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Tesla-Woche 16/24: Job-Abbau, Musk- und Texas-Votum, 0% Zinsen, Cybertruck-Rückruf

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Bild: Tesla

In der zurückliegenden Woche hat Tesla Beobachter in Atem gehalten. Praktisch jeden Tag gab es bedeutende Neuigkeiten, die jedoch überwiegend negativ oder bestenfalls gemischt ausfielen. Es begann mit der Information, dass Tesla sich laut CEO Elon Musk von mehr als 10 Prozent seiner Beschäftigten trennen will. Dann wurde bekannt, dass zwei wichtige Mitarbeiter von sich aus gehen, und einen Tag später, dass das Tesla-Board neu über den Milliarden-Bonus für Musk abstimmen lassen will. Am Freitag veröffentlichte die US-Verkehrsbehörde einen Rückruf für den Cybertruck, und am Samstag sanken die US-Preise für die meisten Tesla-Modelle – wie kurz zuvor die Kredit-Zinsen für Model Y in Deutschland.

Wenig Fabrik-Kündigungen bei Tesla

Ende 2023 hatte Tesla nach eigenen Angaben gut 140.000 Beschäftigte weltweit, und mindestens 14.000 davon sollen jetzt ihren Job verlieren. Von mehr als 10 Prozent schrieb CEO Musk laut Berichten in einer internen Mail, die er indirekt mit der X-Aussage bestätigte, für fortgesetztes Wachstum müsse Tesla etwa alle 5 Jahre optimiert werden. Wen genau es trifft, blieb zunächst weitgehend offen. Eine Meldung, dass allein 3000 Beschäftigte der deutschen Gigafactory gehen müssen, dementierte das Unternehmen und sprach stattdessen von zunächst nur 300 Personen, bei denen es sich zudem um Leiharbeitskräfte gehandelt habe.

Aus China hieß es dazu, auch dort habe Tesla kaum Beschäftigten der lokalen Fabrik gekündigt – von den rund 20.000 wurden nur einige Dutzend entlassen, berichtete die South China Morning Post. Im Verkauf sollen die Kürzungen viel spürbarer sein. Einige Tesla-Präsenzen in China dürften laut SCMP geschlossen werden. Offene Stellen gibt es derzeit jedenfalls weltweit wenige: Am Freitag waren es zumindest einige Dutzend in Deutschland, fünf in den gesamten USA und keine in China.

Musk auf X aktiv in Tesla-Dingen

CEO Musk schrieb Mitte der Woche, das gesamte System für Verkauf und Auslieferung bei Tesla werde vereinfacht, weil es komplex und ineffizient geworden sei. Offenbar eine erste Konsequenz davon war die Ankündigung, dass das aktuelle Prämien-Programm für Tesla-Neukunden und Wiederholungskäufer Ende April endet. Die bislang verdienten Punkte bleiben aber darüber hinaus gültig, erklärte der Tesla-Chef auf X-Nachfrage – und kündigte an, dass in einigen Monaten ein neues Programm starten soll.

Positiv kam an, dass Musk sich in dieser Woche in seinem Sozialmedium insgesamt mehr mit Tesla beschäftigte als seit einigen Monaten gewohnt. Zuletzt war auf X häufiger von Rohan Patel zu lesen gewesen, der jedoch am Montag seinen Rücktritt vom Posten als Vice President für Politik und Geschäftsentwicklung bestätigte. Zurückgetreten ist auch ein Mitglied der schon zuvor nur vierköpfigen obersten Tesla-Führung, wie etwa gleichzeitig bekannt wurde: Drew Baglino, seit 2006 im Unternehmen und seit Oktober 2019 Technik-Chef als Nachfolger des Mitgründers JB Straubel.

Der CEO persönlich wies am Samstag auf X zum Beispiel darauf hin, dass das Model Y in den USA jetzt ab 29.490 Dollar zu haben ist, wenn man die Steuer-Gutschrift und erwartete Treibstoff-Einsparungen berücksichtigt. Kurz zuvor hatte Tesla die US-Preise für dieses Elektroauto sowie für Model S und Model X um jeweils 2000 Dollar gesenkt. In Europa änderte sich an den Konfigurator-Preisen zunächst nichts, aber in Deutschland führte Tesla am Dienstag wieder Nullzins-Kredite für das Model Y (s. Foto oben) ein. Das Angebot gilt für die Versionen Long Range und Performance; ihr Leasing wird mit 0,99 Prozent Zins subventioniert. Bei der Basis-Version und dem neuen Model Y mit Heckantrieb und großem Akku beträgt der Kredit-Sonderzins 1,99 Prozent, der für Leasing 2,99 Prozent.

