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„Pagode“ mit HR-Kennzeichen im Mercedes-Benz Museum

Homberg/Stuttgart

„Pagode“ mit HR-Kennzeichen im Mercedes-Benz Museum

„pagode“ mit hr-kennzeichen im mercedes-benz museum

Der Mercedes-Benz 230 SL wird von Liebhabern auch „Pagode“ genannt.

Im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart steht ein Oldtimer mit einem HR-Kennzeichen. Dabei handelt es sich um einen Mercedes-Benz 230 SL, von Liebhabern auch „Pagode“ genannt.

Stuttgart/Homberg – Über 620 000 Menschen aus 150 Ländern besuchten im vergangenen Jahr das Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart. Viele von ihnen dürften dabei auch vor einem Fahrzeug gestanden haben, das einen Bezug zum Schwalm-Eder-Kreis zu haben scheint – zumindest lässt sich das beim Blick auf das Nummernschild vermuten. Denn auf dem Nummernschild des Mercedes-Benz steht: HR-DT 913. Hat das Fahrzeug etwa eine Geschichte in Homberg oder überhaupt im Schwalm-Eder-Kreis? Wie kam es in die Ausstellung nach Stuttgart und überhaupt, was hat es mit dem Auto auf sich? Grund genug also für einen weiteren Teil unserer Rubrik „Was ist denn da los?“.

Das ausgestellte Fahrzeug ist ein Mercedes-Benz 230 SL, erklärt Frank Scheibner, Pressesprecher des Museums auf HNA-Anfrage. „Es ist der weltweit erste Sportwagen mit stabiler Fahrgastzelle und Knautschzonen. Sein herausragendes Merkmal ist die besonders stabile, nach innen gewölbte Form des abnehmbaren Dachs“, ergänzt Scheibner. Im Volksmund wurde der Typ 230 SL bald nur noch „Pagode“ genannt, weil sein Hardtop an die Dachform der asiatischer Tempel erinnerte.

19 831 Fahrzeuge dieses Typs liefen von 1963 bis 1967 vom Band. Allerdings habe das Fahrzeug in der Ausstellung – trotz seines HR-Kennzeichens – keine Geschichte in Homberg und auch nicht im Landkreis. „Im Zuge der Ausstellungskonzeption wurde entschieden, Fahrzeuge mit individueller Historie um entsprechende zeitgenössische Kennzeichen zu ergänzen“, so Scheibner. Das war es dann also auch schon mit der Verbindung in den Landkreis – sie ist rein zufällig gewählt worden.

„pagode“ mit hr-kennzeichen im mercedes-benz museum

Präsentation: Der Mercedes-Benz 230 SL „Pagode“ (W 113) wurde 1963 bei der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt vorgestellt.

Dennoch ist die „Pagode“ – auch ohne Bezug in den Landkreis – ein besonderes Fahrzeug. Der Wagen war einst der Nachfolger des 300 SL und des 190 SL. Alle drei Fahrzeuge seien begehrte Klassiker, so Scheibner. Das zeigten unter anderem die Preise für gut erhaltene Exemplare der Baureihe W 113: Der aktuelle Marktspiegel von Classic Data für 2022/2023 nennt für den 230 SL im Bestzustand (Note 1) 128 000 Euro und für den 280 SL 156 000 Euro.

Das Auto mit dem HR-Kennzeichen feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag: Vor 60 Jahren präsentierte die Marke den Mercedes-Benz 230 SL (W 113) auf dem Genfer Auto-Salon vom 14. bis 24. März 1963. Die Erwartungen des Publikums waren hoch. Denn der 230 SL löste gleich zwei Fahrzeuge ab – den 300 SL Roadster (W 198) und den 190 SL (W 121).

Der 230 SL habe 1963 als komfortabler, zweisitziger Reisewagen mit hohen Fahrleistungen überzeugt, ist dann auch auf der Internetseite des Museums zu lesen. Die Rahmenbodenanlage des 230 SL stammt von den Mercedes-Benz Limousinen der Baureihe W 111. Sie ist gegenüber den Viertürern verkürzt und verstärkt. Die „Heckflosse“ war 1959 der weltweit erste Personenwagen mit Sicherheitskarosserie, entwickelt vom Mercedes-Benz Sicherheitspionier Béla Barényi.

„pagode“ mit hr-kennzeichen im mercedes-benz museum

Mercedes-Benz 230 SL: Er wird „Pagode“ genannt, weil sein Hardtop an die Dachform der gleichnamigen asiatischen Tempel erinnert.

Die „Pagode“ profitiert als erster Sportwagen vom Prinzip der stabilen Fahrgastzelle mit Knautschzonen vorn und hinten. Erstmals beim SL-Sportwagen ist auf Wunsch ein Viergang-Automatikgetriebe erhältlich. Bereits der 230 SL hat Scheibenbremsen an den Vorderrädern. Der ab 1967 präsentierte 250 SL ist auch die Hinterachse mit Scheibenbremsen ausgestattet.

Mercedes-Benz bot diesen SL in seiner achtjährigen Bauzeit sukzessive mit drei verschiedenen Motoren an. Das unterschied ihn von den Typen 300 SL und 190 SL. Die Motoren dieser beiden ersten, 1954 vorgestellten Seriensportwagen der SL-Tradition sind bis 1963 jeweils nahezu unverändert.

„pagode“ mit hr-kennzeichen im mercedes-benz museum

Die Produktion im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen: Auf dem linken Band wird der 230 SL montiert, auf dem rechten Band der Mercedes-Benz 600 (W 100) montiert.

Mercedes-Benz setzte den 230 SL erfolgreich im Motorsport ein. Herausragend ist der Sieg von Eugen Böhringer und Klaus Kaiser bei der mehr als 5000 Kilometer langen Marathon-Rallye Spa–Sofia–Lüttich vom 27. bis 31. August 1963. Im Folgejahr erreicht das Duo ebenfalls mit dem 230 SL Platz 3 bei dieser Langstreckenrallye.

Auch, wenn das ausgestellte Fahrzeug mit dem HR-Kennzeichen wohl niemals durch den Schwalm-Eder-Kreis fuhr, so hat der Klassiker doch eine bewegte Vergangenheit und nun – durch das vom Museumsteam willkürlich gewählte Kennzeichen – doch irgendwie auch eine Beziehung zum Landkreis. Und verewigt bleibt der Klassiker mit dem HR-Kennzeichen auf all den Fotos der vielen Museumsbesucher, die den ausgestellten Wagen fotografiert haben, allemal.

(Maja Yüce)

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