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Porsche 597 (1953-58): Cayennes militärischer Opa

Der "Jagdwagen" sollte die Bundeswehr motorisieren, scheiterte aber. Heute ist er selten und sehr teuer

porsche 597 (1953-58): cayennes militärischer opa

Die Zahl “597” mag wie der interne Codename eines Porsche-Sportwagens aus vergangenen Jahren klingen. Doch hinter den drei Ziffern verbirgt sich ein ganz anderes Konzept. Der Porsche Typ 597 “Jagdwagen” war die Antwort des Unternehmens auf eine Ausschreibung der Bundeswehr in deren Gründungspahse nach 1955.

Der 597 entstand in den 1950er Jahren als Entwurf von Porsche für eine Ausschreibung der Bundeswehr. Mit zuschaltbarem Allradantrieb und seiner Wannenkarosserie bestand er nahezu in jedem Terrain – zu Land und zu Wasser. Dennoch wurden nur 71 Exemplare des Geländewagens gebaut.

Porsche 597 Jagdwagen (1953-58)

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Eine Ausschreibung der späteren Bundeswehr führte 1953 dazu, dass Porsche-Entwickler an einem Geländewagen für das Militär tüftelten. Schnell, wendig, ein geringes Gewicht bei größtmöglicher Nutzlast, dazu geländegängig, sicher im Betrieb und einfach zu warten – das waren die Anforderungen. Neben der Auto Union (DKW) und der Borgward-Tochter Goliath war Porsche als einer von drei deutschen Herstellern am Verfahren beteiligt.

Die Entwickler statteten den Typ 597 mit einem modifizierten Vierzylinder-Boxermotor aus dem Porsche 356 aus, der im Heck verbaut wurde. 50 PS bringt der Wagen damit auf die Straße und beweist trotz seiner geländetauglichen Ausrichtung Fahrdynamik: Mit bis zu 100 km/h Höchstgeschwindigkeit ist der rund 870 Kilogramm schwere Porsche Typ 597 für einen Kübelwagen äußerst agil.

Manche sind versucht, den 597 aufgrund der optischen Ähnlichkeiten mit dem Volkswagen Typ 181 (“The Thing” in den Vereinigten Staaten) in Verbindung zu bringen, doch der VW kam erst viel später auf den Markt, in den späten 1960er Jahren. Immerhin: Der 181 sollte als “Kübel” bei der Bundeswehr Karriere machen.

Porsche 597

VW 181 (1969)

Obwohl Porsche bereits für seine leistungsstarken Fahrzeuge bekannt war, ging es beim 597 vor allem um Agilität und die Möglichkeit, abseits ausgetretener Pfade zu fahren. Er wog nur 870 Kilogramm und verfügte über ein spezielles Viergang-Schaltgetriebe mit Geländegang. Das erinnert an den allradgetriebenen Supersportwagen 959 aus den 1980er-Jahren, der ebenfalls über ein kurzes “G” verfügte, der “Geländegang”.

Der Boxermotor treibt über ein synchronisiertes Vierganggetriebe mit einem zusätzlichen Geländegang die Hinterachse an. Ein zuschaltbarer Vorderradantrieb machte aus dem gut 3,60 Meter langen 597 den ersten Allradwagen mit dem Namen Porsche. Im Allradbetrieb kletterte der Wagen bei 1.000 Umdrehungen pro Minute über Steigungen von bis zu 65 Prozent.

Mit seiner kompakten Wannenkarosserie war der Jagdwagen auch auf Flüssen einsatztauglich, wo er auf dem Wasser geschleppt werden kann. In einer frühen Version kam das Gefährt daher auch ohne Türen zum Einstieg aus.

Bereits im Januar 1955 stellten die Hersteller die ersten Prototypen in Bonn-Hangelar vor, um die Einsatztauglichkeit ihrer Wagen bei der Regierung unter Beweis zu stellen. Der Porsche Jagdwagen stößt auf reges Interesse und wurden in den folgenden Monaten auch an britischen und französischen Truppenstandorten in Deutschland präsentiert. Auf dem Genfer Automobilsalon bekam im März 1955 das Fachpublikum die jüngste Porsche-Entwicklung zu sehen.

