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Nachruf: Sportwagen-Designlegende Bob Riley (1931-2024)

Die Motorsportwelt trauert: Bob Riley ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Der legendäre Rennwagenkonstrukteur, dessen Name mehrere Generationen von Sportprototypen zierte, wird unvergessen bleiben. Insgesamt 13 Siege bei den 24 Stunden von Daytona gehen auf das Konto seiner Fahrzeugkreationen.

Nur wenige Rennwagenkonstrukteure können auf eine so lange und bedeutende Karriere zurückblicken wie Riley. Er verbrachte weit mehr als 60 seiner 93 Lebensjahre am Zeichenbrett. Dabei ging sein Wirken weit über den Sportwagen hinaus: Seine Kreationen gewannen – oft unter anderem Namen – mehrfach das Indianapolis 500, die CART-Meisterschaft und jedes berühmte amerikanische Sportwagenrennen.

Am meisten in Erinnerung sind natürlich die Sportprototypen geblieben, die mit dem Kürzel Mk (für Mark) und römischen Ziffern versehen waren. Vor allem die 24 Stunden von Daytona waren das bevorzugte Jagdrevier. In der Zeit von Riley & Scott in den 1990er-Jahren gelangen drei Siege. In der Ära der Daytona-Prototypen kamen nicht weniger als zehn weitere Erfolge hinzu, davon acht in Folge.

Der Riley & Scott Mk III gewann zwischen 1990 und 2002 insgesamt acht Meisterschaften im US-Sportwagensport. Noch erfolgreicher war der Nachfolger: die MkXI-Familie der Riley DPs sowie die Nachfolger Mk XX bis Mk XXVI, die Bob zusammen mit seinem Sohn Bill konstruierte, dominierten die Grand-Am-Ära nach Belieben und holten auch nach der Neugründung der IMSA 2015 noch einen Sieg bei den 24 Stunden von Daytona.

“Praktisch alle von Bob entworfenen Autos, die ich gefahren bin, waren unglaublich”, sagt Wayne Taylor, der sowohl mit dem Mk III als auch mit dem MkXI in Daytona geholt und Meisterschaften gewonnen hat und heute eines der erfolgreichsten IMSA-Teams besitzt. “Wenn ich ein Riley-Chassis fuhr, wusste ich, dass ich eine gute Chance hatte, Rennen und Meisterschaften zu gewinnen.”

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Wayne Taylor Racing beim Sieg bei den 24 Stunden von Daytona 2005 auf Riley MkXI

Foto: Motorsport Images

“Bob verstand, worauf es bei Rennen auf den unebenen Strecken in Nordamerika ankommt, er wusste, dass man mechanischen Grip braucht. Seine Autos waren immer einfach zu fahren. Das war immer das Hauptmerkmal eines Riley. Er spielte eine wichtige Rolle in meiner Karriere, bis runter zum Intrepid RM-1 Anfang der 1990er-Jahre. Ich habe ihm viel zu verdanken.”

IMSA-Chef John Doonan fügt hinzu: “Jeder in der IMSA bedauert den plötzlichen Tod von Bob Riley. Bob war einer der wichtigsten und einflussreichsten Ingenieure im US-Motorsport, was die vielen Meisterschaften und Rennsiege der Riley-Chassis unterstreichen. Unsere Gedanken sind bei seinem Sohn Bill, seiner Familie und seinen Freunden. Er war einzigartig und wird schmerzlich vermisst werden.”

Anfänge, Le Mans und IndyCar

Bob Riley nahm ab 1959 mit selbstgebauten Sportwagen an Wettbewerben teil. Seine erste Kreation hieß Lynx, ein Fahrzeug für die SCCA-C-Modified-Kategorie. Er war dem Jaguar D-Type nachempfunden und wurde von einem Chevrolet V8-Motor angetrieben. Riley sollte davon mehrere verkaufen.

Nebenbei baute er auch Chassis für die Formel Ford, die Super Vee und ein Fahrzeug für die zweite NASCAR-Liga. Sogar an einem Rekordfahrzeug für Überlandfahrten auf den Salzseen von Bonneville war er beteiligt.

Doch zunächst blieb es ein Hobby, denn seine eigentliche Karriere war das Raumfahrtprogramm der Saturn-Raketen, die den ersten Menschen auf den Mond brachten. Doch schon 1966 wechselte er zu Ford und arbeitete direkt am erfolgreichen GT40-Programm mit. Er war sowohl beim MK. II als auch beim MK. IV für die Aufhängung verantwortlich.

nachruf: sportwagen-designlegende bob riley (1931-2024)

A.J. Foyt holte 1977 seinen letzten Indy-500-Sieg auf einem Coyote, der ursprünglich von Bob Riley entworfen wurde

Einmal in der obersten Liga des Motorsports angekommen, gab es für Riley kein Zurück mehr. In der Saison 1971 begann er als Leiharbeiter für die US-Rennfahrerlegende A.J. Foyt zu arbeiten und konstruierte den Coyote, mit dem Foyt in jenem Jahr in Indy den dritten Platz belegte. Eine Weiterentwicklung des Boliden bescherte Foyt 1977 seinen vierten und letzten Sieg im Brickyard.

