Der Volvo EX30 ist ein schickes Elektro-Kompakt-SUV, das von vielen heiß erwartet wird – zu einem vergleichsweise erschwinglichen Preis. Was Redakteur Michael Huch bei einer zweistündigen Probefahrt aufgefallen ist, lesen Sie hier.
- Volvo EX30 Single Motor Extended Range Plus
- Fahrverhalten und Fahrleistungen
- Innenraum und Materialen
- Auf die Knie!
- Platzverhältnisse zweite Reihe
- Bedienung: Licht und Schatten
- Verbrauch
- Lenkradtasten
- Fazit: Volvo EX30
Am schwarzen Dach erkennen Sie die gehobenen Ausstattungsvarianten des Volvo EX30. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Hat eigentlich nur Schokoladenseiten: der Volvo EX30. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Volvo EX30 Single Motor Extended Range Plus
Bei einer Länge von 4,23 Metern und einem Leergewicht von 1.850 Kilogramm spricht der Fachmann heute schon von einem Kompakt-SUV. Mein Testwagen ist ein EX30 Single Motor Extended Range Plus mit 69 kWh Akkukapazität. Der Elektromotor mit 200 kW (272 PS) schickt 343 Nm an die Hinterräder. In 5,3 Sekunden geht es auf 100 km/h, bei 180 km/h wird abgeregelt. Die Basisversion “Core” mit 51 kWh kostet mindestens 36.590 Euro. Der Extended-Range-Plus-Testwagen mit 69 kWh liegt mit Winterpaket und verdunkelten Heckscheiben bei 46.190 Euro. Die Version mit Allrad und zwei Motoren stürmt mit 315 kW (428 PS) in 3,6 Sekunden auf 100 km/h und kostet mindestens 48.490 Euro. Mit Anhängerkupplung und Sonderausstattung landet die Ultra-Version bei 56.565 Euro.
Das Fahren in der Stadt liegt dem EX30 prima. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Fahrverhalten und Fahrleistungen
Der EX30 ist keine Sänfte, aber er hat die vom Winter gezeichneten Straßen gut verschleiert. Die Abstimmung vermittelt ein präzises Handling. Ob der Single Motor reicht? Für diese Beschleunigung müssen Sie bei VW schon zum Top-Modell ID5 GTX greifen. Keine Frage: Der “kleine” EX30 geht stramm vorwärts. Bei dem feuchten Wetter reicht die Power, dass die 245er-Reifen auf der 19-Zoll-Felge kurz Schlupf bekommen, bevor das ESP dem Treiben Einhalt gebietet. Unspektakulär, weil leise schiebt sich der EX30 auf Tacho 182. Dann geht es nicht mehr weiter. Volvo-Politik und Schutz vor allzu hohem Stromverbrauch. Dank Heckantrieb bleibt die Lenkung weitgehend frei von Antriebseinflüssen. Auch ohne Allrad und zweiten Motor macht der EX30 richtig Laune.
Innenraum und Materialen
Der Innenraum besteht aus einem Mix aus recycelten Verbundstoffen. Es gibt viel Kunststoffflächen, aber alles wirkt solide und gefällt mir optisch und haptisch wesentlich besser als dieser ganze Glossy-Pianolack-Quatsch andernorts. Kunststoff hin oder her, der EX30 ist pragmatisch schick. Vorne fühle ich mich sehr wohl und sitze gut.
Aus der Mittelarmlehne fährt ein Getränkehalter raus, der in zwei Stufen geschlossen werden kann. Darunter gibt es weitere Ablagen zum Aufklappen mit USB-C-Buchsen und eine induktive Ladestelle mit praktischem Klemmmechanismus. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Auf die Knie!
Genau an der Ecke, wo das Knie anliegt, hätte ich mir eine Polsterung gewünscht. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Im Kniebereich gibt es üblicherweise eine Stelle, wo man das Knie ablegt. Das ist beim EX30 zwar keineswegs scharfkantig, aber zumindest bei mir genau die Stelle wo der Armaturenträger auf die untere Verkleidung trifft und eine spürbare Kante erzeugt.
Platzverhältnisse zweite Reihe
Hier lauert die mit Abstand größte Enttäuschung. Wenn ich den Fahrersitz auf mich (1,90 Meter) einstelle, kann ich mich zwar noch hinten einfädeln, aber das Platzangebot ist selbst für Kinder knapp. Der Abstand vom Boden bis zur Sitzfläche entspricht gefühlt einer Handbreit. Die Knie quetschen sich an den Sitzen vorbei, meine Haarspitzen berühren den Dachhimmel, die Füße drücken sich unter den Fahrersitz. Immerhin sind die Vordersitze auf der Rückseite sehr komfortabel gepolstert. Lange möchte ich hinten nicht sitzen müssen. Familien sollten auf jeden Fall Probe sitzen, sonst gibt es ein böses Erwachen. Keine Übertreibung: In einem VW Up hat man in der zweiten Reihe mehr Sitzraum! Für mich ist der Volvo EX30 daher eher ein 2+2-Sitzer.
