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Mühsamer Neustart nach Brand

mühsamer neustart nach brand

Siegbert Rogler und seine Lebensgefährtin schauen mit Schrecken in die zerstörte Lackiererei. weiner

Mühsamer Neustart nach Brand

Autolackierer und Brennstoff-Lieferant suchen Heimat / Hallenabriss und Neubau

Kelkheim – Siegbert Rogler und seiner Lebensgefährtin fällt es nicht leicht, immer wieder an diesen Ort zurückzukehren. „Wenn ich das sehe, überkommt mich alles. Das war mein Lebensding gewesen“, sagt der Chef der Autolackiererei, die hier nur wenige Meter vor ihm bestanden hat. Denn vor sechs Wochen ist sein berufliches Lebenswerk in einer Halle an der Industriestraße, ebenso wie der benachbarte Betrieb Bayer & Cie für Brennstoffe und Erde, in Flammen aufgegangen. Das Gebäude, dessen Dach die Feuerwehr beim Löschen zum großen Teil damals abgetragen musste, ist eine Ruine und abgesperrt.

Eigentümer Stefan Mohr berichtet auf Nachfrage, dass der Abriss der Halle beauftragt sei. Er warte nur noch auf die Genehmigung durch den Main-Taunus-Kreis. Und es sei danach schon geplant, wieder eine ähnliche Halle aufzubauen, sagt Mohr.

Neun Autos zerstört, aber niemand verletzt

Rogler schaut unterdessen weiterhin mit Grausen in die Halle mit sechs bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Autos, in der es auch immer noch verkohlt riecht. Aber er betont trotz aller Sorgen: „Wichtig ist, dass den Jungs nichts passiert ist. Wir wollen nach vorne schauen.“ Die Jungs – das sind seine weiteren fünf Mitarbeiter, die mit ihm und der Partnerin die Lackiererei zu einer guten Adresse im Rhein-Main-Gebiet gemacht haben.

Edle Autos geben die Kunden in seine Obhut. Und so sind an diesem Morgen in Münster damals auch zwei Ferrari, drei Porsche, ein Mercedes, zwei BMW und ein Mini verbannt – sechs Wagen in der Halle, drei durch die starke Hitzeentwicklung links parkend neben dem Gebäude. Auch Rogler gehörten Fahrzeuge davon. Einige hochwertige Wagen konnten die Mitarbeiter noch retten, darunter einen Maserati. Ein Kollege habe ihn morgens zu Hause in Raunheim angerufen, berichtet Rogler offen beim Termin mit dieser Zeitung. Als er bei Zeilsheim dann schon die Rauchsäule gesehen habe, „da habe ich gedacht, ich bin wirklich im falschen Film“. Dankbar wiederum ist der Chef für den Einsatz der Rettungskräfte und die Hilfsbereitschaft der Nachbarn.

Nun hofft er, dass die Unterstützung noch einen entscheidenden Schritt weitergeht. Seine Mitarbeiter werden alle an Bord bleiben. Er wolle die Firma auf jeden Fall wieder aufbauen – an einem anderen Ort im Rhein-Main-Gebiet. So setzt er darauf, dass jemand eine Halle mit bis zu 800 Quadratmetern anbieten kann. Bisher war die Suche noch nicht von Erfolg gekrönt. Wer helfen kann, sollte sich unter [email protected] melden.

Und jetzt kommt eine Menge Bürokratie hinzu. Zu allem Übel sind die Unterlagen im Büro auf einer Empore in der Halle auch verbrannt. Für die Mitarbeiter gibt es aktuell zwar einen Betriebsausfall und erste Schäden werden reguliert – doch Rogler will so schnell wie möglich wieder neu beginnen. Allein die Lieferung einer neuen Lackierkabine dauere bis zu zwölf Wochen, weiß er. Aber er kann noch nicht bestellen, wenn es keinen neuen Firmensitz dafür gibt.

Die Polizei hatte dieser Zeitung zuletzt berichtet, die Ursache gehe in Richtung technischer Defekt. Das Feuer hat sich von der Lackierkabine ausgebreitet. Drinnen werde für die Farbe nur mit Luftdruck gearbeitet, möglicherweise könnten die Motoren der Zu- und Abluft der Ausgangspunkt des Feuers sein, so der Chef.

Für Rogler doppelt ärgerlich: Einige der edlen Fahrzeuge wären fast fertig gewesen. Rogler ist seit dem Jahr 2005 Lackierermeister, hat bei Mercedes in Frankfurt gearbeitet, sich mit einer Werkstatt an der Silostraße in Unterliederbach selbstständig gemacht. Seit 2008 ist er in Münster, wo früher der Brennstoffhandel Mohr sein Zuhause hatte. „Es lief alles, wir waren sehr zufrieden“, so der Chef.

Auch Günter Schöll hatte als betroffener Nachbar der Lackiererei ein gut gehendes Geschäft an der Industriestraße. Nun sei das alles „ins Stocken geraten“, berichtet der Inhaber von Bayer & Cie.

Heizöl und Diesel könnten zwar weiter ausgefahren werden, für größere Mengen Holz und Blumenerde fehle aber trotz eines zweiten Standorts in Höchst das Lager. Hier suche er im Raum Kelkheim eine Halle, so Schöll. Noch im März kann er Kaminholz und Erde auf dem Lindenhof in Hofheim verkaufen. Die Abwicklung nach dem Brand sei „mühsam“, sagt der Firmenchef, hofft aber, dass es letztlich reibungslos läuft.

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