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Rückblick auf Fiats Erfolgsgeschichte Ducato

Als der Fiat Ducato 1982 auf den Markt kam, war er nicht nur als Transporter wegweisend und revolutionär, sondern öffnete auch neue Horizonte für den Reisemobilbau. Sein Frontantriebs-Konzept ist mittlerweile Standard.

Als Fiat 1981 das Projekt X2/12 auf dem Automobilsalon in Turin das erste Mal zeigt, parkt noch kein fertiges Fahrzeug auf dem Stand des italienischen Automobilriesen. Es gibt nur ein großes Foto, ein paar technische Daten und den Namen: Ducato, so wie die alten Münzen, die Dukaten. Doch die Fachwelt horcht auf und Fiat erhält einen ersten Vorgeschmack auf das rege Interesse, das kommen würde.

Schließlich sind die ersten Daten vielversprechend: 1.000 bis 1.300 kg Nutzlast, ein Saugdiesel mit 72 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h – mehr wird zuerst nicht preisgegeben. Die Konkurrenz der Zeit? Ford Transit, Mercedes T1, der LT von VW und der Renault Master. Sie alle einen der Hinterradantrieb und der dadurch bedingte hohe Ladeboden. Dieses Konzept war lange Zeit Standard für alle Transporter, schließlich tragen ihre Gene noch die Abstammung vom klassischen Lastwagen mit Leiterrahmen in sich. Doch als im Herbst 1981 der fertige Prototyp des Fiat Ducato gezeigt wird, bricht er mit dieser Tradition.

Modernes Antriebskonzept

Die größte und wichtigste Innovation ist das moderne Antriebskonzept. Die Idee des quer eingebauten Motors mit seitlich angeflanschtem Getriebe und einer McPherson-Aufhängung der angetriebenen Vorderräder hat Fiat rund ein Jahrzehnt zuvor mit dem Autobianchi A112 und dem Fiat 127 im Pkw-Bau perfektioniert. Im Transporter-Bereich war die platzsparende und komfortable Fahrwerkskonstruktion dagegen komplett neu.

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Weinsberg hatte schon immer einen guten Draht zu Fiat. Es überrascht also nicht, dass sie unter den Ersten waren, die auf dem Ducato bauten.

Durch die kompakte Antriebseinheit und die fehlende Kardanwelle können Ladeboden und Rahmen des Ducato tief angesetzt und eben gestaltet werden – eine Eigenschaft, die ihn auch zur optimalen Basis für Reisemobile macht. Denn die Aufbauhersteller haben weitgehend freie Hand, um ihre Kabinen auf den anspruchslosen Ducato zu setzen.

Im Januar 1982 beginnt im süditalienischen Werk Sevel die Produktion des Ducato, aber auch des Boxer und Jumper, denn die Fertigungsstätte ist eine Kooperation von Fiat, Citroën und Peugeot. Den Ducato und seine Brüder gibt es anfangs mit zwei Radständen (2.923 und 3.653 mm), mit zwei Dachhöhen und entweder mit 1.000 oder 1.300 kg Nutzlast.

An Karosserieformen bietet man nicht nur Kasten- und Pritschenwagen, sondern auch eine Doppelkabine, ein Fahrgestell mit Fahrerhaus und ein Plattform-Fahrgestell mit Boden aus Blech. Kein Wunder, dass die Reisemobilbranche den Ducato schnell für sich entdeckte. Weinsberg und Dethleffs sind unter den Ersten, die die Vorteile des neuen Transporters erkennen. Als im Sommer 1982 der Caravan Salon seine Tore öffnet, sind bereits beachtliche 19 Reisemobile auf Fiat-Basis zu sehen.

Modifizierte Chassisvariante

Änderungswünsche der Branche stoßen bei Fiat nicht auf taube Ohren. Schon zwei Jahre nach Produktionsstart wird eine modifizierte Chassisvariante präsentiert, mit schräggestellten Stoßdämpfern an der Hinterachse. Nun müssen die Aufbauhersteller nicht mehr platzraubend drumherum bauen.

In den 40 Jahren bis heute gab es zahllose kleine und große Evolutionsschritte und drei echte Generationswechsel. Dass inzwischen fast alle Basisfahrzeughersteller Transporter nach dem Ducato-Konzept konstruieren, darf Fiat durchaus als Kompliment verstehen – allen aktuellen Lieferschwierigkeiten und infolge stärker werdender Konkurrenz zum Trotz.

