis lässt sich optimal auf Augenhöhe verhandeln”, so der Rat des Automobilclubs.
  • Unbedingt ein schriftliches Angebot verlangen und nicht auf Schätzungen verlassen.
  • Die Bedenkzeit nutzen, denn wer unter Druck verkauft, zieht meistens den Kürzeren.
  • Die Angebote mehrerer Portale zu vergleichen, kann sich auszahlen.

Der höchste Preis, so Markus Sippl, Leiter der ADAC Fahrzeugtechnik, lässt sich aber in der Regel bei einem Verkauf an Privatleute erzielen: “Wenn Sie genug Zeit und die Geduld für Anrufe, E-Mails und Probefahrten haben, bekommen Sie so für Ihr Auto am meisten Geld.”

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