CNG war einst ein Hoffnungsträger für die Senkung von Emissionen im Straßenverkehr. So richtig ins Fliegen kam die Technik aber nie, die Infrastruktur ist auf dem Rückzug. Nun sorgt Shell für einen Paukenschlag.
Neuer Rückschlag für die schrumpfende Gemeinde der Erdgas-Autofahrer in Deutschland: Wie die Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ berichtet, will sich der Shell-Konzern aus dem Geschäft mit dem CNG-Verkauf komplett zurückziehen. Allerdings gibt es inzwischen nur noch wenige Tankstellen von Shell, die eine Station für Compressed Natural Gas (CNG) haben, nämlich 21. In der Spitze hatte der Mineralkonzern an 54 seiner früher noch gut 2.000 Tankstellen den Gas-Kraftstoff verkauft.
„Die Fläche auf den Tankstellen ist begrenzt. Im Zuge der Mobilitätswende müssen wir uns überlegen, welchen Kraftstoff bzw. Lademöglichkeiten wir wo anbieten“, zitiert die Zeitschrift Shell-Sprecherin Cornelia Wolber. Sie bezeichnete Erdgas als Energieträger im Straßenverkehr als „eher ein Nischenprodukt in Deutschland“. Seit inzwischen quasi kein Hersteller mehr CNG-Neuwagen anbietet, sinkt auch der Bestand an Gasfahrzeugen wieder – das Geschäft wird noch nischiger. In der Folge werde Shell „mit Auslaufen der restlichen Verträge CNG nicht mehr an unseren Stationen anbieten“, sagte Wolber.
Shell stellt Angebot um
Seit 2016 ist die Zahl der CNG-Tankstellen rückläufig. Gab es damals laut dem ADAC noch 906 Anlaufstellen für CNG-Fahrer, ist diese Zahl bis 2022 auf 793 Orte gefallen. Der Datendienstleister Statista hat für Mitte 2023 sogar nur noch 757 Stationen ermittelt. Für die CNG-Fahrer ist damit jede weitere Schließung schmerzhaft. Zum Vergleich: Tankstellen gibt es in Deutschland noch etwas mehr als 14.000.
Andere Tankstellenbetreiber bleiben CNG-treu
Die anderen großen Tankstellenbetreiber halten bislang übrigens an der CNG-Versorgung fest. Aral mit 125 CNG-Tankstellen sieht in Erdgas noch immer „neben anderen Alternativen eine Brückentechnologie zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Straßenverkehr“, erklärte Aral-Sprecher Kai Krischnak. Man wolle das Netz mit alternativen Kraftstoffen vielmehr ausbauen, perspektivisch aber natürlich mit Ladestationen, Wasserstoff, HVO oder Bio-CNG.
Auch Total/Total Energies gibt an, weiter auf CNG zu setzen und das Netz ebenfalls noch auszubauen. Derzeit betreibt Total 87 Tankstellen mit CNG-Zapfsäulen. Esso betreibt derzeit 59 CNG-Stationen, Rückbaupläne sind nicht bekannt.