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Das plötzliche Kosten-Wunder bei Tesla

Der E-Autobauer überrascht mit einem Gewinnsprung im jüngsten Quartal. Damit scheint der monatelange Abwärtstrend vorerst gestoppt. In einem besonders wichtigen Punkt dürfte der Milliardär jetzt auf die Unterstützung von Donald Trump hoffen.

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REUTERS

Für Elon Musk hat die Woche eigentlich mit mächtig Ärger begonnen. Eine Filmproduktionsfirma hat den Milliardär und dessen Unternehmen Tesla verklagt. Der Grund: Bei der jüngsten Vorstellung seines Robotaxis soll der E-Autobauer ein KI-generiertes Bild gezeigt haben, das einer Szene aus dem Blockbuster „Blade Runner 2049“ stark ähnelt. „Ich liebe Blade Runner, aber ich weiß nicht, ob wir diese Zukunft wollen“, sagte Musk bei einer Präsentation vor zwei Wochen. Schließlich spiele die Geschichte im postapokalyptischen San Francisco.

Die Zukunft bei Tesla scheint nach diesem Mittwochabend tatsächlich deutlich weniger dystopisch auszusehen als noch zuletzt. Nach Monaten drastischer Gewinnrückgänge hat der E-Autobauer den Abwärtstrend gestoppt. Mit rund 2,2 Milliarden Dollar verdiente Tesla zwischen Juli und September rund 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um acht Prozent auf knapp 25,2 Milliarden Dollar. Seine Zukunft sieht der Konzern aber ohnehin in einem anderen Bereich. Und helfen könnte dabei ausgerechnet Donald Trump.

Die guten Ergebnisse in den vergangenen Monaten führt Tesla vor allem auf gesunkene Kosten zurück. Die Lohn- und Materialkosten für die Herstellung der Autos seien mit rund 35.100 Dollar auf den niedrigsten Stand überhaupt gefallen, erklärte das Unternehmen. Dazu zählen vor allem solche, die bei der Herstellung der Batterien anfallen.

Die Gewinnmarge habe im dritten Quartal deshalb beachtliche 19,8 Prozent betragen. Analysten haben zuvor nur von 17,3 Prozent erwartet. Tesla ist damit eine überraschende Trendumkehr gelungen. Bislang hatte der E-Autobauer mit kräftigen Rabatten auf seine Fahrzeuge die Nachfrage ankurbeln wollen, doch diese Strategie hat zuletzt massiv auf die Gewinnmarge gedrückt.

Teslas jüngster Erfolg spricht auch gegen den allgemeinen Trend. Weltweit litten E-Autobauer zuletzt unter einer schwächelnden Nachfrage, schließlich sind die Finanzierungskosten wegen der gestiegenen Zinsen immer noch hoch. Außerdem sorgt China mit seinen massiven Subventionen für heimische E-Autobauer für Billig-Konkurrenz im Markt.

Seine Zukunft sieht Tesla aber ohnehin in anderen Bereichen als den bloßen Autoverkäufen. So bekräftigte Musk noch einmal sein vollmundiges Versprechen, Tesla zum führenden Anbieter von selbstfahrenden Autos zu machen. Vor zwei Wochen hatte das Unternehmen sein langersehntes Robotaxi erstmals der Öffentlichkeit in den Hollywood-Studios präsentiert. Das vollautonome Fahrzeug hat weder Lenkrad noch Gaspedal und sieht aus wie ein Coupé auf Basis des Bestsellers Model 3.

Tesla werde jährlich mindestens zwei Millionen Fahrzeuge des Robotaxi-Modells namens „Cybercab“ bauen, „am Ende vielleicht vier Millionen“, versprach Musk am Mittwochabend. Auch wiederholte er, dass das vollautonome Fahrzeug schon ab 2026 in größeren Mengen produziert werden soll. Allerdings fügte er hinzu, dass es sich dabei um seine „bestmögliche Schätzung“ handele.

Ob Tesla den Zeitplan einhält, bleibt abzuwarten. Seit dem Jahr 2016 hatte der Musk immer wieder behauptet, dass die Einführung eines Robotaxi-Programms bei Tesla kurz bevorstehe. Zwar bietet der E-Autobauer seit Langem das sogenannte Full Self-Driving (FSD) als Option für seine Autos an, das derzeit 8000 Dollar kostet. Mithilfe des Fahrassistenz-Systems steuern die Tesla-Fahrzeuge selbstständig in der Stadt und auf den meisten Straßen außerorts. Doch trotz des Namens sagt das Unternehmen, dass die Fahrer auch im FSD-Modus weiterhin auf dem Fahrersitz sitzen und bereit sein müssen, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen.

Bei den Plänen für ein fahrerloses Robotaxi müssen auch die US-Behörden mitspielen. Schließlich müssten die zuständigen Regulatoren nicht nur die Straßenzulassung, sondern auch die Produktion genehmigen. Helfen könnte dem Tesla-Chef dabei Donald Trump, den Musk als Präsidentschaftskandidat mit Millionenbeträgen im Wahlkampf unterstützt. Trump hatte in Aussicht gestellt, Musk im Falle eines Wahlsiegs an die Spitze eines neuen Gremiums zur Kontrolle der Staatsausgaben zu setzen. Wenn es dazu komme, werde er sich dafür einsetzen, dass es eine landesweite Regelung zur Zulassung autonomer Autos gibt, „für alle, nicht nur für Tesla“, sagte Musk.

Über eine Sache dürften Fans des Autobauers jetzt hingegen Gewissheit haben. Vom lange angekündigten 25.000-Dollar-Tesla war am Mittwochabend keine Rede mehr. „Ein reguläres Modell für 25.000 Dollar ist sinnlos. Es wäre dumm“, sagte Musk. Der E-Autobauer werde stattdessen günstigere Versionen seiner bestehenden Modelle auf den Markt bringen, hieß es.

Die Fahrzeuge würden inklusive der aktuellen Prämien der US-Regierung unter 30.000 Dollar kosten, versprach Musk. Sie sollen in der ersten Hälfte des Jahres 2025 auf den Markt kommen. Ob die bisherigen Förderungen für den Kauf von E-Autos in den Vereinigten Staaten in dieser Form bestehen bleiben, dürfte aber auch vom Wahlausgang im November abhängen.

Und auch bei der Klage der Produktionsfirma von „Blade Runner 2049“ gegen Tesla und Musk dürften politische Gründe eine Rolle gespielt haben. Der Milliardär habe „extreme politische und soziale Ansichten“ und ein „massiv übertriebenes, hoch politisiertes, launenhaftes und willkürliches Verhalten, das manchmal in Hassreden abdriftet“, schrieb das Unternehmen in seiner Klage.

Die Filmproduzenten wiederum arbeiten schon an einer Serienreihe, die „Blade Runner 2099“ heißen soll. Dafür will sich das Unternehmen auch in Gesprächen mit Autobauern zu möglichen Markenkooperationen befinden. Eine Partnerschaft mit Tesla dürften dürfte aber wohl ausgeschlossen sein.

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