Zu diesem Zeitpunkt war Riley bereits zu Pat Patrick gewechselt. Für ihn entwarf er vier Wildcats, zunächst aber 1974 das erste Indycar, das seinen Namen trug. Ein seltenes Ereignis, das sich nur in der Anfangszeit der Indy Racing League wiederholte, als von 1997 bis 2000 meist zwei Fahrzeuge eingesetzt wurden.

Beide Fahrzeuge gewannen Rennen in ihren jeweiligen Serien, ebenso wie 1981 ein weiterer Coyote mit Ground-Effect, der es ebenfalls in die erste Startreihe des Indy 500 schaffte. Colin Chapman war nicht der einzige Designer, der in den 1970er-Jahren mit dem Ground-Effect experimentierte.

Riley & Scott

Seinen größten Namen machte sich Riley jedoch mit Sportwagen, die nicht immer seinen Namen trugen. Der Ford Mustang GTP, der mehr als 15 Jahre vor Panoz das Frontmotorkonzept in den Prototypensport brachte, war noch ein One-Hit-Wonder, das 1983 gleich sein erstes Rennen gewann, danach nie wieder siegte, aber wegen seines ungewöhnlichen Konzepts bis heute als Legende gilt.

Gleiches gilt für den bereits erwähnten Intrepid RM-I von 1991, das erste Auto, das er zusammen mit seinem Sohn Bill konstruierte. Dieser entstand bereits in Zusammenarbeit mit seinem Geschäftspartner Mark Scott, einem ehemaligen McLaren-Mechaniker, der 1990 für IndyCars und Sportwagen in die USA übersiedelte.

Nach dem Ende des Gruppe-C/GTP-Reglements schlug Riley & Scott mit dem Mk III zu. Während die Ära der World Sportscars aufgrund der geringen Herstellerbeteiligung heute eher als “Malaise-Ära” gilt, war sie für Bob Riley und Mark Scott die ganz große Chance – und sie wussten sie zu nutzen.

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Er dominierte die 90er: Der Riley & Scott Mk III holte Siege und Meisterschaften

Der Mk III dominierte über Jahre und holte zahlreiche Titel. Mit Elliot Forbes-Robinson folgte der erste Fahrertitel der neugegründeten amerikanischen Le-Mans-Serie für den Mk III, obwohl längst die Ära der aus den World Sportscars hervorgegangenen Le-Mans-Prototypen begonnen hatte. Bilanz: 48 Siege aus 135 Rennen, sechs Team-, drei Konstrukteurs- und acht Fahrertitel.

Die Erfolge brachten Riley & Scott eine Kooperation mit General Motors ein. Neben der Corvette C5-R entstand der Cadillac Northstar LMP. Doch bevor das Programm erfolgreich werden konnte, war Riley & Scott bankrott.

Grund dafür war der Verkauf der Firma an Reynard im Jahr 1999, wodurch Bob Riley auch an Erfolgen in der CART-Serie beteiligt war. Reynard ging jedoch an der Übernahme zugrunde, was auch das Ende von Riley & Scott bedeutete.

Bis zuletzt am Zeichenbrett

Bob und Bill Riley gründeten später Riley Technologies – das Unternehmen, das die erfolgreichen Daytona-Prototypen hervorbrachte, die jahrelang die Grand-Am-Meisterschaft dominierten. Die Chassis schafften es bis in die japanische Super GT, wo sie unter dem Namen Mooncraft Shiden mehrere GT300-Siege einfuhren.

Darüber hinaus war Riley Technologies an zahlreichen GT-Projekten beteiligt, vom Mazda RX-8 in der Grand-Am über die SRT Viper in der GTLM-Klasse bis hin zur Dodge Viper GT3-R. Seit 2017 engagiert sich Riley Technologies auch als Rennteam und gewann 2019 mit Jeroen Bleekemolen und Ben Keating den IMSA-Endurance-Titel in der GTD-Klasse.

2017 wurde Riley zusammen mit Multimatic vom ACO als einer von vier LMP2-Herstellern ausgewählt. Das Chassis konnte sich in der LMP2 zwar nicht durchsetzen, feierte aber als Mazda RT24-P Siege in der IMSA SportsCar Championship.

Bob Riley blieb seiner Leidenschaft bis zuletzt treu, auch wenn er in seinen 80ern deutlich kürzer trat. Ein Evergreen seit den Tagen von Riley & Scott sind die von Riley entwickelten Trans-Am-Fahrzeuge, mit denen mittlerweile 13 verschiedene Fahrer Titel gewonnen haben. Bis zuletzt arbeitete er an einem Trans-Am-Projekt.

Riley wurde erst beim Petit Le Mans in die IMSA Hall of Fame aufgenommen.

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