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8 Minuten Ladezeit, in 14,6 Sekunden auf 300 - Piëch entwickelt seinen neuen Elektro-Supersportwagen mitten in Europa

8 minuten ladezeit, in 14,6 sekunden auf 300 - piëch entwickelt seinen neuen elektro-supersportwagen mitten in europa

Piëch Presse

Der jüngste Spross der Auto-Dynastie will es wissen: Warum lässt sich in Deutschland nicht ein komplett neuer Supersportwagen entwickeln? Und zwar ein elektrischer, nicht weil es der vernünftigere, sondern weil es der bessere ist. Toni Piëch hat schon mal angefangen.

Wenn’s läuft, läuft’s richtig: 1000 PS ließ Papa schon mal im Bugatti Veyron einbauen, mehr als 1000 werden es jetzt sein, wenn der Sohn seine Kiste auf die Straße bringt: Toni Piëch macht seit ein paar Jahren das, was Vater Ferdinand auch immer machte: Autos bauen. Die Marke heißt wie die Familie: Piëch. Es gab mal Krach darum, weil der Vater die Ambitionen von Sohnemann zwar unterstütze, aber als der den gemeinsamen Namen auf die Haube klebte, war der Spaß vorbei. Inzwischen ist der Ärger verraucht, Piëch Senior starb 2019 nach einem Restaurantbesuch.

Egal, hier geht es um die „Kiste“: Wenn ein Wort dafür übrigens nicht passt, dann das. Denn was Gründer Toni Piëch und sein Unternehmens-Chef Tobias Moers, der erst AMG auf die Überholspur und dann Aston Martin auf Umdrehungen gebracht hat, auf die Räder gestellt haben, ist ein brutal-eleganter Sportwagen. „Du willst doch dieses Rohe ein bisserl“, sagt Moers, der hörbarer Schwabe ist. Der Wagen könnte möglicherweise der beste der Welt werden, oder? Porsche würde blass und Ferrari lebt sowieso nur noch von seinem Ruf?

Wer Tobias Moers so etwas fragt, erntet ein strahlendes Lächeln und stolzes Schweigen. Wie die beiden Chefs da vor ihrem Werk stehen, wird klar: Sie wollen es wirklich wissen. Sie wollen wissen, ob es im Geburtsland des Automobils noch möglich ist, als Startup die Großen rechts und total verboten zu überholen. Das haben sie sich geschworen. 8 minuten ladezeit, in 14,6 sekunden auf 300 - piëch entwickelt seinen neuen elektro-supersportwagen mitten in europa

Vier Jahre Lieferzeit, zwei Gänge und 300 Stundenkilometer

Das Überauto, das es bislang erst als lebensgroße Designstudie inklusive einiger revolutionärere, und fertig entwickelter technischer Details gibt, soll 2028 auf die Straße kommen. Vorbestellungen sind natürlich bereits möglich und vier Jahre Lieferzeit sind in der Kaufklasse jenseits der 200.000 Euro gar nicht so unüblich. Sie steigern die Vorfreude.

Wer sich dazu entschließt, einen Piëch zu kaufen, erhält einen zweitürigen, zweisitzigen Sportwagen mit etwas, das früher Notbank hieß im Fonds, also einer Sitzgelegenheit für Zwerge. So weit, so gut. Die heilige Mutter der Geschwindigkeit ergibt sich aus der einen oder anderen Innovation, die Moers und Piëch stolz präsentieren.

Da ist etwa das Zwei-Gang-Getriebe, das an jedem der beiden Motoren sitzt, die die Hinterräder einzeln antreiben. Moers kann gut beschreiben, wofür es da ist: „Mit einem Elektroauto ist jeder beim Ampelstart der erste.“ Aber die Fahrdynamik bei höheren Geschwindigkeiten lasse doch ganz erheblich zu wünschen übrig. Der Mann, der sich früher „Patrol-Head“ nennen ließ und dank Strukturwandel in der Antriebstechnik inzwischen „Car-Guy“ bevorzugt, präsentiert eine Grafik mit einer Kurve, die steil ansteigt und nach hinten flach abfällt: Leistung in Newtonmetern im Verhältnis zu Stundenkilometern bei E-Autos.

Beim Piëch wird das nicht so sein, ab 150 Stundenkilometern zum Beispiel geht’s im zweiten Gang von vorne los – wäre ja gelacht, wenn man nicht bei Tempo 200 die Reifen nochmal durchdrehen lassen könnte, wenn man wollte. Heraus kommen 300 Stundenkilometer, die der Wagen in 14,6 Sekunden erreicht, die ersten 100 Stundenkilometer in 2,6 Sekunden übrigens. Jedenfalls auf dem Papier, gebaut ist er ja noch nicht. Ein glänzendes Modell des Getriebes steht allerdings schon herum in der picobello gewienerten Garage. 8 minuten ladezeit, in 14,6 sekunden auf 300 - piëch entwickelt seinen neuen elektro-supersportwagen mitten in europa

Ölgekühlte Batterie, der Nürburgring in Rekordzeit und acht Minuten zum Vollladen

Genauso wie Batteriewaben und eine Plexiglashülle, an der sich die zweite Innovation erkennen lässt, auf die Piëch und Moers so verdammt stolz sind. Es ist die ölgekühlte Batterie. Der Piëch-Wagen fährt mit einem großdimensionierten Kühler vor, der dient am Ende über einen Wärmetauscher dazu, das Trafo-Öl zu kühlen, was vor allem die Anschlüsse der Batterie umspült und auf Badewannen-Temperatur hält. Kaum einer wendet diese aufwendige Technologie an, die dabei hilft, der Batterie maximale Leistung beim Laden und Entladen abzuverlangen, ohne dass sie darüber vor Anstrengung zu heiß wird. Oder kocht. Oder gar brennt.

Zehn Runden Hockenheimring volle Pulle und anschließend in 8 Minuten wieder fast vollladen, verspricht das Gründerduo. Und eine Rundenzeit auf der Nordschleife des Nürburgrings von 6,55 Minuten. Zum Vergleich: Das schnellste Straßenauto auf der Runde ist derzeit die Dodge Viper mit 7,12 Minuten, der Porsche 911 GT2 RS liegt bei 7,18 Minuten. „Wir werden zeigen, dass der Elektrowagen der bessere Sportwagen ist“, sagt Moers. Im Alltag sollen 500 Kilometer Reichweite drin sein. Und zwar bei mehr als Tempo 120, wie es derzeit die rollenden Verkehrshindernisse namens E-Autos auf deutschen Autobahnen zelebrieren. Dazu ein satter Sound und vielleicht ein Vibrationsautomatismus in den Sitzen, der Sportwagenfeeling pur verspricht.

Das Unternehmen Piëch ist ein Startup, das derzeit seinen Sitz im steuergünstigen Schweizer Kanton Zug hat, 30 Leute sind dabei, 400 sollen es werden und die Chefs überlegen auch hier in die Nähe von Stuttgart zu ziehen, wo jetzt gerade die Präsentationsgarage steht, und wo sich, wie Moers es ausdrückt, das globale „Gravitationszentrum des Sportwagenbaus“ befindet. Gebaut werden könnte er in den USA. Stückzahlen? Irgendwas bei 5000 schweben den Gründern vor. Der Piëch wird für die Kundschaft nicht das Erstauto sein, glauben sie. Wahrscheinlich haben sie recht. 8 minuten ladezeit, in 14,6 sekunden auf 300 - piëch entwickelt seinen neuen elektro-supersportwagen mitten in europa

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