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Wie finde ich günstigen Strom fürs E-Auto?

Die Strompreise für Elektroautos schwanken von gratis bis zu 75 Cent je Kilowattstunde. Apps, verschiedene Plattformen und die Strompreisbremse können beim Sparen helfen.

wie finde ich günstigen strom fürs e-auto?

Bevor Strom aus der Photovoltaikanlage zu Hause in den Akku des E-Autos fließen kann, sind hohe Investitionen nötig. © Marijan Murat/dpa

Die meisten Fahrer von Benzinern oder Dieseln wissen, was ein Liter „ihres“ Kraftstoffs gerade kostet. Für E-Autofahrer ist das oft nicht so eindeutig. Hier wird in Cent pro Kilowattstunde (kWh) gerechnet, und die Preise schwanken zwischen 0 und rund 75 Cent. Entscheidend ist, ob zu Hause, an einer öffentlichen Ladesäule oder am Arbeitsplatz getankt wird, ob es schnell gehen muss oder eine niedrigere Ladeleistung ausreicht. Immer den günstigsten Preis zu finden, ist eine Herausforderung.

Preisvergleich über mehrere Apps

Wer nicht die Möglichkeit hat, zu Hause Strom zu tanken, kommt an öffentlichen Ladesäulen nicht vorbei. Während jedoch bei klassischen Tankstellen der Literpreis auf großen Tafeln abgelesen werden kann, gibt es das für Ladesäulen nicht. Hier hilft nur, die Preise selbst zu vergleichen, denn je nach Anbieter kann der Preis für die Kilowattstunde unterschiedlich sein.

„Ähnlich wie bei Tankstellen lohnt es sich, dazu mehrere Anbieter-Apps zu prüfen und den für sich günstigsten Tarif zu finden“, sagt Sandra Duy vom Online-Geldratgeber Finanztip. Der Grund für die Preisunterschiede seien unterschiedliche Tarife und die Verträge, den ein Ladekartenanbieter mit dem örtlichen Ladesäulenbetreiber abgeschlossen habe. Neben den Anbieter-Apps gibt es aber auch Anwendungen, die zeigen, wer an einer Ladesäule seinen Strom zu welchem Preis anbietet. „Einen schnellen Vergleich der Preise bietet Ladefuchs“, sagt Carina Belluomo von der Fachzeitschrift Auto, Motor und Sport. Wer die Ladekarten mehrerer Anbieter zur Verfügung habe, könne dann die günstigste Variante wählen und dabei schnell 10 bis 20 Cent pro Kilowattstunde sparen.

Langsamer laden spart Kosten

Die Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) hat für das langsamere Laden mit Wechselstrom (AC) durchschnittliche Preise zwischen 35 und 50 Cent pro Kilowattstunde ermittelt. Bei den Schnelladern (DC) bezahlen Kunden demnach zwischen 45 und 75 Cent. Deutliche Abweichungen jedoch seien nicht selten.

Plattformen wie GoingElectric oder ChargeFinder bieten einen umfassenden Überblick über die Ladesäulen in Deutschland und listen auf, über welchen Anbieter dort Strom getankt werden kann. Laut Bundesnetzagentur gibt es inzwischen gut 77.000 öffentliche Ladepunkte in Deutschland. In Sachsen waren es am Stichtag 1.03. knapp 3.200.

Wie viel der Strom an der Ladesäule tatsächlich kostet, hängt aber auch davon ab, wie eine App genutzt wird. „Einige Anbieter haben Abo-Modelle, bei denen man für eine monatliche Grundgebühr, die meistens zwischen drei und zehn Euro liegt, noch einmal deutlich vergünstigt den Strom laden kann“, sagt Sandra Duy.

Wer keine Möglichkeit habe, seinen Stromer zu Hause oder am Arbeitsplatz aufzuladen, für den rechneten sich diese Abo-Modelle eher. Bezahlt wird der Strom in der Regel über das Kundenkonto, in dem etwa eine Kreditkarte hinterlegt ist. „An vielen Ladesäulen ist inzwischen aber auch ein Ad-hoc-Laden möglich, für das kein Kundenkonto benötigt wird“, sagt Duy. Dann erfolgt die Freischaltung beispielsweise über einen QR-Code oder eine SMS. Laut Finanztip sind die Preise für diese Ladevariante in der Vergangenheit aber oft höher gewesen.

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Mercedes will 2023 mit Bau von E-Ladesäulen in Deutschland beginnen. © Christoph Soeder/dpa

Strompreisbremse auch für E-Autos

Günstiger kommt in der Regel weg, wer an der heimischen Wallbox, also am Haushaltsnetz laden kann. „Dann gilt der Strompreis, den der Kunde für die eigenen vier Wände bezahlt, auch fürs Auto“, sagt Carina Belluomo. Die Preisbremse von 40 Cent pro Kilowattstunde greift also auch hier. Je nach Stromanbieter können mitunter auch spezielle Autostrom-Tarife für die Wallbox gebucht werden, die günstiger sind. Ob sich das lohnt, hängt aber stark davon ab, wie viel getankt wird. Finanztip zufolge verbraucht ein Stromauto zwischen 15 und 30 Kilowattstunden pro 100 Kilometer.

„Für einen zweiten Stromtarif ist aber auch ein zweiter Stromzähler, ein Smart Meter, notwendig, für den jährliche Extrakosten von bis zu hundert Euro fällig werden“, sagt Sandra Duy. Umgekehrt würden Stromanbieter aber mitunter auch vergünstigte Tarife für Haushalte mit sehr hohem Stromverbrauch anbieten. „Es kann also durchaus sinnvoll sein, die Wallbox über den Hausstrom laufen zu lassen.“

Photovoltaik-Strom ist langfristige Investition

Noch günstiger wird es, wenn der Autostrom von der eigenen Photovoltaikanlage erzeugt wird. Finanztip zufolge liegen die Stromkosten dann bei 12 bis 16 Cent pro Kilowattstunde. Denn für die Produktion des eigenen Stroms sind zunächst Investitionen in eine Solaranlage notwendig. Man spricht hier von Stromgestehungskosten.

Die aber zahlen sich den meisten Modellrechnungen zufolge nach spätesten 20 Jahren aus. „Wir haben das für eine vierköpfige Familie mit E-Auto und einen Stromverbrauch von 7.000 kWh im Jahr durchgerechnet und kamen auf eine Ersparnis von 280 Euro nach 20 Jahren“, sagt Belluomo. Dann hätte sich die Investition amortisiert.

Umsonst laden wird seltener

Im Idealfall fließt der Strom sogar zum Nulltarif ins Auto. Aber das ist an immer weniger Ladepunkten möglich. „Es gibt nur noch wenige Supermärkte, die das anbieten“, sagt Belluomo. Einige Firmen bieten ihren Mitarbeitern das Aufladen gratis auf dem Firmenparkplatz an.

Wer einen älteren Tesla fährt, kann sich möglicherweise umsonst bedienen. Denn bis vor ein paar Jahren gewährte der US-Autobauer Model-S- oder Model-X-Käufern Gratistanken an den firmeneigenen Superchargern. Dieses Privileg ist ans jeweilige Fahrzeug gebunden und geht beim Verkauf an alle Folgebesitzer über. Gibt jemand sein Auto dagegen an Tesla zurück, um es gegen ein neueres Modell zu tauschen, „kassiert“ Tesla die Gratisladen-Funktion. (dpa/rnw)

Eine Sachsen-Karte mit CCS-Ladesäulen bis 50 kW und über 50 kW sowie Tesla-Superchargern (Stand: 27.01.2023) finden Sie hier.

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