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VW Golf R und Golf GTI Clubsport (2024) im ersten Test: Kampf der Emotionen

VW Golf R & Golf GTI Clubsport auf einen Blick

  • Golf R hat jetzt 333 PS, der GTI Clubsport 300
  • Sondermodell Black Edition mit Spezial-Spoiler
  • Querfahren mit dem Golf R – dank Drift-Modus
  • Fahrwerksabstimmung wie auf der Nordschleife
  • Die Preise steigen kräftig um über 5.000 Euro

Ausstattung & Preise | Fahreindruck Golf R Variant | Fahreindruck Golf R Hatch | Fahreindruck Golf GTI Clubsport | Erstes Fazit

vw golf r und golf gti clubsport (2024) im ersten test: kampf der emotionen

Ausstattung & Preise: Welcher scharfe Golf kostet was?

Stell dir vor, du hast ein Rudel voller Volkswagen Gölfe und darfst sie auf der Rennstrecke loslassen. Den großen, bösen Golf R, der jetzt 333 PS hat. Den Golf im Schafspelz namens Variant R, der braver aussieht, als er ist. Und den einsamen Golf GTI Clubsport, der als einziger in diesem Trio Vorderradantrieb hat. Tatort: Lausitzring. Als jüngste deutsche Rennstrecke wurde sie Grand-Prix-tauglich anno 2000 eröffnet. Sie ist 4.500 Meter lang, hat fünf anspruchsvolle Rechtskurven und sieben Linkskurven. Steigung und Gefälle halten sich mit 4,5 Prozent die Waage. Die längste Gerade misst 648 Meter – ideal für das Speeddating mit dem Trio aus Wolfsburg.

Vor uns der Golf 8 – in seinen schärfsten Varianten. Jeweils fünf Runden auf dem Lausitzring. Das dürfte genügen, um zu wissen, welcher Golf sich zum Rudelführer eignet. Lammfromm sind sie alle nicht. Zum Facelift haben die Ingenieure zusätzliche Power in die Aggregate gepackt. 20 mehr, und damit jetzt 300 Pferdestärken, treiben den GTI Clubsport an. Die R-Modelle fahren mit 333 PS vor, 14 mehr als früher. Neben dem Golf R und dem Variant R gibt es mit der Black Edition auch noch ein drittes (Sonder-)Modell, das, wie der Name schon sagt, von den R-Emblemen bis hin zu den Felgen durchgehend schwarz gestylt wurde. Serienmäßig kommt er mit Performance-Paket, intelligenten LED-Scheinwerfern und einem größeren, luftdurchströmten Dachkantenspoiler für mehr Anpressdruck daher. Das kostet Geld – und zwar relativ satt. Die Black Edition setzt sich beim Preis gleich an die Spitze. 59.590 Euro werden hier fällig. Aber auch bei allen anderen Gölfen wurde eine Schraube besonders stark angezogen: Nämlich die Preisschraube. Und so muss man beim GTI Clubsport jetzt 49.225 Euro berappen, 54.945 Euro für den Golf R und 56.215 für den rassigen Kombi. Jeweils rund 5.000 Euro mehr als noch vor zwei oder drei Jahren.

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Fahreindruck VW Golf R Variant: Schneller Kombi

Damit haben wir schon mal das unangenehmste Kapitel beim neuen Golfs-Rudel erledigt und dürfen uns den schönen Dingen widmen. Rein in die heißen Kisten, raus auf den Lausitzring. Ach ja, bei der richtigen Reihenfolge haben wir uns von den Instruktoren beraten lassen. Erst den Golf R in den beiden Karosserievarianten als Limousine (Hatch) und als Kombi, dann als Krönung am Schluss den GTI Clubsport. Angetrieben werden sie alle vom gleichen 2,0-Liter-Vierzylinder mit Turboaufladung. Die Software hält den GTI auf Distanz, allerdings ist der Abstand mit 33 PS so gering wie noch nie. Bei den Fahrleistungen macht sich das Leistungsplus und natürlich der Allradantrieb bemerkbar. Mit 4,6 Sekunden lässt der R den Clubsport um eine ganze Sekunde stehen.

