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Tesla-Woche 27/24: Q2 treibt Aktie, Grünheide-Genehmigung, Zoll-Verhandlungen, Indien-Aus

tesla-woche 27/24: q2 treibt aktie, grünheide-genehmigung, zoll-verhandlungen, indien-aus

Bild: Tesla (Produktion in deutscher Gigafactory)

Eine kleine Überraschung reichte aus, um der Aktie gewaltigen Schwung zu geben: Am Dienstag vor Börsenstart veröffentlichte Tesla Daten zu seinen Elektroauto-Verkäufen im zweiten Quartal 2024, die mit knapp 444.000 Stück spürbar über den im Vorfeld gesenkten Erwartungen lagen – und die Aktie legte mehr als 10 Prozent zu. Im Rest der Woche ging es in diesem Stil weiter. Außerdem gelang es Tesla, sein Model Y an mehrere Staatsfirmen in China zu verkaufen, und hohe Strafzölle für den Import dort produzierter Elektroautos könnten noch sinken. In Deutschland bekam das Unternehmen die erste Teilgenehmigung für den Ausbau seiner Gigafactory in Grünheide, aber in Indien dürfte es bis auf weiteres doch nicht präsent sein.

Tesla-Kurs wieder über Ende 2023

Je nach Quelle hatten Analysten im Durchschnitt zwischen 420.000 und knapp 440.000 verkaufte Elektroautos von Tesla in Q2 2024 erwartet, sodass die dann gemeldeten 444.000 eine klar positive Überraschung waren. Gegenüber dem besonders schwachen ersten Quartal dieses Jahres bedeutete das eine Steigerung um knapp 15 Prozent, gegenüber Q2 2023 immer noch einen Rückgang um 5 Prozent, der aber eben weniger ausgeprägt war als befürchtet. Offizielle Prognosen für den Rest des Jahres gibt es bislang nicht.

Die Reaktion an der Börse war dennoch deutlich positiv. Schon am Montag vor der Veröffentlichung der Q2-Zahlen gewann die Aktie rund 6 Prozent, in der gesamten (wegen des Feiertags am 4. Juli verkürzten) Handelswoche betrug das Plus gut 25 Prozent. Die Marktkapitalisierung von Tesla erhöhte sich damit auf etwas über 800 Milliarden Dollar. Ab Jahresbeginn bis etwa Mitte April verzeichnete die Aktie erhebliche Verluste, erholte sich dann aber zunehmend und hat zuletzt mit 251,52 Dollar den Schluss-Stand von 2023 wieder leicht übertroffen.

Davon profitiert auch Elon Musk, der derzeit etwa 13 Prozent aller Tesla-Aktien und Optionen für weitere 8 Prozent besitzt. Für ihn liegt der Fokus spätestens seit diesem Jahr nicht mehr auf bloßen Elektroautos, sondern auf autonomem Fahren und humanoiden Robotern mit KI. Für beides zusammen sagte er bei der Hauptversammlung im Juni einen möglichen Tesla-Börsenwert von 30 Billionen Dollar voraus. Nach der Q2-Veröffentlichung erklärte Musk inmitten steigender Kurse, der jüngste Erfolg im Verkauf sei relativ gesehen unbedeutend. Und zu Tesla-Leerverkäufern einschließlich Bill Gates schrieb er, diese würden „vernichtet“, wenn Autonomie vollständig gelöst und der Optimus-Roboter in Serienproduktion sei.

Ausbau deutscher Gigafactory erlaubt

Beides dürfte noch eine Weile auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit bekam Tesla am Donnerstag eine „positive Genehmigungsprognose“ für den Ausbau seiner Fabrik in Grünheide bei Berlin, wie das Landesumweltamt Brandenburgs mitteilte. Dieser war im vergangenen Juli beantragt worden und bezieht sich nur auf Arbeiten auf dem bisherigen Gelände. Für eine ebenfalls geplante Erweiterung nach Osten, für die weitere Waldflächen gerodet werden müssten, wird ein neuer Bebauungsplan benötigt, den die Gemeinde Grünheide Mitte Mai grundsätzlich beschloss – in einer abgespeckten Form, weil die ursprünglichen Tesla-Pläne von der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnt wurden.

