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Netzwerk erstellt für Autozulieferer neue Strategien für Elektromobilität

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Autozulieferer: Climair in Karben fertigt etwa Regen- und Windabweiser

Da ist zum Beispiel die Fabrik von Mahle in Wölfersheim. Was die Wetterauer Mitarbeiter des alles in allem 80.000 Beschäftigte zählenden Stuttgarter Konzerns machen, verrät der Name der Tochtergesellschaft. Sie heißt Mahle Ventiltrieb GmbH und fertigt Ventile für Motoren in Autos. Das heißt: in einem Verbrenner. Nun will aber die Europäische Union von 2035 an nur noch Fahrzeuge ohne Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid zulassen. Sie verstärkt nicht nur den Druck auf Autohersteller. Auch Zulieferer müssen sich auf das Zeitalter der E-Mobilität einstellen.

Diesem Ziel dient ein neues Netzwerk für Unternehmen in Mittelhessen und der Wetterau. In dem Gebiet zwischen Limburg und Herborn, dem Marburger Land, Büdingen und Karben sitzen weit mehr als 200 Zulieferer. Darunter befinden sich eine Reihe von Marktführern wie die als Hessen-Champion ausgezeichnete Bender GmbH in Grünberg, zwei Betriebe von Continental in Karben und in Gestalt der 1482 erstmals erwähnten Isabellenhütte aus Dillenburg das älteste Indus­trieunternehmen in Hessen.

Erfasst sind bislang 230 Zulieferer. Das Regionalmanagement und die Technologietransfer-Gesellschaft der drei Hochschulen in Gießen, Mittelhessen und Marburg, TransMIT, rechnen aber mit einer Dunkelziffer in ähnlicher Höhe. Denn die Branche ist geprägt von Mittelständlern und kleinen Betrieben. Längst nicht alle betreiben Öffentlichkeitsarbeit. Das Netzwerk wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Bis Ende Juni 2025 stehen 5,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Grundlegende Fragen beantworten

Auf den Weg gebracht haben das Netzwerk außer dem Regionalmanagement und der TransMIT ein Verein, der sich um Inhalte des berufsbegleitenden Studiums Plus kümmert, und die Universität Marburg. Für diese Hochschule betreuen der Cluster-Forscher Thomas Brenner und der Innovationsforscher Michael Stephan.

Sie wollen zuerst grundlegend mehrere Fragen beantworten: Wie weit sind die Firmen bei der Digitalisierung? Wo stehen die Zulieferer mit Blick auf das Internet der Dinge, also etwa die Vernetzung von Geräten? Und inwieweit beschäftigen sie sich mit der Elektromobilität? Zudem wollen sie erfahren, welche Hilfe sich die Betriebe von dem Netzwerk und den Wissenschaftlern erhoffen.

Die Wissenschaftler wollen gewisse Merkmale herausarbeiten, um die Autoregion Mittelhessen/Wetterau mit anderen Gebieten wie etwa jenem um Stuttgart vergleichen zu können. Dort sitzen neben großen Autobauern wie Mercedes und Porsche viele namhafte Zulieferer. Aus dieser Region gebe es schon Signale zur Zusammenarbeit mit den Hessen, hieß es beim ersten Treffen des Netzwerks in Wetzlar. Sie sei auch insofern gut vergleichbar, weil es dort ebenfalls eine starke optische Industrie gebe.

Die Unternehmen sind unterschiedlich weit

Am Ende soll eine Gesamtstrategie für die Autoregion Mittelhessen/Wetterau stehen. Welche Technologiefelder werden beackert? Welche Partnerschaften sind notwendig? Und welche Qualifikationen braucht es? Auf unter anderem diese Fragen sollen in den nächsten drei Jahren schlüssige Antworten gefunden werden. Der Anspruch lautet aber, weit über das Jahr 2025 und die laufende Millionenförderung hinaus zu wirken. Dereinst soll das Netzwerk mithin ohne Bundesgelder arbeiten und für sichere Arbeitsplätze in florierenden Unternehmen sorgen. Zumal bis Ende Juni 2025 die Transformation weg vom Verbrenner und hin zur Elektromobilität nicht geschafft sein wird – so der Tenor.

Klar ist: Die Unternehmen sind unterschiedlich weit. Es finden sich darunter einige Vorreiter. Bender beispielsweise nimmt für sich in Anspruch, mit seinen Lösungen für elektrische Sicherheit in neun von zehn Ladesäulen vertreten zu sein. Mit einem innovativen Ladesystem für Elektrofahrzeuge, einer ganzen Gerätefamilie, hatte sich der Mittelständler 2019 erfolgreich für den Wettbewerb Hessen-Champions be­worben, hinter dem die Vereinigung der hessischen Unternehmerver­bände und das Wirtschaftsministerium stehen.

In Rauschenberg sitzt in Gestalt von SW-Motech ein Motorrad-Zulieferer. Der Nischenhersteller arbeitet mit Harley-Davidson und einem Start-up von Tesla bei E-Bikes zusammen. Die Isabellenhütte ist nach den Worten eines Firmenvertreters als Hersteller von Werkstoffen zur Temperaturmessung sowie von passiven Bauelementen für die Automobil-, Elektro- und Elektronikindustrie längst in der Elektromobilität unterwegs. Wenn das Unternehmen nichts von Transformation verstünde, hätte es die vergangenen 500 Jahre nicht überlebt, sagte sein Vertreter selbstbewusst.

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