Im Werk von Eberspächer: Produktion der Euro-6-Abgasanlagen für Nutzfahrzeuge
Wir wachsen in dem Bereich nach wie vor enorm“, sagt Michael Peters, als er über seine Abgassparte spricht. „Das glaubt man nicht, wenn man bei uns in die Zeitung schaut.“ Der Chef und Miteigentümer des Autozulieferers Eberspächer stört sich erkennbar am schlechten Ruf, den der Verbrennermotor in Deutschland aus seiner Sicht hat. „Man kann nicht sagen: Das ist alt und böse und gehört in eine Bad Bank“, sagt er.
Zielmarge von 6 Prozent
Die Transformation der Autoindustrie setzt Eberspächer massiv zu. Seit Jahren ist der Konzern kaum profitabel, schreibt immer wieder rote Zahlen. Die Eigenkapitalquote sinkt, die Verschuldung steigt. Im vergangenen Jahr blieb unter dem Strich ein Verlust von 94,4 Millionen Euro, wie Peters am Mittwoch in einer Runde mit Journalisten sagte. Auch operativ blieb vor Zinsen und Steuern ein Minus von 21 Millionen Euro. Peters führte vor allem operative Probleme in den USA an. Qualitätsprobleme und Sonderschichten hätten deutlich höhere Kosten verursacht. Inzwischen seien die Probleme aber im Griff. Deshalb geht er im laufenden Jahr wieder von einem besseren Ergebnis aus. Bis zum Jahr 2026 gab er eine operative Marge von 6 Prozent als Ziel aus.
Von Verkaufsplänen seiner Abgassparte, die es in der Vergangenheit gab, haben er und die anderen Familienmitglieder Abstand genommen. „Wir werden an dem Geschäft als Familienunternehmen festhalten. Wir planen nicht, dass wir das kurzfristig loswerden“, sagte Peters. Er schloss jedoch nicht aus, dass ein Partner einsteigen könnte. Grund dafür ist auch, dass die Finanzierung immer schwieriger wird. Hiesige Banken würden im Abgasgeschäft aufgrund von Umweltstandards immer zurückhaltender. Eberspächer, das bisher laut Peters kein Rating von Ratingagenturen hat, muss deshalb kapitalmarktfähiger werden. Als künftige Geldgeber kommen auch Private-Equity-Investoren infrage. Bis 2025 ist das Unternehmen nach eigenen Angaben über einen Konsortialkredit durchfinanziert, wobei die Banken bei manchen Personalentscheidungen inzwischen mitreden.
„Die Aufträge sind so, wie sie sind“
Aktuell hängt Eberspächer zu 52 Prozent am Verbrenner, Hybridautos nicht eingerechnet. Das Verbrennergeschäft entwickle sich nicht schlechter als die E-Mobilität, sagte Peters. „Wir müssen das herstellen, was der Markt verlangt. Die Aufträge sind so, wie sie sind.“ Auch im Jahr 2025 sollen die Verbrenner noch die Hälfte der Umsätze ausmachen. Er spricht von einem „Sunset-Business“.
Diese Sonnenuntergangsstrategie begründet er erstens damit, dass die Sparte künftig wieder Geld einspielen soll. „Das wird cashflowmäßig interessant sein. Wir müssen weniger investieren in ein stabiles Geschäft.“ Es handle sich um sehr reife Produkte, die sehr stark wüchsen. Zweitens verweist er auf Entwicklungen in anderen Ländern. Er sei kürzlich in Brasilien gewesen, dort setze man statt auf Elektroautos auf Bioethanol. Auch anderswo bleibe der Verbrenner wichtig.
Kritik an Regeln und Vorgaben
Auch von der Euro-7-Abgasnorm hält er wenig. „Das ist von der Politik“, er unterbricht sich mit einem sarkastischen Lacher, „natürlich eine unglaubliche Herausforderung, jetzt Normen zu setzen, die wir bis 2025 beliefern müssen.“ Eberspächer würden die umstrittenen Regeln in die Karten spielen. „Das ist natürlich zusätzliches Geschäft“, sagt Peters und grinst schelmisch, als er gefragt wird, ob er sich das von den Autoherstellern fürstlich vergüten lassen würde. Es sei immer die Frage, wer am längeren Hebel sitze.