Hinter dem einfachen Erscheinungsbild des 597 verbarg sich eine komplexe Technik. Porsche stattete den Wagen mit einer Einzelradaufhängung, Teleskopstoßdämpfern und einem zuschaltbaren Allradantrieb mit Hilfe einer innovativen Vorderachskupplung aus. Der luftgekühlte Motor wurde dahingehend optimiert, dass die Zuverlässigkeit Vorrang vor der Spitzenleistung hatte. Die Kraftübertragung auf die Vorderachse erfolgte über ein fest mit der Karosserie verbundenes Vorderachsdifferenzial, das über Pendelwellen mit den Rädern verbunden war.

Porsche entwickelte den Typ 597 “Jagdwagen” in den nächsten Jahren bis zur Serienreife: In der Version von Ende 1957 hat der Wagen eine stärker abfallende Front und nun auch vier Stahltüren. Trotz erfolgreicher Erprobung durften Goliath und auch Porsche nur 50 weitere Exemplare für Testfahrten an die am 12. November 1955 offiziell gegründete Bundeswehr liefern. Der Großauftrag ging aus finanziellen und arbeitsmarktpolitischen Gründen an die Auto Union in Ingolstadt mit ihrem F91 Munga. Porsche stoppte das Projekt.

Porsche produzierte insgesamt 71 Exemplare. Schätzungsweise 50 Exemplare haben im Laufe der Zeit überlebt, und die meisten der heutigen Besitzer gehören dem vermutlich kleinsten Porsche-Club der Welt an – dem Porsche Jagdwagen Registry e.V. . Es gab nur 49 zivile Fahrzeuge, während die restlichen 22 in militärischer Spezifikation gebaut wurden.

Da diese Fahrzeuge heutzutage sehr selten sind, ist ihr Wert stark gestiegen. Bei einer Auktion in Monterey vor ein paar Jahren verkaufte RM Sotheby’s einen 597 in Militärspezifikation für die stolze Summe von 665.000 Dollar.

1900 Lohner-Porsche Semper Vivus

Obwohl der 597 technisch gesehen der erste Wagen der Marke Porsche mit Allradantrieb war, hatte Firmengründer Ferdinand Porsche bereits ein halbes Jahrhundert zuvor an einem Fahrzeug mit Allradantrieb gearbeitet. Der vollelektrische Lohner-Porsche von 1900 verfügte über vier Radnabenmotoren und war außerdem das erste Personenfahrzeug mit Vierradbremsen. Im selben Jahr wurde der Semper Vivus (lateinisch: “Für immer lebendig”) als erster funktionaler Hybrid der Welt vorgestellt.

Der Semper Vivus hatte einen anderen Aufbau. Es hatte zwei Einzylinder-Verbrennungsmotoren, die als Generatoren fungierten und die Radnabenmotoren sowie eine kleinere Batterie speisten. Die Verbrennungsmotoren arbeiteten unabhängig voneinander und leisteten 2,5 PS. Die maximale Reichweite wurde mit 200 Kilometer angegeben, die Höchstgeschwindigkeit mit 35 km/h, bei einem Gewicht von 1.700 Kilogramm.

Ein Jahr später wurde der serienreife Lohner-Porsche Mixte mit einem 5,5-Liter-Vierzylinder-Daimler-Motor und einer Leistung von 25 PS vorgestellt. Auch er diente als Generator, indem er ein Paar Radnabenmotoren mit Energie versorgte. Im Vergleich zum Semper Vivus war er dank einer kleineren Batterie rund 500 Kilogramm leichter. Nur sieben Wagen wurden mit Daimler-Motoren gebaut, bevor ab 1903 auf Panhard & Levassor umgestellt wurde.

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