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Mehr Autopilot-Kontrolle bei Tesla: Sperre nach erkanntem Missbrauch sorgt für Diskussionen

mehr autopilot-kontrolle bei tesla: sperre nach erkanntem missbrauch sorgt für diskussionen

Bild: @zfescht

Anders als in den USA hat es in Europa vergangene Woche keinen Rückruf des Autopilot-Systems von Tesla gegeben, aber eine mit dem nötigen Software-Update eingeführte Neuerung betrifft auch europäische Kunden. Denn Teil davon ist offenbar weltweit eine strengere Kontrolle, ob die Person am Steuer während der Autopilot-Nutzung aufmerksam bleibt – wenn das mehrmals nicht der Fall ist, wird das System für eine Woche gesperrt. Wie genau die Bedingungen dafür sind, testeten Tesla-Fahrer in Deutschland und anderswo diese Woche noch. Manche zeigten sich auch empört, weil sie die Autopilot-Sperre als Bestrafung ohne Möglichkeit der Verteidigung verstehen.

Frühere Sperre ohne Kamera im Tesla

„Für maximale Sicherheit und Verantwortlichkeit wird die Nutzung der Autopilot-Funktionen gesperrt, wenn eine unsachgemäße Nutzung festgestellt wird“, heißt es in den deutschsprachigen Tesla-Hinweisen zu Software ab 2023.44.30, die zugleich das Holiday Update für dieses Jahr mit neuen Funktionen darstellt. Welche dabei sind, hängt von der Hardware ab – eine vorher angekündigte 3D-Parkansicht erreichte zunächst nur Elektroautos ohne Ultraschall-Sensoren. Und auch die konkrete Handhabung der Autopilot-Sperrung ist nicht bei jedem Fahrzeug gleich.

Denn in den Software-Hinweisen auf manchen Tesla-Bildschirmen steht laut ihren Besitzern, dass die Sperre für „etwa eine Woche“ nach drei erzwungenen Autopilot-Deaktivierungen eintritt (denen jeweils mehrere Warnhinweise vorangehen). Bei anderen dagegen ist als Zahl der Deaktivierungen bis zur Aussetzung fünf angegeben. Wie viele es sind, scheint vom jeweiligen Tesla abzuhängen: Wenn eine Innenkamera eingebaut ist, kann man sich vier Zwangsabschaltungen erlauben, bevor es zur Sperre kommt, ohne Kamera nur zwei.

Das dürfte gleichzeitig bedeuten, dass Tesla die Kamera im Cockpit jetzt auch in Europa zur Fahrer-Beobachtung zwecks Autopilot-Kontrolle einsetzt. Kunden mit FSD-Option in Nordamerika kennen das schon länger, und in dieser Woche bestätigten unter anderem deutsche Tesla-Fahrer, dass sie ebenfalls ermahnt wurden, wenn sie mehrere Sekunden lang nicht auf die Straße schauten. Besonders empfindlich soll dieses System unmittelbar nach der Autopilot-Aktivierung sein und danach etwas längeres Wegblicken zulassen.

Die Innenkamera bei Tesla wurde mit dem Model 3 eingeführt und ist damit auch in Model Y sowie mittlerweile in Model S und Model X eingebaut. Wer sie hat, wird bei Autopilot-Nutzung jetzt offenbar weltweit mit ihrer Hilfe kontrolliert. Wie Tests ebenfalls zeigten, ist es derzeit aber noch möglich, der Kamera mit schlichtem Abdecken die Sicht zu nehmen, ohne dass das als Autopilot-Verstoß registriert wird. In Nordamerika könnte das bald den nächsten großen Tesla-Rückruf per Update bringen, denn die Verkehrsbehörde NHTSA wies bei der Autopilot-Maßnahme darauf hin, dass sie beobachten will, wie gut die Abhilfe funktioniert.

Autopilot-Kontrolle teils zu empfindlich

Bei den Elektroautos ohne Kamera fällt dieser Teil natürlich weg. Bei diesen registrieren weiterhin nur Sensoren, ob Kraft auf das Lenkrad ausgeübt wird, was zeigen soll, dass die Hände am Steuer sind. Wenn das nicht der Fall war, kassierte man schon bisher Warnungen und nach mehreren davon eine Autopilot-Abschaltung. Neuerdings zählt Tesla dabei aber mit – und schon drei zwangsweise Deaktivierungen bedeuten die Woche Pause.

Außer zu vielen neugierigen Tests führte dieser Aspekt des Tesla-Updates auch zu intensiven Diskussionen. Die neue Kamera-Beobachtung wurde in dem deutschen Forum TFF zwar teilweise als lästig, aber meist nicht übertrieben empfunden – sie scheint lediglich anzuschlagen, wenn man sich tatsächlich zu lange darauf verlässt, dass der Autopilot schon allein zurechtkommt. Die Lenkrad-Kontrolle soll weiterhin manchmal überempfindlich sein, also manchmal ohne Grund dazu mahnen, das Steuer wieder in die Hand zu nehmen.

Solche Fehler des Systems waren bislang nur lästig, jetzt können sie zur Autopilot-Sperre führen. Ob Tesla den Deaktivierungszähler nach einer gewissen Zeit wieder auf Null stellt und ob es eine Möglichkeit gibt, die Abschaltung rückgängig zu machen, wurde zunächst nicht bekannt.

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