Sport

Tuning-Wahnsinn: "Meine Frau braucht Schlaftabletten"

Christoph Toth

Motorengeheul, laute Musik, quietschende Reifen: In Traun bei Linz erleben Anrainer regelmäßig den Tuning-Wahnsinn. Ein Anrainer rastet aus.

Es passierte in einer EM-Nacht Ende Juni. Nachdem die türkische Nationalmannschaft im EM-Entscheidungsspiel gegen die Tschechische Republik in Hamburg einen Sieg errungen hatte, wurde der Erfolg von den Fans in vielen Städten (z.B. Wien) lautstark gefeiert. So auch in Traun. Dort treffen sich regelmäßig Mitglieder der Tuner- und Poser-Szene auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Auch in dieser Nacht. Es wurde gehupt, gefeiert.

Für einen Anrainer war das zu viel, er rastete völlig aus. Der 64-Jährige meldete sich telefonisch bei der Polizeiinspektion in Traun und beschwerte sich über den Lärm. Dann meinte er zu den Beamten sinngemäß, dass diese nicht in der Lage seien, das Problem zu lösen. Deshalb, so drohte er dann, werde er die Fans selbst “mit einer Pumpgun erschießen”, wie die Polizei-Pressestelle damals mitteilte. “Diese Drohung wiederholte er mehrfach und legte dann auf, ohne seine Identität preiszugeben”, so die Polizeipressestelle weiter.

Die Beamten hätten gesagt, es seien alle Polizisten unterwegs. Da habe er, so der Beschuldigte, gefragt, ob nicht auch Kräfte aus dem nahen Pasching kommen könnten. Und dann habe er gesagt: “Soll ich jetzt die Schrotflinte nehmen und selbst was unternehmen?”

Der Beamte habe gefragt, ob das eine Drohung sei und habe gesagt, dass das Konsequenzen haben könne. Der Lärm der Autos sei dann bald vorbei gewesen, aber per Telefon hätten die Polizisten angekündigt, dass sie noch bei ihm vorbeischauen würden.

Die Beamten seien gekommen, er habe sich dann mit erhobenen Händen an den Zaun stellen müssen. “Ich sollte dann meinen Ausweis holen, der lag im Keller”, sagt der Pensionist zur Richterin. Den Keller habe er im “Western-Style” mit Attrappen von Gewehren an der Wand eingerichtet. Die Beamten hätten diese mitgenommen, auch er musste mit zur Einvernahme aufs Revier, so der 64-Jährige. Die ganze Nacht sei er dort gewesen, um 10 Uhr habe er dann eine Einvernahme gehabt, dann erst durfte er heim, so der Mann.

Urteil gab es in Linz vorerst in dem Fall keines. Das Gericht möchte noch mit dem Beamten sprechen, mit dem der Mann telefoniert hat – um einen besseren Eindruck zu gewinnen. Der Beschuldigte behauptet, von einer Pumpgun und von erschießen sei nie die Rede gewesen. Der Prozess wurde auf Ende Oktober vertagt.

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