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Wiesbaden: Rollende Kulturgüter

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Wiesbaden: Rollende Kulturgüter

wiesbaden: rollende kulturgüter

Der cremefarbene Nash-Healey gehörte zu den ganz besonderen Hinguckern. Monika Müller

Mehr als 100 Oldtimer waren beim Concours d’Elegance im Kurpark zu bestaunen.

Sein Anblick lässt die Herzen von Oldtimerfans höherschlagen. Die Kotflügel des Nash Healey Le Mans Roadster 1952 sind elegant geschwungen, der champagnerfarbene Lack glänzt. Auch die roten Ledersitze sehen makellos aus. Ein Sportwagen, den man selten sieht, nur 150 Stück dieses Modells wurden gebaut. „Es gibt davon nur zwei Exemplare in Deutschland“, sagt der Besitzer Jürgen Georg Hüniken. Das Auto ist komplett restauriert, der 71-jährige Unternehmensberater legte dabei auch selbst Hand an.

Die Rarität zählt zu den mehr als 100 historischen Automobilen beim Concours d’Elegance im Kurpark. Dabei werden sie nach Zustand, Originalität und Schönheit bewertet – es ist der zweite Tag der 38. Oldtimer-Rallye Wiesbaden des Hesse Motor Sports Club (HMSC). Die traditionsreiche Veranstaltung zieht Teilnehmende aus ganz Deutschland und sogar aus Nachbarländern an.

Aus Neu-Isenburg sind Johann Baur und Heike Schirmer mit einem schwarzen Fiat 124 Spider Lusso, einem sogenannten Retronachbau aus dem Jahr 2019, gekommen. Das Ehepaar gehört dem 1954 gegründeten HMSC an. Den Club lobt Baur für seine Vielfältigkeit, die rund 160 Mitglieder seien vom Alter, Beruf oder auch politischen Einstellungen her ganz unterschiedlich, aber sie verbinde die gemeinsame Liebe zu Oldtimern: „Die Autos werden gepflegt, oft sind damit Lebensgeschichten verbunden.“

Vor einem tintenblauen Mini stehen Helga und Heinz Gottschalk. So einen alten Mini besitzen sie selbst auch, „aber den fahren wir nicht mehr“, sagt Helga Gottschalk. Heutzutage machen sie ihre Spazierfahrten am liebsten mit ihrem Morgan Plus 8; der Sportwagen im Stile der 1930er wurde 1998 gebaut. Zum Concours d’Elegance kommt das Kelkheimer Ehepaar schon seit 25 Jahren „aus Tradition“.

Für Michelle Zeppik hingegen ist es das erste Mal. Die 28-Jährige aus Frankfurt hat eine Vorliebe für Oldtimer. Solche Schätze gebe es nicht alle Tage zu sehen, daher nutze sie solche Veranstaltungen, sagt sie. Ihr gefallen die außergewöhnliche Konstruktion und das einzigartige Design. „Die aktuellen Autos haben nicht mehr so einen Charakter, sie sehen alle ähnlich aus.“ Ein dunkelgrüner Jaguar E-Type 4,2 Liter fährt über den Platz hinter dem Kurhaus. „Hier kommt ein Goldstück, das ist ein Genuss für die Augen“, findet Michelle Zeppik.

Mit leuchtenden Augen steht der neunjährige Finn vor einem zweifarbigen BMW 501-A und bittet seine Mutter, den „Barockengel“ zu fotografieren. Er und sein Zwillingsbruder Conner bestaunen mit ihrer Mutter Andrea Eckert die Oldtimer. „Das ist noch ein Auto, ich mag den unverwechselbaren Stil“, sagt die Wiesbadenerin. „Heute sind sie alle grau.“

Nicht zuletzt um jungen Menschen Technikgeschichte zu zeigen, nimmt Horst Salomon aus Alzey am Concours teil. „Man sieht hier 100 Jahre Technikentwicklung – und die geht ja immer weiter.“ Seine Frau fahre bereits seit vier Jahren ein Wasserstoffauto eines südkoreanischen Automobilherstellers. 1985 sah der Techniker zum ersten Mal bei der Wiesbadener Oldtimer-Rallye zu. „Ich dachte damals: Das musst Du auch machen.“

Mit 28 kaufte er sich seinen ersten roten Alfa Romeo Spider und blieb seither Marke, Modell und Farbe treu, sein jetziger stammt aus dem Jahr 1990. Den könne er guten Gewissens fahren, er habe einen Drei-Wege-Kat, sei nicht laut und brauche nicht viel Benzin, sagt der 61-Jährige.

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