Auch der Variant, in dem wir Platz nehmen, ist mit 4,8 Sekunden schneller. Das ist umso erstaunlicher, als der Kombi um stattliche 172 Kilogramm mehr wiegt als der GTI Clubsport. Geschuldet ist das vor allem der größeren Karosserie. Mit 4,65 Metern Länge übertrifft der Variant den normalen Golf um 36 Zentimeter, beim Radstand legt er um fünf Zentimeter auf 2,68 Meter zu. Runde um Runde umkurven wir mit dem Variant den Lausitzring – und sind eigentlich ziemlich zufrieden. Das Drehmoment von 420 Nm zieht ab 2.200 U/min gut an und lässt bis 5.500 U/min auch nicht mehr nach. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet zackig durch die Gassen, und auch beim Kurvenverhalten gibt es nichts zu meckern. Der Variant hat Rennsport-Gene – und bleibt als Papamobil für die ganze Familie trotzdem praktisch. Selten war ein Kofferraumvolumen von bis zu 1.642 Litern (611 hinter der zweiten Sitzreihe) so flott unterwegs wie mit dem Golf Variant R.

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Fahreindruck VW Golf R Hatch: Leichter und lebendiger

Pferdewechsel in der Boxengasse. Ab in den normalen Golf R. Und schon auf den ersten Metern merken wir: Gewicht ist im Rennsport vielleicht nicht alles, aber doch ziemlich viel. Außerdem sind die Massen ganz anders verteilt als beim Kombi. Viel kompakter. Deshalb kommt einem die Limousine lebendiger und agiler vor. Gerade in den Kurven, in die sich der große, böse Golf richtig reinbeißt.

Wir testen den Fahrmodus Race, der mit einer Besonderheit aufwartet: Der Turbolader wird gewissermaßen vorgespannt. Das heißt: Auch bei Fahrten im Teilastbereich wird er auf einer höheren Turbinendrehzahl gehalten, damit er bei Bedarf seine volle Kraft schneller zur Verfügung stellen kann. Traktion hat der Golf R durch den Allradantrieb immer satt – für zusätzliche Kurvendynamik sorgt das Torque Vectoring, also die Antriebsverteilung auf der Hinterachse. Das kurvenäußere Rad dreht sich schneller und gibt dem Auto damit zusätzlichen Schwung bei der Ausfahrt aus der Kurve. Fühlt sich ein bisschen wie Heckantrieb an.

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Fahreindruck VW Golf GTI Clubsport: Nicht zu toppen

Nächste Station: Golf GTI Clubsport. Hier drin sieht es schon mal anders aus. Das Lenkrad ist noch das alte mit den Drückreglern, die R-Modelle haben die unpraktischen Slider am Volant. Beim Infotainment ähneln sich alle Gölfe. Hier hat mittlerweile das 12,9 Zoll (32,8 cm) große Zentral-Display Einzug gehalten, mit der frei belegbaren Leiste oben und der festen Leiste unten (Klimaanlage). Bei der Lautstärke plagt man sich auch weiterhin mit den Slidern, auch wenn sie besser geworden sind. Der größte Unterschied zwischen Clubsport und R-Modellen liegt im Antrieb.

Der GTI ist ein echter Fronttriebler mit einer elektronischen Quersperre vorne. Außerdem ist er mit einem Fahrzeuggewicht von 1.459 Kilogramm um 89 kg leichter als der Golf R. Und das merkt man ihm auch an. Schon nach einer Runde traut man sich, mit mehr Schwung in die Kurven zu fahren, später zu bremsen. Der Allradler fährt zwar wie auf Schienen, beim GTI Clubsport fühlt sich jedoch alles viel leichter und damit auch authentischer an. Nach echtem Autofahren. Und wenn man dann auf das Fahrprogramm Spezial geht, macht alles gleich noch mal mehr Spaß. Hier wurde die Streckencharakteristik der Nürburgring Nordschleife beim adaptiven Fahrwerk zugrunde gelegt, mit Betonung auf der Querdynamik.

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Erstes Fazit

1, 2 – oder 3? Die Frage nach dem persönlichen Lieblings-Golf im Rudel hat sich von ganz alleine beantwortet. Der Volkswagen GTI Clubsport hat echten Golf im Blut und wäre unsere Wahl. Wer allerdings auf satte Hüftschwünge auf dem Asphalt steht, der muss zum Golf R greifen. Denn der hat dafür ein neu entwickeltes Fahrprogramm. Kontrolliertes Driften auf trockener und nasser Straße wird zum Kinderspiel. Das System ist so fein abgestimmt – es macht aus jedem Autofahrer einen Driftkönig. Und der Variant? Scharfes Papamobil, das Kreide frisst, wenn die Familie im Auto Platz nimmt. Und für alle Gölfe der ausgereiften achten Generation gilt: Manch einer sucht sich einen Wolf, um beim Golf einen Kritikpunkt zu finden. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

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