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Erstkontakt mit dem Volvo EX90!

Um die Vorbesteller als auch Händler bei Laune zu halten, lud Volvo Österreich diese vergangene Woche ins Hotel Courtyard by Marriot Wien, um mit dem vollelektrischen Volvo EX90 in Erstkontakt zu treten. Wir waren mittendrin.

Volvo EX90: viel, mehr, alles!

Wie lange würdet ihr auf ein neues Auto warten? Drei Monate, vier Monate, vielleicht sechs Monate? Vorbesteller des Volvo EX90 werden sich insgesamt bis zu zwei Jahre in Geduld geübt haben müssen. Ja, ich weiß, so ganz stimmt das nicht, weil die Preise und damit die Bestellöffnung erst im Frühjahr 2023 begann. Jedenfalls ist es im vierten Quartal 2024 endlich so weit und die ersten österreichischen Kunden sollen ihren lang erwarteten EX90 erhalten. Um sie zwischenzeitlich an der Stange zu halten, wurden sie von Volvo Österreich nun eingeladen schon mal vorab darin Platz zu nehmen. Wir waren mit von der Partie.

Innenraumradar: So etwas gab es noch nie!

Auch wenn das die Vorbesteller wenig tröstet: Die Entwicklung eines neuen Flaggschiffs benötigt seine Zeit. Mehr Funktionen bedeutet heutzutage auch mehr Software, und mehr Software zugleich mehr Fehleranfälligkeit. Von den Unmengen an System- und Cybersecurity-Tests, die vor SOP (Start of Production) mehrmals durchgeführt werden müssen, möchte ich gar nicht erst sprechen.

Eine der herausragenden neuen Funktionen des Volvo EX90: Die Innenraumüberwachung per Radar. Damit soll künftig unter anderem der Hitzetod von zurückgelassenen Kindern und Tieren verhindert werden. Radar deshalb, weil damit Herz- und Atemfunktionen überwacht werden können und zudem durch zum Beispiel Decken (Fallbeispiel: ein Kleinkind versteckt sich unter einer Decke im Fußraum) „hindurchgeschaut“ werden kann. Das können Innenraumkameras nämlich nicht. Und weil Frauen, Männer, Kinder, Tiere allesamt mit unterschiedlichen Herz- und Atemfrequenzen durchs Leben laufen, ist die Abstimmung des Systems kein Leichtes. Schließlich sollen Fehlalarme zwingend vermieden werden. Da ansonsten die Akzeptanz dieses Assistenten leidet.

erstkontakt mit dem volvo ex90!

Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Wir (Anm.: Fahrzeugtester) erleben das derzeit beim Tempoüberschreitungswarner, der ab Anfang Juli 2024 in allen neuen Fahrzeugen dank EU-Verordnung bei jedem Neustart aktiv sein muss. Und was machen wir mittlerweile beim Einsteigen direkt als erstes? Richtig, diesen Warner deaktivieren. So soll das mit den Sicherheitssystemen, die sich Volvo überlegt und umsetzt, freilich nicht sein. Daher bedarf es etwas mehr Zeit zur Ausentwicklung des EX90.

Mit Blick auf die Umwelt!

Was aber ist der Volvo EX90 eigentlich? Einfach nur ein elektrischer XC90? Volvo sagt klar nein. Der EX90 sei das erste Fahrzeug einer völlig neuen Generation. Gut, das stimmt schnell einmal, wenn ich einfach auf einem leeren Blatt Papier anfange. Die Schweden gehen aber einen Schritt weiter. Machen sich seit Jahren Gedanken über die Umwelt. Nutzen deshalb eine Blockchain, um festzuhalten wo welches kritische Material herkommt, und sind – dort wo es möglich ist – gegen gängige Produktionsmethoden wie Heißverstemmen, Nieten oder Versiegeln. Schraubverbindungen ermöglichen einfaches Recycling oder den Austausch einzelner Teile, so der schöne Gedanke der sympathischen Skandinavier. Abgesehen davon kommen im EX90 48 Kilogramm recycelter Kunststoff und 15 Prozent recycelter Stahl zum Einsatz. Zum Vergleich: Aktuell setzt in der Volvo-Modellpalette nur der kleine EX30 mit 17 Prozent auf mehr recycelten Stahl. Meiner Meinung nach aber auch das mindeste, um ein 5,04 Meter langes und 2,8 Tonnen schweres Fahrzeug zu rechtfertigen.

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Picture © Volvo Car Austria GmbH

Alle Elektro-Infos zum Volvo EX90

Gut, es gibt tatsächlich auch Familien, die einen 7-Sitzer (4 ISOFIX-Aufnahmen vorhanden!) oder einfach nur massig Platz benötigen. Und besser, sie fahren einen durchdachten, vollelektrischen EX90 als ein 10, 12, 14 Liter auf 100 Kilometer schluckendes Verbrenner-Derivat. Daher feiere ich auch bereits die demnächst erscheinende, elektrische Mercedes-Benz G-Klasse. Zurück zum EX90. Zwischen seinen beiden angetriebenen Achsen (2,99 m Radstand; 235 PS vorne, 173 PS hinten) beherbergt er eine 111 kWh (brutto; 107 kWh netto) fassende Lithium-Ionen-Batterie auf NMC-Basis. Damit sind je nach Modellvariante (Twin Motor od. Twin Motor Performance mit 245 PS vorne & 272 PS hinten) zwischen 580 und 585 Kilometer nach WLTP möglich. Die WLTP-Verbräuche, also inklusive Ladeverluste, belaufen sich auf 20,9–21,1 kWh/100 km. Hier ginge sicherlich weniger, vor allem in der Praxis, wäre der cW-Wert (0,29) noch etwas niedriger.

