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Riesenwette auf die Zukunft: Warum China die Welt mit seinen E-Autos fluten muss

Frachtschiffe, so groß wie zwei Fußballfelder: Automobil-Hersteller aus China wie BYD verändern die Logistik und die Logik der Autowelt, Firmen wie Xiaomi überflügeln Apple. Österreichs Zulieferer spielen eine eigene Rolle.

Riesenwette auf die Zukunft: Warum China die Welt mit seinen E-Autos fluten muss

Es wird eng in dieser Autowelt, Mauern und Verkaufsbarrieren werden hochgezogen. Die USA schlagen 100 Prozent Zoll auf E-Autos aus China auf, genauso Kanada. Mitten im Wahlkampf wurde in den USA ventiliert, dass man chinesische Autos verbieten wolle, weil die Software und die IT die „nationale Sicherheit“ gefährden würden. Für China, das seit Jahren seinen Plan verfolgt, die weltweite Autoindustrie mit seinen E-Autos zu überholen, ist das ein schwerer Schlag – und zugleich keine gute Nachricht für den Rest der Welt, auf den China sich jetzt fokussiert. Automobil-Hersteller aus China wie BYD verändern die weltweiten Spielregeln, die Logistik und die Logik der Autowelt.

Ein noch nie dagewesener Umbruch hat begonnen.

Wann auch China zum Scheitern verurteilt ist

Ohne Erfolg am Weltmarkt ist das (politische) Instrument Autoindustrie jedoch zum Scheitern verurteilt. China hat sich Rohstoffe langfristig gesichert, nahezu ein Monopol aufgebaut. Man hat die Entwicklung der Batterien vorangetrieben wie keine andere Nation und besitzt heute einen massiven technischen Vorsprung, im Software-Handling der Batterien genauso wie im Aufbau und der Technik. Während der europäischen Batterien-Hoffnungsträger Northvolt strauchelt, Milliardenaufträge wie von BMW verliert und Leute entlassen muss, kommt an den chinesischen Batterien – von Catl bis BYD – nahezu kein Hersteller vorbei.

Aber die Chinesen müssen ihre Autos ins Ausland verkaufen, sonst stimmt die Endabrechnung nicht, denn 100 Marken und fast 40 Großkonzerne liefern in einer nie dagewesenen Schnelltaktung neue Modelle. Der herkömmliche europäische Vierjahres-Takt von der Neupräsentation bis zur ersten Modellpflege wurde von den Chinesen auf zwei Jahre gedrückt.

Überkapazitäten: China wagt Riesenwette auf die Zukunft

Chinas E-Auto-Pläne sind eine Riesenwette auf die Zukunft, jeder weiß, dass nur eine Handvoll der Marken und Konzerne übrig bleiben kann – und dafür braucht man die Überseemärkte. Denn China hat gigantische Überkapazitäten aufgebaut. Auf Dauer kann man vom Heimmarkt und den von den chinesischen Herstellern selbst gestützten und von der Politik geförderten Preisen nicht leben.

Xiaomi: Handy auf Rädern, kalkuliertes Verlustgeschäft

Es ist heute ein offenes Geheimnis, dass zum Beispiel Xiaomi jedes verkaufte Auto mit Tausenden Euros selbst stützt, und dass diese dauerhafte Dumping-Aktion – neben allen Rabatt-Aktionen – keine Firma der Welt finanziell aushalten kann. Xiaomis CEO Lei Jun, der sein Smartphone-Reich als direktes Apple-Gegenstück positionierte, in China als der chinesische Steve Jobs (Apple-Gründer) bezeichnet wird, hat trotzdem etwas geschafft, was Apple nach milliardenschweren Versuchen eingemottet hat – ein eigenes Auto-Projekt hochzuziehen. Das Ziel: Einer der größten E-Autohersteller der Welt zu werden.

China-Wettlauf mit der Zeit

Er ist damit einer von vielen, die sich auf einen Wettlauf mit der Zeit eingelassen haben. Aber die Chinesen haben einen langen Atem. Und derzeit wohl das atemberaubendste Logistik-System der Welt entwickelt, um mit ihren Autos den Weltmarkt zu fluten. Strafzölle hin, Strafzölle her. Auch das wird die chinesischen Hersteller nicht bremsen. Denn in der ersten Tranche hat man noch die höherpreisigen Modelle nach Europa gebracht, diejenigen, die ein neues, gutes, vertrauensvolles Image der chinesischen Hersteller aufbauen und festigen sollen. Mit der zweiten Tranche warten die Preisbrecher, die nicht einmal die Strafzölle bremsen werden – davor hat die EU so Angst.

In Chinas Werften, etwa in der Nähe von Shanghai, werden für die Flutung der Märkte riesige Frachtschiffe, so groß wie nie zuvor geplant und aufgebaut. Fast 200 Meter, also doppelt so lang wie ein Fußballfeld, 38 Meter breit und auf den Etagen ist Platz für über 7000 Autos. Pro Frachter. Chinesische Hersteller haben Dutzende dieser Riesen-Frachter bestellt, die ersten Schiffe Europa erreicht.

Wie Europa gegen China verliert

Alleine BYD, ein Weltmarktführer bei elektrifizierten Fahrzeugen, hat acht Frachter geordert, auch, um andere China-Marken in die Welt zu bringen. Kostenpunkt: Fast 700 Millionen Euro. Es ist dieses Wachstum, zu dem die Chinesen verdammt sind, das gleichzeitig überrascht und schockiert. 2005 baute China noch knapp über drei Millionen Fahrzeuge (Quelle statista.de). 2023 waren es 26,1 Millionen Autos und knapp ein Drittel aller weltweit hergestellten Fahrzeuge. Der Anteil der traditionellen Automobilherstellerländer an der globalen Automobilproduktion, wie Deutschland, Frankreich, Italien und Japan ist seit dem Jahr 2000 deutlich, von fast 60 Prozent auf unter 30 Prozent zurückgegangen.

Zwischenzeitlich hat BYD sogar Tesla überholt, und Chinas ehemalige Nummer eins, Volkswagen.

20 Prozent der Jobs in Gefahr: So reagiert Europa

BYD weiß um die Sensibilität des Themas und versucht Zulieferer an Bord zu holen, um die Angst vor einer chinesischen Auto-Flutwelle zu entschärfen. Im nächsten Schritt für das BYD-Werk in Ungarn. 30 österreichische Automobil-Zulieferer wollen an Bord, aktuell sind Voestalpine und Infineon am weitesten, Saubermacher wird BYD-intern genannt. In Österreich zieht Denzel-Mann und Österreich-BYD-Chef Danijel Dzihic die Fäden. Für die Europäer sind die Chinesen Hoffnung und Bedrohung zugleich: Für Zulieferer geht es darum die Abwärtsspirale zu stoppen, durch den Wandel zur E-Mobilität sind 20 Prozent der Jobs bis 2040 in Gefahr.

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