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VW Passat B1 (1973 bis 1980) Kaufberatung, Preise: 50 Jahre Passat: Rettungswagen für VW

Als VW 1973 den Passat auf den Markt bringt, steckt der Konzern in der Krise. Audi hilft mit Technik, Giugiaro beim Design. Worauf ist heute beim Kauf zu achten?

vw passat b1 (1973 bis 1980) kaufberatung, preise: 50 jahre passat: rettungswagen für vw

© Hans-Dieter Seufert

Wie fährt so ein alter Passat? Äußerst vergnüglich.

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Denn der B1 ist nicht nur leicht – er wiegt leer 860 Kilogramm – sondern auch kompakt: Er belegt mit 4,19 Meter Länge und 1,62 Meter Breite weniger Verkehrsfläche als ein aktueller VW Polo. Denn der ist zwar kürzer (4,07 Meter), aber mit 1,75 Meter fast so breit wie zu Passat-Zeiten ein Mercedes Strichacht.

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Um die Pylonen wedelt so ein Passat B1 mit sichtbarer Seitenneigung und dem Fahrer hilft beim Kurbeln keine Servolenkung. Doch anders als alle Heckmotor-VW vor ihm bleibt er im Zweifel stur in der Spur.

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Velours Pergament: Die Innenausstattung zeigt mit Holzfurnier und Farben der Siebziger bescheidenen Luxus. Die Sitze sind angenehm straff und ausreichend groß.

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Als eines der ersten Autos überhaupt hat der Passat B1 einen sechsstelligen Kilometerzähler. Das traute sich zuvor zum Beispiel Mercedes im W116.

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Goldene Mitte: Der längs eingebaute, wassergekühlte Vierzylinder-Reihenmotor leistet 75 PS. An der Basis werkelte ein 55-PS-Maschinchen und der TS hatte 85 PS.

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© Hersteller/Archiv
Alle drei Karosserievarianten des VW Passat B1: Zweitürer, Variant und Viertürer.

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Die große Klappe kommt 1975, ein Viertel der Kunden bestellt sie. Zwei Millionen B1 baut VW.

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Der Variant (ab 1974) kommt ebenfalls auf einen Anteil von einem Viertel an den Passat-B1-Verkäufen.

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Der Passat B2 (1980 bis 1988) ist sieben Zentimeter breiter als der Vorgänger und auch sonst ein recht stattliches Auto geworden.

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Im Cockpit steht stolz Passat, das logolose Lenkrad hat zwei Speichen.

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Der Variant wird mit 60 Prozent Anteil die beliebteste Version des 3,345 Millionen mal gebauten Passat B2.

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Den 35i (1988 bis 1993) gestaltet VW-Designer Herbert Schäfer schnörkellos und ohne Kühlergrill.

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Erstmals sitzt beim Passat der Motor quer und beim VR6 ein kompakter Sechszylinder unter der Haube.

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Der Innenraum bietet vom Gaspedal bis zur Rücksitzlehne zwei Meter Platz, vermeldet VW stolz.

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Der Passat B4 erhält wieder einen Kühlergrill und statt der Sicke eine seitliche Lichtkante.

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Das Cockpit der von 1993 bis 1997 gebauten, vierten Generation unterscheidet sich nicht großartig vom Vorgänger.

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Mit dem B5 kehrt VW 1996 zum Längsmotor zurück – und zu einer größeren technischen Nähe zu Audi.

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Verschließbare Lüftungsdüsen und Softlack sorgen serienmäßig für wertiges Ambiente, Wurzelholz und Leder gegen Aufpreis.

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Das Facelift bringt im Jahr 2000 vor allem eine geänderte Front mit Klarglasscheinwerfern. Der Variant hat 80 Prozent Anteil.

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Murat Günak gestaltet den sechsten Passat (2005 bis 2010) mit Wappengrill und feinen Details.

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Mit dem B6 wechselt der Passat auf das Quermotor-Layout PQ 46, wird 9,2 Zentimeter länger und 7,4 Zentimeter breiter.

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Der Käufer hat die Wahl: Motoren vom 1.6 TDI mit 105 PS bis zum VR6 mit 299 PS unter der Haube des B7.

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Im Cockpit ändert sich weniger als außen, der Passat bbleibt sich treu.

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Wieder wechselt die technsiche Basis: Der Modulare Querbaukasten (MQB) sorgt ab 2014 für Raum- und Produktionseffizienz.

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Im Jahr 2015 wird der Passat “Auto des Jahres” und im Verlauf der Produktionszeit des B8 zum 30-fachen-Produktionsmillionär.

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© Volkswagen

In neunter Generation wächst der Passat auf 4,91 Meter Außenlänge. Premiere im September 2023.

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Rudolf Leiding, von Oktober 1971 bis Anfang 1974 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, stoppte kurz nach Amtsantritt die Entwicklung des Mittelmotorautos EA 266 und verkündete gegen Ende des Jahres 1971 im Gespräch mit dem Spiegel: “Der künftige VW wird Frontantrieb haben”.

Damit meinte er nicht den K70, der zwar der erste VW mit wassergekühltem Frontmotor ist, aber auch ein Erbe von NSU. Selbst entwickelt hatte VW sein erstes Frontantriebsauto jedoch ebenfalls nicht. Denn im Grunde seiner Längsmotor-Architektur ist der erste Passat ein Audi 80. Was beim Blick unter die Haube an zahlreichen kleinen Audi-Logos gut zu erkennen ist.

