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Was ich am Kia EV9 GT Line zu meckern habe

Der Kia EV9 GT Line ist ein tolles Reiseauto mit überzeugenden Features, aber mit einigen Details des mächtigen Elektro-SUVs konnte sich Redakteur Michael Huch nicht anfreunden.

was ich am kia ev9 gt line zu meckern habeNicht gleich zum Weglaufen, aber ein paar Macken störten Redakteur Michael Huch doch am Kia EV9. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Der Kia EV9 GT Line präsentierte sich als zuverlässiges und bequemes Reiseauto mit vielen gelungenen Detaillösungen. Mit 5,02 Meter Länge hat man es mit einem mächtigen Elektro-SUV zu tun. Die Größe soll hier aber nicht weiter thematisiert werden, schließlich sind das Raumangebot des Siebensitzers und die Abmessungen für Interessenten wesentliche Kaufargumente. Nur soviel: Bei einem Wendekreis von 12,4 m kommt beim Rangieren oder im Parkhaus hier und da doch der Wunsch nach einer Hinterradlenkung auf. Doch andere Details erwiesen sich als wesentlich nerviger. Nach der Top-Liste des Kia EV9 kommt hier meine persönliche Flop-Liste des Kia EV9.

Nervlevel 1: Klimaanzeige verdeckt

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Die Anzeige der Klimaanlage ist vom Lenkrad verdeckt. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Es ist nur eine Kleinigkeit und man kann im wahrsten Sinne darüber hinwegsehen, aber in der normalen Fahrposition ist der Blick auf die Anzeige für die Klimaanzeige vom Lenkrad verdeckt.

Nervlevel 2: Kamera-Rückspiegel

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Digitaler Innenspiegel: Best of Show, aber klassisch kommt besser. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Zu Show- und Vorführ-Zwecken ist der digitale Rückspiegel cool. Tatsächlich ist er aber ein prima Beispiel dafür, dass moderne Technik nicht immer besser sein muss als simple Optik. Die Auflösung und die Tiefenwahrnehmung des guten alten Spiegels sind einfach unschlagbar. Immerhin – und das ist lobenswert – hat man im Kia die Wahl.

Nervlevel 3: Ladeleistungseinbruch

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Beim Laden startet der EV9 stark, aber im Bereich von 80 Prozent hatte er im Test mehrfach einen Durchhänger. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Unter guten Bedingungen steigt die Ladekurve steil auf über 200 kW an und der EV9 lädt so schnell, dass man sich beim Pinkeln sputen sollte. Klasse! Doch kurz vor 80 Prozent gab es im Test wiederholt einen starken Einbruch und die Ladeleistung ging teilweise auf einstellige Werte zurück. Nach ein, zwei Minuten war offenbar alles sortiert und temperiert und die Leistung stieg wieder auf über 160 kW an. Das wirkt nicht besonders elegant, ist schwer kalkulier- und nachvollziehbar.

Nervlevel 4: Frontkamera zensiert sensiblen Bereich

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Eigentlich sollte die Frontkamera (roter Kreis) den Überblick haben. Im Auto klingt und sieht es schlimmer aus als es ist. Wahrscheinlich besser als anders herum. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Die Dimensionen des Fahrzeugs erwähnte ich bereits. So kommt es bisweilen vor, dass man den zur Verfügung stehenden Platz bis auf wenige Zentimeter ausnutzen muss. Etwa damit der Hobel hinten nicht einen halben Meter auf den Radweg ragt oder weil das Schnellladekabel der Ladesäule nicht reicht, wenn man nicht ganz, ganz dicht heranfährt (hatte ich wirklich). Der EV9 ist rundum mit Kameras ausgestattet, die das Rangieren enorm erleichtern, aber ganz dicht an eine Wand heranzufahren, bleibt eine Herausforderung: Es piept als würde es jeden Moment krachen, doch der wirklich wichtige Bereich im Kamerabild ist geschwärzt als wäre er verboten! Dabei war durchaus noch etwas Platz übrig (siehe Bild).