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Kurzer Konkurrenzvergleich: Der kaum kleinere, ausschließlich fünfsitzige BMW iX xDrive50 hat einen cW-Wert von 0,25 und schafft mit 108,8 kWh netto bis zu 632 Kilometer nach WLTP. Und das ebenfalls als Siebensitzer erhältliche Tesla Model X holt aus rund 90 nutzbaren Kilowattstunden dank seines hervorragenden cW-Werts von 0,24 bis zu 625 Kilometer Reichweite (geschätzt laut Tesla nach WLTP) heraus. An der Ladesäule lässt der EX90 dann zumindest den BMW stehen. Denn der braucht nur 30 Minuten, um von 10 auf 80 Prozent zu laden, während der iX mit 35 Minuten angegeben ist. Das Model X braucht am Tesla Supercharger im besten Fall keine 28 Minuten. Aber seht selbst:

Länge in m Radstand in m Sitzplätze Brutto-Kapazität in kWh Netto-Kapazität in kWh WLP-Reichweite in km WLTP-Verbrauch in kWh/100 km 10–80 %-Ladezeit in min. cW-Wert Ab-Preis brutto in €
Polestar 3 Long Range Dual Motor 4,900 2,985 5 111,0 107,0 628 19,8 30 0,29 89.900
Audi Q8 55 e-tron quattro business 4,915 2,928 5 114,0 106,0 582 20,6 31 0,27 75.358
BMW iX xDrive50 4,953 3,000 5 111,5 108,8 632 19,6 35 0,25 105.708
KIA EV9 Earth AWD 5,010 3,100 7 99,86 unbekannt 512 22,3 24 0,28 80.590
Volvo EX90 Twin Motor Plus 5,037 2,985 7 111,0 107,0 585 20,9 30 0,29 93.460
Tesla Model X 5,057 2,964 5 (opt. 6 od. 7) ~100,0 ~90,0 ~625 unbekannt ~28 0,24 100.970
Lotus Eletre 5,103 3,019 5 111,9 109,0 570 22,5 20 0,26 97.890
Mercedes-Benz EQS 450 4MATIC SUV 5,125 3,210 5 (opt. 7) unbekannt 118,0 658 20,6 31 0,26 127.030

EX90 bald um 80.900 Euro?

Der Einstieg in den Volvo EX90 gelingt derzeit ab 93.460 Euro als Twin Motor in der Plus-Ausstattung (4-Zonen-Klimaautomatik + Klimaanlage für die 3. Reihe, Wärmepumpe, Head-Up-Display, PM 2,5-Luftfiltersystem, Lidar, 5 Außenradare, 8 Kameras, 16 Ultraschallsensoren, 4 × ISOFIX, Smartphone-Zugang & „Motor“-Start, diverse Sicherheitssysteme, 940 Watt BOSE®-Soundsystem, 5G-Internetverbindung, 14,5 Zoll Touchscreen, Panorama-Fixglas, uvm.) mit eben sieben Sitzplätzen. Übrigens: Das Kofferraumvolumen beläuft sich mit aufgestellter dritter Sitzreihe auf 324 Liter. Wird diese versenkt, sind es satte 669 Liter nach VDA. Und zusätzlich hat der EX90 auch einen Frunk, also einen Kofferraum unter der Motorhaube, der mit 49 Liter Nassvolumen ausgewiesen ist.

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Über dem „Plus“ rangiert der besser ausgestattete „Ultra“ (Pixel-LED-Scheinwerfer, Akustikverglasung, Soft Close-Komfortschließung, Massagesitzen in der 1. Reihe, 360-Grad-Kamera, usw.). Der kostet ab 99.300 Euro. Derzeit bemüht sich Volvo Österreich um eine 5-sitzige Variante mit Heckantrieb, die Anfang 2025 für erschwinglichere 80.900 Euro starten könnte.

Unser erstes Fazit

Der Volvo EX90 wird, wenn er dann Ende des Jahres 2024 auf den Markt kommt, nicht viel oder mehr bieten, sondern alles. Frei nach dem Motto: „you name it, you get it”. Ad-hoc würde mir nichts einfallen, was es im bzw. für den EX90 nicht gibt. Zahlungskräftige Kunden dürfte es auch hierzulande einige geben, wie der gut besuchte „Closed Room“ zeigte. Wir freuen uns jedenfalls bereits auf erste Testfahrten mit dem schicken Schweden. Hoffentlich auch bei Nacht, denn die Scheinwerfer stammen aus der kundigen Hand des niederösterreichischen Scheinwerfer-Spezialisten ZKW!

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