Bedienung: Licht und Schatten
Natürlich kann man im Stand auch YouTube-Videos gucken. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Ein anderes Display als den Touchscreen gibt es nicht. Die Geschwindigkeit wird immer oben links eingeblendet. Daran gewöhnt man sich, aber an eine verkalkte Schulter gewöhnt man sich auch. Gut ist es deswegen noch lange nicht. Der Touchscreen lässt sich gut bedienen und reagiert flott auf Eingaben. Die Google-Navigation ist sofort vertraut und bietet die gewohnten Vorteile. Nach etwas Eingewöhnung weiß man, wo man für die Lautstärke oder die Klimatisierung hinnavigieren muss. Der Punkt ist: Man muss dazu irgendwo hinnavigieren und dann swipen. Klar geht die Lautstärke auch über die Lenkradtasten, aber ich bin nun mal Generation Drehknopf.An der Türtafel findet sich der überaus schicke und robust wirkende Öffner, aber kein einziges Knöpfchen. Die Schalter für die Fensterheber sind in die Mittelkonsole gewandert. Damit habe ich kein Problem.
Schicker, nahezu rahmenloser Außenspiegel und ein Türöffner, den ich gleich ins Herz geschlossen habe. Nicht im Bild, weil woanders: Tasten für Fensterheber. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Seitenspiegel, ja sogar Licht oder Handschuhfach: Vieles läuft über den Touchscreen.
Immerhin bleiben Lenkstockhebel für Blinker, Scheibenwischer und Fahrstufe. Um aber beispielsweise zu sehen, wie hoch der Momentanverbrauch ist, müssen Sie erst mal drei Schaltflächen (Auto-Symbol, Fahrzeugstatus, Fahrtinformation) finden und treffen.
Drei Tipps bis zur Momentanverbrauchsanzeige. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Verbrauch
Die WLTP-Reichweite liegt bei 476 km. Bei nutzbaren 64 kWh dürfte der Volvo somit nur 13,44 kWh/100 km verbrauchen. Mit realistischeren 17 kWh und kleinem Puffer ist man eher bei 350 km. Trotzdem wird die maximale Reichweite innerorts sogar mit 660 km angegeben. Ein Verbrauch von rund 10 kWh? Wohl kaum. Am Testtag bei 10 Grad zeigte der EX30 bei 98 Prozent 468 km Restreichweite an. Mein Testverbrauch lag nach ziemlich genau 100 km bei 19,7 kWh – inklusive Heizung auf 22 Grad, Stau und Check der Höchstgeschwindigkeit und mehreren Beschleunigungsversuchen. Die ersten 30 km durch die Stadt und über Land bin ich zurückhaltend, aber nicht supersparsam gefahren. Zu dem Zeitpunkt lag der Durchschnittsverbrauch noch bei 16,3 kWh/100 km – bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 43,9 km/h.
Lenkradtasten
Ein Druck auf diese Lenkradtaste, und der Tempomat verringert die eingestellte Geschwindigkeit (in grün klein über der aktuellen Geschwindigkeit eingeblendet) mindestens um 5 km/h. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Ich sollte vorausschicken, dass ich kein Fan von Touchflächen im Auto bin. Die Tasten auf dem Lenkrad sehen zwar nach Touchflächen aus, sind in Wahrheit aber zwei riesige Tasten, mit deren Druckpunkt und Feedback ich nicht so glücklich war. Allein das Einstellen des Außenspiegels… Das macht man zum Glück nicht so oft. Das Lenkrad selbst hinterließ aber haptisch einen prima Eindruck, und wenn man nach links lenkt, fährt das Auto nach links, und wenn man nach rechts lenkt, fährt das Auto nach rechts. Es gibt Sachen, die haben sich bewährt.
Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Fazit: Volvo EX30
Klingt jetzt erst mal nach viel Gemecker, aber auf einer Probefahrt achtet man ja extra auf solche Dinge beziehungsweise Kleinigkeiten. Letztlich kann man sich an alles außer den zu kleinen Sitzplatz hinten gewöhnen. In erster Linie soll ein Auto fahren. Und das macht der EX30 hervorragend und vermittelt schon in der Basis jede Menge Fahrspaß. Und auch wenn er nicht fährt, sondern nur dasteht, macht der Volvo EX30 eine gute Figur.