Nervlevel 5: Verbrauch

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Bei flotter Autobahnfahrt im Winter ist der Verbrauch hoch. Nach WLTP-Norm liegt der kombinierte Verbrauch bei 22,8 kWh/100 km. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Dass sich ein 2.664 kg schweres SUV mit sieben Sitzplätzen, 700 Nm, 283 kW (365 PS), Allrad und 285er-Schlappen im 21-Zoll-Format nicht zum Spartarif bewegen lässt, ist klar. Trotzdem hatte ich mir mehr Effizienz erhofft, auch in der kalten Jahreszeit bei zügiger Fahrweise. Auf meiner Autobahn-Verbrauchsfahrt mit dem Kia EV9 GT Line im Winter lag der Durchschnitt nach über 1.500 km bei 33,8 kWh/100 km. Superschnelles Laden hin oder her: Bei Nutzung des Akkus von 80 auf 10 Prozent bleiben so von der WLTP-Reichweite von über 500 km nur noch 200 km übrig.

Nervlevel 6: Ungeschickte Assistenz

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Totwinkelwarner, Abstandshalter, Tempomat, Geschwindigkeitsanzeige, Spurhalteassistent … Die Assistenzsysteme sind eine Erleichterung und arbeiten zuverlässig, aber nicht immer harmonisch. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Auf langen Strecken möchte ich die Fahrassistenten nicht missen. So hielt der EV9 auch unter erschwerten Bedingungen zuverlässig die Spur und war stets aufmerksam, was den Abstand zum Vordermann betrifft. Allerdings macht er es nicht immer besonders gut. Der adaptive Tempomat regelt die Geschwindigkeit nicht so harmonisch wie ein menschlicher Fahrer – dafür ist er immer konzentriert und braucht keine Pause. Der EV9 hielt zwar immer in der Spur, aber er fährt keine optimale Linie, sondern lenkt immer etwas hin und her. Nennen Sie mich empfindlich und eingebildet, aber das kann ich besser. Und warum muss ich mir beim ordnungsgemäßen Spurwechsel samt Betätigung des Blinkers immer das Gebimmel anhören und Warnungen im Display ansehen, dass jetzt die Spur nicht gehalten werden kann? Natürlich nicht! Ich will sie ja wechseln! Weniger (Warnen) ist manchmal mehr. Für absolut empfehlenswert halte ich dagegen den Totwinkel- und den Auspark-Assistenten, der etwa vor herrannahendem Querverkehr warnt.

Nervlevel 10: Einstellungssache

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Morgens möchte ich einfach losfahren und weder meine Identität bestätigen noch offensichtliche Warnungen lesen. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Es ist für mich gewöhnungsbedürftig, dass man in modernen Autos persönlich begrüßt wird. Ich möchte, dass das Auto einfach kommentarlos funktioniert und ich will nicht immer wieder die gleichen Sicherheitswarnungen lesen oder bestätigen, dass ich es bin. Aber was mich wirklich zur Weißglut bringt, ist die selektive Amnesie. Ich nehme ja Einstellungen vor, weil ich genauso fahren möchte. Wozu habe ich ein Profil, wenn das Auto Einstellungen nach Fahrtende vergisst? Radio, Klima, Sitz-, Spiegel- und Lenkradeinstellung: Alles ist nach einem Neustart da. Aber warum ist der Sportmodus aus? Dafür gibt es immerhin einen Knopf. Und vielleicht nervt mich auch der Spurhalteassistent? Hier muss ich den Knopf schon lang gedrückt halten, als würde ich ein hohes Risiko eingehen, weil ich selbst konzentriert Auto fahren möchte. Aber dass ich bei jedem Fahrtantritt durch die Menüs surfen muss, um das Gebimmel der Tempowarnung erneut auszustellen, ist ein No-Go.was ich am kia ev9 gt line zu meckern habe

Und täglich grüßen die Einstellungen für das Tempolimit. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Es geht hier nicht ums Rasen. Die Einblendung der Höchstgeschwindigkeit ist ein guter Service, das kann man auswählen. Aber eine optische und akustische Warnung sobald man 1 km/h zu schnell ist, möchte ich nicht. Und wenn ich das ausschalte, soll das aus bleiben. Eigentlich ganz einfach.

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