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Tesla-Experte über Verbrenner: „Es stinkt, es ist eklig, man sieht abends aus wie Sau“

tesla-experte über verbrenner: „es stinkt, es ist eklig, man sieht abends aus wie sau“

Conrad Buck von Mars Orbiter.

Vor kurzem berichtete die Berliner Zeitung über eine Kfz-Werkstatt, die sich weigert, Elektroautos zu reparieren. „Ich fange gar nicht erst an mit dem Blödsinn“, sagte der hessische Kfz-Mechatroniker Eugen Becker auf TikTok. Das Video schlug hohe Wellen.

Bei einer Tesla-Reparaturwerkstatt, ebenfalls aus Hessen, hat das für große Empörung gesorgt. Es sei absoluter Quatsch, sich den Elektroautos als Werkstatt zu verweigern, meldet sich Conrad Buck zu Wort. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ Was meint er damit?

„Die Elektromobilität ist zwar für viele Kfz-Mechatroniker noch Neuland“, sagt der Elektro-Automechaniker, während er seinen Tesla Model S steuert. „Aber eigentlich zeigt diese Einstellung dasselbe wie das Ergebnis der Europawahl: zurück in die Steinzeit.“ Buck kommt gerade von einer Reparatur in Kärnten zurück, wo er nach eigenen Angaben zwei Tesla Roadster gerettet hat. Seine „Zukunftswerkstatt“ in Nordhessen repariert ausschließlich E-Fahrzeuge, vor allem Teslas. Wer sich als Werkstättenbetreiber der E-Mobilität verweigere, der vergifte jeden Tag sich und seine Mitarbeiter, sagt Buck im Gespräch mit der Berliner Zeitung.

In Bucks Werkstatt in Melsungen stinke es nie nach Abgasen. Vor fünf Jahren gründete der gelernte Fernsehtechniker dort mit einem Meister und zwei Gesellen die Mars Orbiter Pieces & Services GmbH. „Wir machen uns die Hände nicht schmutzig“, sagt der 57-Jährige über seine reine E-Auto-Werkstatt. Im Kfz-Gewerbe mit Verbrennern sei das anders: „Es stinkt, es ist eklig, man sieht abends aus wie Sau“, sagt er. Aber von der schwarzen Nase durch Kupplung, Brennstoffstaub, Auspuff und Co. mal abgesehen – das Zeug in normalen Kfz-Werkstätten sei nicht nur dreckig, sondern auch giftig, es mache Atemprobleme, so Buck.

Den Atem verschlagen hat ihm dann aber tatsächlich der Tesla Roadster. Obwohl unser Gesprächspartner zuvor leidenschaftlich an Verbrennern herumgebastelt hatte, vornehmlich an Oldtimern, hat es ihm das elektrische Auto von Elon Musk angetan. „Ich fand den todschick – und unbezahlbar“, sagt er. Deshalb wurde es erstmal nur ein Tesla-Model-S-Neuwagen für 100.000 Euro.

Das war viel Geld für einen Sprung ins kalte Wasser – aber es wurde daraus in der Gesamtbetrachtung tatsächlich das günstigste Auto, was Buck je gekauft hat: „Weil es fährt und fährt und fährt, es geht nicht kaputt.“ Nach 300.000 Kilometern hat er es schließlich für 40.000 Euro verkauft. Seine erste Bilanz? „Das Auto ist sowas von spektakulär unspektakulär“, sagt Buck. „Es brüllt nicht, es donnert nicht, es stinkt nicht, es scheppert nicht, es macht keinen Krach.“

Mit seiner aufblühenden Liebe zum Elektroauto kam die Idee der Selbstständigkeit. Und das scheint zu laufen, immerhin kämen die Kunden aus ganz Europa nach Nordhessen. Das liegt laut Buck vor allem daran, dass es so wenige Werkstätten gibt, die sich auf Elektroautos, genauer den Tesla Roadster, spezialisieren.

tesla-experte über verbrenner: „es stinkt, es ist eklig, man sieht abends aus wie sau“

Elon Musk ist mit seinem Tesla Roadster zur Arbeit gefahren – das geht jetzt nicht mehr, immerhin rast der Flitzer mittlerweile auf einer kosmischen Autobahn.

Die Liste freier Werkstätten für Elektroautos ist in Deutschland kurz. Warum traut sich keiner an diese Energiebündel ran? Ein Grund für das geringe Angebot sind Schulungskosten für das Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvolt (HV), wie Eugen Becker in seinem TikTok-Video kritisierte. Buck widerspricht: „Das ist gar nicht so teuer.“ Er hat die HV-Schulung Stufe 3E für etwa 2000 Euro absolviert und darf selbst Lehrer und Gutachter ausbilden. Was KFZ-spezifisch sei, würden seine drei Mitarbeiter durchführen. „Das ist alles kein Hexenwerk“, sagt der Tesla-Fan.