Das Land Brandenburg hat nach eigenen Angaben die gesamten Anträge für den Ausbau auf dem bisherigen Gelände geprüft, der in drei Phasen erfolgen soll. Zunächst darf Tesla jetzt auf eigenes Risiko kleinere Arbeiten wie den Anbau von Treppenhäusern und die Errichtung eines Zeltlagers für die Bau-Koordination vornehmen. Später soll eine weitere große Produktionshalle nördlich der bisherigen gebaut und im letzten Schritt mit den nötigen Anlagen ausgestattet werden, um die Kapazität in Grünheide von 500.000 auf 1 Million Elektroautos pro Jahr zu erhöhen. An Batterien sollen dort dann 100 statt bislang 50 Gigawattstunden pro Jahr entstehen können.

China-Firmen kaufen Tesla Model Y

Die eigene Produktion in Europa bedeutet, dass Tesla von EU-Strafzöllen auf Elektroautos aus China beim Model Y nicht betroffen ist. Das Model 3 wird allerdings weiterhin auf Fernost importiert, und Mitte Juni teilte der Hersteller mit, dass es sich im Juli in Europa voraussichtlich verteuern werde. Inzwischen sind die vorläufigen EU-Zölle veröffentlicht und werden berechnet, aber noch nicht erhoben. Das Model 3 ist in Deutschland bislang nicht teurer geworden. Wie CNBC berichtet, wurde über die Zölle zuletzt noch intensiv verhandelt, bevor sie in vier Monaten definitiv werden. Dabei könnte zum einen für Tesla ein niedrigerer Satz als die bislang genannten 21 Prozent herauskommen. Zum anderen könnten sich die EU auf allgemein niedrigere Strafzölle einlassen, um chinesische Vergeltungsmaßnahmen zu verhindern.

Ebenfalls als China-Erfolg und in diesem Zusammenhang könnte eine weitere aktuelle Meldung gesehen werden. Laut einem Bericht von CnEVPost haben sich mehrere staatliche Unternehmen in der Umgebung des Gigafactory-Standorts Shanghai für die Anschaffung von Model Y entschieden, nachdem es dieses Elektroauto erstmals auf die Auswahl-Listen dafür geschafft hatte. Beobachter sahen darin ein Signal, dass China Chancen-Gleichheit für Fahrzeuge ausländischer Hersteller schaffen will, nachdem dort zuvor unter anderem von Tesla-Verboten in militärischen Bereichen berichtet worden war.

Weiter kein Tesla-Start in Indien

Im wichtigsten Elektroauto-Land der Welt scheinen sich die Rahmen-Bedingungen für Tesla also zu verbessern, einen weiteren potenziell großen Markt aber wird das US-Unternehmen bis auf weiteres wohl nicht erschließen. Nach jahrelangen und zwischendurch unterbrochenen Verhandlungen schien im November 2023 endlich der Weg frei für den Start von Tesla in Indien. Die dortige Regierung hatte niedrigere Import-Zölle für Elektroauto-Hersteller beschlossen, die sich auf spätere Investitionen im Land verpflichten. Damals hieß es, Tesla wolle zunächst deutsche Model Y nach Indien schicken und später ein neues Elektroauto-Modell in Teilen, das dann vor Ort fertig produziert werden sollte.

Wie lokale Medien berichten, hat sich dieser Indien-Plan jedoch mittlerweile offenbar wieder erledigt. Im April sagte CEO Musk einen Besuch in dem Land kurzfristig ab. Jetzt soll Tesla das Vorhaben, eine Fabrik in Indien zu bauen, erst einmal aufgegeben haben. Die Kommunikation mit Vertretern der Regierung sei eingestellt worden, schreibt BWAutoworld unter Berufung auf informierte Personen. Nach Angaben aus Regierungskreisen fehle es derzeit am nötigen Kapital für die vorgesehenen Tesla-Investitionen in Indien. Das Unternehmen sei jedoch weiterhin willkommen, wenn es die Verhandlungen wieder aufnehmen wolle.

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