Kleiner als VW Polo von 2023

Vom Audi 80 erbt der Passat seine leichte Bauweise: 860 Kilogramm wiegt der Zweitürer, den VW Classic zu uns nach Stuttgart geschickt hat. Viel ist nicht dran an diesem Auto, das damals Mittelklasse war und heute einen kleineren Schatten wirft als ein VW Polo, Jahrgang 2023. Ein Passat, daran hat sich in 50 Jahren nichts geändert, war ein Symbol für zarten Wohlstand und bescheidenen Stolz auf das Erreichte.

Das 4,19 Meter lange und 1,62 Meter breite Auto genügte vor 50 Jahren Familien mit zwei bis vier Kindern für die Fahrt in den Urlaub. Die Lackfarben hießen Manilagrün oder Panamabraun. Doch meist verbrachten westdeutsche Familien die Ferien an weniger exotischen Orten und blieben zumindest in der Nähe des vertrauten Sprachraums.

An den Qualitäten des Passat liegt es nicht, wenn der Fahrer lieber daheim bleibt. Der namensgebende Wind trieb schließlich Generationen von Seefahrern zuverlässig über die Ozeane. “Passata” heißt Überfahrt und ist neben dem Design des Fließhecks das zweite italienische Merkmal am ersten Passat.

Wie fährt der Passat B1?

Weitere Ausflüge in die Geografie schlagen wir in den Wind. Einen der drei Schlüssel in das Türschloss gestochert, am Griff gezogen und schon fällt man auf die Vollschaumstoff-Sitze (ab August 1975). Unser panamabrauner Testwagen ist ein frühes 1977er-Modell mit 75 PS. Er hat also auch schon den verkürzten Schalthebel und den 1,6-Liter-Motor. Der springt mit seiner zickigen Startautomatik widerwillig an, dreht erst einmal ein bisschen hoch. Die Kupplung kommt spät, der Passat fährt los.

Rau im Ton, zupackend im Wesen: Der vorn längs installierte Vierzylinder klingt vertrauenerweckend solide, wird dabei jedoch nie rau. Für VW-Fahrer müssen das ganz neue Töne gewesen sein, kannten sie doch bisher vor allem das Rauschen und Bollern eines Boxermotors im Heck. Auch das Handling war ein Neues: Statt mit drückendem Heck wie ein Käfer oder Typ 3 fährt der Passat am liebsten geradeaus. Der Motor verlagert den Schwerpunkt nach vorn und das Fahrverhalten ins Narrensichere. Mit Lenkrollradius Null reichen auch 2,47 Meter Radstand für einen stabilen Geradeauslauf.

Dünne Dachsäulen senken das Gewicht und verbessern die Sicht nach Draußen. Platz ist vorn wie hinten und die Übersicht ist grandios. Doch ausgerechnet den größten Unterschied zum Audi 80 sieht der Fahrer nicht: Das schräge Heck.

Historie: vom Audi 80 zum Passat B1

Mit dem Fließheck übernahm der Passat ein Merkmal des ebenfalls gestoppten Projekts EA 266, dessen Karosserie Giorgetto Giugiaro gestaltet hatte. Weil die Entwicklung des Schrägheck-Autos mit Quermotor und Frontantrieb zu lange gedauert hätte, griff Leiding auf die vorhandene Technik des neuen Audi 80 zurück.

Gespart hat sich VW auch die lange Heckklappe. Denn zunächst kam der Passat mit kurzer Kofferraumklappe auf den Markt. Die praktischere, größere Öffnung kam erst 1975. Ein Viertel der Passat-Käufer bestellte die große Klappe, ebenso viele den 1974 nachgereichten Variant. Giugiaros Lieblingsversion ist übrigens der Zweitürer: “Da ist optisch weniger los”, sagte er Volkswagen Classic im Interview.

Krise bei VW: Leiding muss gehen

Auf den Passat, der 1973 erscheint, folgen 1974 das Sportcoupé Scirocco und der Golf als Ersatz für den Käfer. Leiding erlebt den Erfolg der von ihm durchgesetzten Modelle nicht mehr als VW-Chef: Wegen Diskussionen um ein Werk in den USA und Entlassungen. Vor allem aber angesichts eines Verlusts von über 800 Millionen Mark. Ausgelöst durch hohe Kosten, Verluste im USA-Geschäft durch Dollar-Schwankungen und Kaufzurückhaltung infolge der Ölkrise, bestellt der Aufsichtsrat am 10. Februar 1975 Toni Schmücker als Nachfolger Leidings an die Spitze des Autokonzerns.

Modellpflege beim Passat

Der Passat blieb. Er bekam Anfang 1975 Vollschaumstoff-Sitze und im August desselben Jahres ein geändertes Getriebe mit kurzem Schalthebel. Der Hubraum der beiden stärkeren Motoren mit 75 und 85 PS wurde um 0,1 auf 1,6 Liter erhöht. Im August 1977 kam ein Facelift mit größeren Kunststoff-Stoßfängern und Blinkern neben den Hauptscheinwerfern.

Den Basismotor mit 1,3 Liter Hubraum ersetzte im Februar 1978 ein neuer Querstrommotor aus Polo und Golf. Ab Juli desselben Jahres konnten Passat-Käufer einen Dieselmotor bestellen, der 50 PS aus 1,5 Liter Hubraum leistete. Im Februar 1979 kam im neuen, 17.500 Mark teuren Topmodell GLI der 110 PS starke 1,6-Liter-Einspritzmotor aus dem Golf GTI in den Passat – für 425 Mark extra auch im Variant. Bis zur Premiere des Nachfolgers im Oktober 1980 verkauft VW weltweit über zwei Millionen Passat der ersten Generation.

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