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Montag Special: aus gegebenem Anlaß – sind elektrische Traktoren eine gute Idee?

Elektrische Traktoren? Kann das funktionieren?

Die Bauernproteste drehen sich um viele relevante Dinge, auf die wir hier nicht eingehen wollen. Ein Protestgrund war der Wegfall der Dieselsubventionen, denn landwirtschaftlich genutzter Diesel wird besonders unterstützt. Einige ganz schlaue Menschen argumentierten dann mit der Einführung von voll elektrifizierten Landmaschinen, vor allem Traktoren. Es gibt tatsächlich einige Modelle, vor allem kleinere Fahrzeuge, die man eher als „Kleintraktoren“ für die nähere Umgebung in kleineren Gehöften einsetzen kann. Richtige Boliden mit mehr als 100 PS sind schon selten. Das Traditionsunternehmen Fendt hat Anfang 2023 nach drei Jahren Entwicklung einen solchen Traktor als „serienreif“ vorgestellt. Bereits 2017 hatte auch der US-Hersteller John Deere einen Prototyp vorgestellt, den SESAM Traktor.

montag special: aus gegebenem anlaß – sind elektrische traktoren eine gute idee?

Der Fendt Elektro-Traktor-Umbau von Holland-Utrecht. Kosten für die Serienversion: etwa 495.000 Euro.

Der „serienreife“ Fendt-e 300

Serie heißt hier laut Branchendienst agrarheute, dass sich die Produktion erst einmal auf drei bis fünf Maschinen (!) pro Jahr beschränkt. Denn es handelt sich hier um einen Elektroumbau eines Fendt-Traktors durch ein niederländisches Unternehmen. Mit 495.000 Euro plus Mehrwertsteuer ist der Elektro-Trecker allerdings kein Schnäppchen. Vor allem wenn man weiß, dass ein normaler Diesel-Traktor dieser Klasse eher in der 100.000er-Region liegt. Der Fendt soll eine Akkulaufzeit von bis zu 8 Stunden erreichen. Die Batterien in LFP-Technologie haben mindestens 240 kWh, in der großen Version sogar mit 360 kWh Kapazität. Die Leistung liegt bei 136 PS.

Im November 2023 hat Fendt selbst den serienmäßigen e100 V Vario angekündigt, ein kompakter Traktor mit 75 PS (55 kW). Der ist laut Angaben des Unternehmens für Sonderkulturen, Gewächshäuser und Kommunen. Die Batterie hat eine Kapazität von 100 kWh, was für 4 – 7 Stunden Einsatz reichen soll. Der Preis ist noch nicht bekannt. Noch spielen diese Arbeitsgeräte aber kaum eine Rolle in der Landwirtschaft.

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Fendts kleiner e100 Elektrotraktor. Für nicht ganz so anspruchsvolle Arbeiten im 4-7-Stunden-Bereich.

Kleinere Traktoren eher geeignet?

Der Youtube-Kanal des technisch sehr fortschrittlichen US-Bauern „Stone Ridge Farmer“ zeigt einen interessanten Vergleich in der 25 PS-Klasse. Diese „Minitraktoren“ sind wie oben erwähnt für die nähere Umgebung eines Gehöfts gedacht um weniger anspruchsvolle Arbeiten zu erledigen. Beispielsweise kleinere Wiesen zu mähen oder im näheren Umkreis zu funktionieren. Man spricht dann von „Hausarbeits“-Traktoren. Der Youtuber erklärt auch für uns „Traktor-Laien“ sehr verständlich, wofür sich diese Traktoren-Klasse eignet und wofür nicht. Er vergleicht eine Dieselvariante, die hierzulande um die 25.000 Euro kostet mit einem Elektrotraktor der Marke Soletrac, der ebenfalls in Deutschland bereits für rund 30.000 Euro zu haben ist.

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Der Soletrac 25G Elektrotraktor: Für die kleineren Arbeiten auf dem Bauernhof. Preis: etwa 30.000 Euro.

Leistungsbeschreibung

Der Elektro-Traktor von Soletrac e25 entwickelt eine Leistung von 25 PS und wird von NMC-Batterien gespeist, die über eine Kapazität von rund 25 kWh verfügen. Die Batterien sollen eine Lebensdauer von etwa 2.500 Ladezyklen haben. Von 20 bis 80% benötigt der Traktor 5,5 Stunden bei Level 2 und 220 Volt. Die Lebensdauer des Elektromotors wird mit 80.000 Stunden angegeben. Zum Vergleich: ein Dieseltraktor dieser Kategorie, wie etwa der Vergleichstraktor von TYM hat eine Motorlebensdauer von 4.000 bis 10.000 Stunden.

Kann der „Stromer“ mithalten?

Voll aufgeladen testet der US-Farmer den Elektro-Traktor auf einer Wiese mit relativ hohem Gras. Nach 3,5 Stunden ist der SOC auf 23% gesunken. Bis dahin hat der Elektro-Traktor einen guten Job gemacht. Aber der Youtuber ist realistisch. Er findet des Stromer durchaus gut, prangert aber die politische Agenda hinter der „Elektrorevolution“ an: „Es ist nicht „politisch“ einen Akku-Bohrer zu benutzen. Genau so wenig ist es politisch einen E-Traktor zu verwenden!“ Will sagen: wo das Ding Sinn macht, ist es ok. Aber der Youtuber ist auch durchaus vorsichtig fortschrittlich: „Die Leute brauchen einen „Klapps“ auf den Rücken, nicht einen Schlag ins Gesicht!“

e-engine meint: Der Youtuber hat ein paar Solarzellen, die einen Zwischenakku tagsüber aufladen. Nachts wird dann der kleine Elektrotraktor wieder auf 100% gebracht. Der Farmer erklärt, dass er für seine gesamten elektrischen Werkzeuge keinen Strom aus der Dose benötigt, weil er fast alles durch Solarenergie bestreitet.

In Deutschland dürfte gerade das kaum ein Problem sein. In Bayern gehört es zum guten Ton, dass Bauernhöfe mit Solarmodulen bestückt sind. Oft genug sogar so opulent, dass der Betrieb von kleineren Landmaschinen komplett aus dem Solarstrom bestritten werden könnte. Die Landwirte sind hier weiter, als die Privathaushalte, denn fast jede Scheune, auch auf den Feldern, verfügt über zahlreiche Paneele.

Für die groben Arbeiten jedoch scheinen die elektrischen Alternativen (siehe oben) nur für absolut wohlhabende Landwirte geeignet zu sein. Hunderttausende von Euro für einen Elektrotraktor? Das ist für die allermeisten einfach nicht machbar.

Hinweis: das wars für heute auch schon. Aus Solidarität mit den Bauern und Landwirten berichten wir erst morgen wieder über den Rest der Elektromobilität.

Stoney Ridge Farmer | Traktoren-Vergleich … brutal ehrlich … Kommentare erwünscht!

Fotos: Stoney Ridge Farmer (Youtube Stills), Fendt, Holland-Utrecht, soletrac.com

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