So weit, so ambitioniert. Zwar bietet der Betrieb Schulungen an, doch die Nachfrage nach Lehrgängen halte sich in Grenzen. „Wir sind die Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer durchgegangen, haben gefragt, wer Bedarf hat“, sagt er. Und? Keiner der Betriebe wolle eine Schulung. Es sei dabei nicht um den Preis gegangen, denn für Innungsbetriebe würde Mars Orbiter als Mitglied einen Sonderpreis bieten. „Sie wollten es schlichtweg nicht, weil sie denken, die Autos seien generell schlecht für das Geschäft.“

Reparieren wollen viele Betriebe die E-Autos nicht, verkaufen schon. Buck berichtet von einem Autohaus, das chinesische Billig-Stromer importiert. Die würden letztlich aber in seiner Werkstatt zur Reparatur landen. „Wir haben reihenweise solche Autos, wo die Batterie irgendwo Probleme macht – eine normale Kfz-Werkstatt darf die aber nicht aufmachen.“

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Aktuell repariere seine Werkstatt drei chinesische Autos, wo sich die Batterien nicht mehr aufladen lassen: Laut Buck haben die E-Fahrzeuge beim Autohändler zu lange gestanden. „Nach Monaten stellen sie fest, dass dort zu wenig Strom drin ist, weil der Hersteller es nicht vollgeladen hat“, sagt er. Ein kaputter Akku sei dann kein Wunder.

Mit einer HV-Ausbildung würde so etwas nicht passieren, ist sich der Nordhesse sicher. Die Schulungskosten wären mit dem ersten Autoverkauf schon wieder drin gewesen, sagt er weiter. Verweigere man sich dem aber, entstünden Mehrkosten, weil man es bei einer spezialisierten Werkstatt wie Mars Orbiter zur Reparatur bringen müsse.

Apropos Mars Orbiter – wie kam es eigentlich zum Firmennamen? Jetzt kommt Buck, der sich selbst als Autonarren bezeichnet, ins Träumen. „Es fliegt nur ein einziges Auto im Weltraum um den Mars herum“, sagt der Tesla-Fan. Und zwar der kleine rote Roadster von Herrn Musk – der Elektro-Sportwagen, mit dem alles anfing. Nicht nur in der Firma.

Zwar ist das Auto mittlerweile etwa 450,9 Millionen Kilometer vom Mars entfernt. Laut Buck war der Roadster aber das erste wirklich sinnvolle Elektroauto mit der Lithium-Ionen-Technik. „Der ist nicht nur schnell und sexy, sondern hat auch Reichweite.“ Er ist der Meinung, dieses Auto sei ein großer Wendepunkt in der Autotechnik gewesen. „Seitdem reden wir erst über eine brauchbare E-Mobilität.“

Der Tesla Roadster von Elon Musk fliegt bereits seit mehr als vier Jahren durch das Weltall. Zuvor hat der Milliardär den roten Schlitten für den Weg zur Arbeit genutzt. Das Auto war im Februar 2018 beim Start der ersten „Falcon Heavy“-Rakete von Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX an Bord und wurde damit zu einem künstlichen Satelliten der Sonne. Und als wäre das nicht schon ulkig genug, ist auf dem Fahrersitz eine Puppe im Raumanzug platziert – sie heißt „Starman“.

Das Auto ist besonders, nicht nur, weil es etwa 327,2 Millionen Kilometer von der Erde entfernt im All schwebt. Der Roadster war Teslas allererstes Modell. Die Produktion lief von 2008 bis 2012. Und mit circa 2450 weltweit verkauften Modellen ist das E-Auto eine Rarität.

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Buck konnte schließlich nicht widerstehen. Im Jahr 2009 kaufte er sich für 55.000 Euro einen gebrauchten Tesla Roadster. Neu hätte der Sportwagen damals schon 130.000 Euro gekostet. Dabei hatte seiner nach eigenen Angaben auch nur 30.000 Kilometer runter: Das zeigt, wie stark die ersten gebrauchten Tesla-Modelle damals noch an Wert verloren.

„Das war ein Werbeauto“, sagt er und erklärt, dass die Fahrzeuge billig weiterverkauft wurden, weil sie keiner in Deutschland haben wollte. Mittlerweile könne man ihn sich aber nicht mehr leisten, das sei nur noch ein elitärer Haufen, der solche Autos habe. Zum Vergleich: Bei AutoScout24, Europas größtem Online-Automarktplatz, erhält man das Elektroauto nicht unter 80.000 Euro – und dann hat es auch mindestens schon 120.000 Kilometer auf dem Tacho.

Da aber aller guten Dinge drei sind, musste für den Elektrofuchs Buck noch mal ein Tesla Model S für den Alltag her. Dieses Mal gebraucht: 30.000 Euro bei 200.000 Kilometern. Ein teures Schnäppchen. Dafür spart der E-Auto-Mechaniker aber beim Aufladen. Er zahlt nach eigenen Angaben monatlich nur ein Drittel der Dieselkosten – und das mit einer, wie er sagt, „stinknormalen“ Steckdose und einem Strompreis von 32 Cent je Kilowattstunde.

Das klingt privat gut, aber lohnt sich die Reparatur von E-Autos auch als Geschäft? „Wir kalkulieren das wie jede andere Werkstatt auch“, sagt Buck. Es werde kein Geld zugeschossen. Im Moment könne man damit zwar nicht reich werden, jeder hätte aber sein geregeltes Einkommen. Und das kann ja alles noch kommen: „Vielleicht werden wir ja noch Millionäre“, so der Tesla-Fan, der wohl von Musks Größenwahn angesteckt wurde.

Was aber jetzt schon klar ist: Buck bietet Becker – dem Verweigerer der E-Mobilität – an, kostenlos eine HV-Schulung bei ihm zu absolvieren. „Nur wenn er mag, aber ich glaube nicht, dass er sich melden wird“, sagt er nüchtern zum Schluss.

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