Yamahas Sportbike im Retro-Stil mit der Werkslackierung der YZR 500 des dreifachen Weltmeisters Wayne Rainey hat Potenzial, Motorrad des Jahres 2024 zu werden.
- Yamaha XSR 900 GP (8 Bilder)
- Bewährter Dreizylinder
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- Voll einstellbares Fahrwerk
- Abnehmbarer Höcker
- Modernste Elektronik
- Es fehlt der Endschalldämpfer
(Bild: Yamaha)
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Die Designer haben Anleihen aus früheren Zeiten genutzt und zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk verschmolzen. Auf Anhieb fällt die Halbschalenverkleidung ins Auge, die große Ähnlichkeit mit der ab 1996 gebauten TRX 850 hat, ein damals etwas unterschätztes Sportmotorrad mit Reihenzweizylindermotor. Bei dem großzügig dimensionierten Deltabox-Rahmen und dem vermeintlichen Höcker hat der kleine Zweitakter-Renner TZR 250 Pate gestanden. Die rot-weiße Lackierung ist von der YZR 500 inspiriert, auf der Wayne Rainey dreimal hintereinander Weltmeister in der Königsklasse wurde. Sogar an die gelb unterlegten Startnummerntafeln an der Front und am Heck haben die Designer gedacht.
Yamaha XSR 900 GP (8 Bilder)
Yamaha bringt mit der XSR 900 GP einen Nostalgie-Racer auf den Markt. (Bild: Yamaha )
Bewährter Dreizylinder
Eigentlich ist die Retro-Welle bereits wieder abgeebbt, vor allem zulasten erschwinglicher Sportmotorräder mit moderater Leistung. Die XSR 900 GP aber vereint beides in sich. Sie wird vom bewährten CP3-Dreizylindermotor mit 890 cm3 angetrieben. Er leistet 119 PS bei 10.000/min und besticht sowohl mit Drehfreude, als auch mit gutem Durchzug. Yamaha gibt das Leergewicht der XSR 900 GP bei vollem 14-Liter-Tank mit 200 kg an, das verspricht ordentliche Fahrleistungen. Das Naked Bike MT-09 erreicht Tempo 215, da dürfte die XSR 900 GP mit Halbschalenverkleidung noch einige km/h mehr schaffen.
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Voll einstellbares Fahrwerk
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Die Halbschalenverkleidung ist der Clou an der XSR 900 GP, nicht nur wegen der rot-weißen Lackierung mit der gelben Fläche, die einst für das Aufkleben der Startnummer gedacht war, sondern auch wegen des winzigen, rechteckigen LED-Scheinwerfers. Wo andere Sportler mit großen, böse blickenden Scheinwerfern beeindrucken wollen, tut die XSR 900 GP so, als hätte sie eigentlich gar keine Lampe, schließlich gibt es in der WM auch keine. Dennoch bietet der Retro-Racer rundum LED-Licht, das kleine Rücklicht unter dem Höcker ist so geschickt angebracht, dass es im ausgeschalteten Zustand glatt übersehen wird. Ältere Biker wird die obere Verkleidungsstrebe zu Tränen rühren, weil sie nicht nur eine genaue Nachbildung der an der Yamaha TZ 250 entspricht, sondern auch wie damals mit einem Splint gesichert wird. Dahinter fällt der Blick aber auf ein modernes Fünf-Zoll-TFT-Display. Ganz neu ist der Fünf-Wege-Joystick am linken Lenkerende, über den das Menü bedient wird.
Abnehmbarer Höcker
Mit viel Liebe zum Detail wurde das Heck von Yamaha gestaltet. Was aussieht wie ein Höcker, ist in Wirklichkeit nur eine Abdeckung, die sich aber mit Verschlüssen im Racing-Stil im Handumdrehen entfernen lässt. Das Heck liegt relativ hoch und der Fahrer hockt in 835 mm Höhe, was darauf schließen lässt, dass die Entwickler der XSR 900 GP durchaus Rennstreckentauglichkeit im Fokus hatten. Das bestätigen auch die Fußrasten aus Aluminiumdruckguss, die sich in zwei Positionen einstellen lassen. Mit einem Radstand von 1500 mm dürfte die XSR 900 GP einen stabilen Geradeauslauf bieten, der Lenkkopf liegt mit 64,8 Grad im Durchschnitt, der Nachlauf von 110 mm tendiert eher in Richtung lang. Yamaha zieht als Erstbereifung die brandneuen Bridgestone S23 auf, schon der Vorgänger S22 galt als exzellenter Rennstreckenreifen.
Modernste Elektronik
So nostalgisch die XSR 900 GP optisch auch wirken mag, sie wird durch moderne Elektronik gesichert. Die Sechs-Achsen-IMU stammt aus dem Superbike R1 und steuert schräglagenabhängige Schlupfregelung, das Kurven-ABS, die Slide-Control und die Wheelie-Kontrolle. Mit der Ride Control lassen sich die Motorcharakteristik und der Grad des Eingriffs der schräglagenabhängigen Assistenzsysteme einstellen. Die drei Fahrmodi “Rain”, “Street” und “Sport” sind vorinstalliert, der Modus “Custom” kann frei konfiguriert werden. Die XSR 900 GP verfügt über einen Quickshifter der jüngsten Generation, der das Hoch- und Runterschalten ohne Ziehen der Kupplung ermöglicht und einen Tempomat gibt es serienmäßig dazu.
Es fehlt der Endschalldämpfer
Das Einzige, was der Nostalgie-Fan an dem Retro-Racer vermisst, ist ein sichtbarer Endschalldämpfer. An der XSR 900 GP ist der so gut unter dem Motorrad versteckt, dass er fast unsichtbar bleibt. Das spart zwar Gewicht, passt aber irgendwie nicht zum Sportler. Enthusiasten finden im Yamaha-Zubehör eine Komplettauspuffanlage von Akrapovic mit sichtbarem Dämpfer und Straßenzulassung für 1875 Euro. Auch sonst bietet die Aufpreisliste etliche hübsche und interessante Artikel, wie unter anderem einen leichteren Kennzeichenhalter, Motorprotektoren und einen schicken Vorderradkotflügel aus Aluminium.
Yamaha bietet die XSR 900 GP zwar auch in Grau an, aber wer will so eine langweilige Farbe haben, wenn er die Original-Lackierung von Wayne Raineys Werks-500er haben kann? Sie sieht auf den ersten Blick wie ein liebevoll aufgebautes Custombike aus, wird aber ab April serienmäßig bei den Yamaha-Händlern stehen. Der Preis ist noch nicht bekannt.