Dass Musk sich in dieser Woche so aktiv in Tesla-Dingen zeigte, könnte auch damit zusammenhängen, dass er viele Milliarden Dollar zurück haben möchte. 2018 hatte das Board nach Zustimmung der Aktionäre ein mehrstufiges Bonus-Programm für ihn beschlossen, dessen Wert stark vom Kurs der Tesla-Aktie abhängt. Ende 2022 hatte Musk alle schwierigen Voraussetzungen erfüllt und damit zu diesem Zeitpunkt rund 50 Milliarden Dollar in Optionen verdient. In diesem Januar aber erklärte ein Gericht in Delaware das Programm für ungültig, weil die Aktionäre nicht korrekt über die Verhandlungen darüber informiert gewesen seien. Dadurch war der Musk-Bonus zunächst komplett gestrichen, aber bei der nächsten Hauptversammlung will das Board ihn nachträglich wieder genehmigen lassen.

Abstimmen über Musk-Bonus und Texas

Das geht aus als vorläufig bezeichneten Unterlagen hervor, die das Unternehmen am Mittwoch als Börsen-Mitteilung und auf einer neuen Website veröffentlichte. Demnach soll bei der Hauptversammlung, jetzt angesetzt für 13. Juni, unter anderem über zwei Punkte abgestimmt werden: über das Bonus-Programm für Musk erneut sowie über die Verlegung der Tesla-Firmenregistrierung (incorporation) von Delaware nach Texas. Vorbereitungen dafür hatte Musk unmittelbar nach dem Urteil gegen seinen Bonus angekündigt. Laut den Unterlagen wurde dieser Schritt seitdem von vielen Juristen intensiv geprüft und als ingesamt sinnvoll bewertet.

Das Board unterstützt laut Dokument und Website beide Vorschläge. Der CEO, der seit 2018 kostenlos für Tesla arbeitete, wenn man die Milliarden-Optionen nicht berücksichtigt, könnte sie also wiederbekommen. Diese eingerechnet, hält er derzeit noch gut 20 Prozent der Anteile – möchte allerdings 25 Prozent, um sich wohl damit zu fühlen, Tesla zu einem führenden KI- und Robotik-Anbieter zu machen, wie er im Januar erklärt hatte. Wie das Board mit dieser weiter reichenden Forderung umgehen möchte, ist noch nicht bekannt, aber aufgegeben haben dürfte Musk sie nicht.

Vor der Hauptversammlung steht an diesem Dienstag (13.4.) die Veröffentlichung der Geschäftszahlen im ersten Quartal 2024 mit anschließender Telefon-Konferenz an. Anleger erhoffen sich von Musk konkrete Auskunft darüber, was Tesla sich für den Rest dieses Jahres und darüber hinaus im bisherigen Kerngeschäft Elektroautos vorgenommen hat. Einen Bericht, laut dem das als wichtig angesehene nächste Volumen-Modell von Tesla zurückgestellt sei, hatte er in der Vorwoche zwar als Lüge bezeichnet. Mit der Ankündigung einer Robotaxi-Vorstellung in diesem August schien er die Angaben jedoch teilweise zu bestätigen. Ähnlich in dieser Woche: Mit voller Kraft „Autonomie“ zu verfolgen, sei keine Wette, sondern eine völlig offensichtliche Entscheidung und alles andere nur eine Variation von Pferdewagen, schrieb er.

Tesla-Rückruf mit erster Cybertruck-Zahl

Unterdessen hat der Ende 2023 erstmals ausgelieferte Cybertruck Tesla einen der bei der Marke sonst seltenen Rückrufe beschert, die tatsächlich mechanische Veränderungen erfordern. Bei seit vergangenem November produzierten Cybertrucks könne sich eine Abdeckung des Strompedals lösen, so dass es sich in tief getretener Stellung verhaken kann, teilte die US-Verkehrsbehörde NHTSA am Freitag mit. Mit einem Software-Update wie sonst bei den meisten Tesla-Rückrufen lässt sich dieses Problem nicht lösen. Stattdessen wird die Abdeckung laut X-Meldungen offenbar nachträglich mit einer zusätzlichen Schraube gesichert, und seit Mitte April verbaut Tesla laut NHTSA in der Produktion ein neues Pedal.

Bei betroffenen Cybertruck-Besitzern wird das Pedal überarbeitet oder getauscht, heißt es in der Rückruf-Mitteilung. Der Aufwand dafür dürfte sich in Grenzen halten, und zu Unfällen kam es nach Tesla-Angaben bis Mitte April in diesem Zusammenhang nicht – das Unternehmen weist darauf hin, dass ein Cybertruck auch bei getretenem (oder eben verkeiltem) Strompedal zum Stehen kommt, wenn man gleichzeitig die Bremse betätigt. Durch den Rückruf wird aber erstmals bekannt, wie viele der Pickups Tesla bislang produziert hat: von Mitte November bis Anfang April 3878 Stück. Die im Finanzbericht von Ende 2023 angegebene Jahreskapazität von 125.000 Cybertrucks scheint bislang also zu weniger als 10 Prozent genutzt zu werden.

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