Chronik Fiat Ducato

1978 – Gründung der Firma Sevel (Società Europea Veicoli Leggeri Sevel S.p.A.) in Atessa, Italien. Sevel ist ein Joint Venture von Fiat und der französischen PSA-Gruppe (Peugeot und Citroën) zur Entwicklung und Herstellung von leichten Nutzfahrzeugen.

1979– Fiat erwirbt den Nutzfahrzeughersteller Iveco. Das macht Technologietransfers und die Nutzung von Know-how möglich.

1981 – Die Entwicklung des neuen Ducato als Kastenwagen erreicht das finale Stadium. Nach und nach erscheinen Fotos und Schnittzeichnungen, bevor der Wagen auf dem Automobilsalon Turin gezeigt wird.

1982 – Im Januar läuft die Produktion im Werk Sevel mit 350 Einheiten pro Tag an. Fiat Ducato (Typ 280/290), Citroën C25 und Peugeot J5 sind weitestgehend baugleich, außerdem auch Alfa Romeo AR6 und Talbot Express. Die Dieselmotoren steuert jeder selbst bei, die Benziner kommen alle von PSA. Ab März ist der Ducato auch in Deutschland erhältlich, die ersten Reisemobile werden darauf aufgebaut.

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Ab März 1982 ist der Ducato auch in Deutschland erhältlich, die ersten Reisemobile werden darauf aufgebaut.

1984 – Fiat spendiert dem Ducato eine erste Schönheitskur, verbunden mit technischen Verbesserungen. Änderungen an der Hinterachse, bessere Federung, größere Öl- und Luftfilter. Für die Reisemobilbranche besonders wichtig: Das neue Fahrgestell mit schräggestellten hinteren Stoßdämpfern schafft eine völlig ebene Fläche für den Aufbau.

1986 – Der Ducato Maxi erscheint in Deutschland. Er schultert mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht fast zwei Tonnen Nutzlast.

1987 – Alko bietet 250 verschiedene Umbauten des Rahmens an.

1990 – Umfassendes Facelift. Der Ducato Elettra wird entwickelt.

1994 – Die zweite Generation (Typ 230/244) erscheint. Am Konzept ändert sich nichts, doch das Design von Giorgetto Giugiaro wirkt moderner.

1996 – ABS, Fahrer-Airbag, Beifahrer-Airbag und pyrotechnische Gurtstraffer sind optional erhältlich. Alko bekommt endlich separate Triebköpfe geliefert, um die eigenen Chassisvarianten daran anzuflanschen.

2001– Der erste Ducato mit ZF-Automatikgetriebe rollt vom Band.

2006 – Die dritte Generation (Typ X250) des Ducato wird eingeführt. Neues Design, neue Motoren und zusätzliche Assistenzsysteme kennzeichnen den Modellwechsel. Allradantrieb wird nicht mehr angeboten.

2011 – Im Rahmen einer Modellpflege werden alle Motoren überarbeitet, sodass sie allesamt die Euro-5-Norm erfüllen.

2014 – Umfangreich optisch überarbeitet geht der X290 an den Start.

2019 – 29 Jahre nach Vorstellung des Elettra feiert der Prototyp des e-Ducato Premiere. Mit 1.950 kg Nutzlast und einer Reichweite zwischen 235 und 370 km ist er mittlerweile auch für Endkunden verfügbar.

2020 – Dank SCR-Technik (Ad-Blue-Einspritzung) erfüllen seit 2020 alle Motoren der Ducato-Familie die Abgasnorm Euro 6d-Temp.

2021 – Fiat-Chrysler und die PSA-Gruppe fusionieren zum neuen Stellantis-Konzern. Ein größeres Facelift bringt dem Ducato neue Motoren, eine vollelektrische Lenkung und einige neue Assistenzsysteme. Wie der neue Fiat Ducato fährt, können Sie hier im Ducato-Test lesen.

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Die dritte Generation des Ducato, der X250, debütierte erst 2006. Die Modellzyklen sind lang.

Den ersten elektrisch angetriebenen Ducato gibt es ebenfalls. 2022 konnten wir ebenfalls schon unter die Lupe nehmen. Einen ersten Test des E-Ducatos gibt es hier.

Fazit

Kaum ein Fahrzeug beschäftigt die Wohnmobil-Branche, wie der Fiat Ducato. Dabei ist 2023 nicht gerade das Jahr des Fiat. Lieferprobleme sorgen dafür, dass viele neue Fahrzeuge ein anderes Basisfahrzeug bekommen. Die Wohnmobil-Neuheiten 2023 im Überblick gibt es hier.

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