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Leiser Luxus: So ruhig sind die stillsten E-Autos

leiser luxus: so ruhig sind die stillsten e-autos

Der Innenraum im BMW i7 xDrive60 gehört zu den leisesten, die Bjørn Nyland bislang getestet hat.

Im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen sind Elektroautos durch die Bank weg sehr leise im Betrieb. Das ist auch der Grund dafür, dass die EFAHRER-Tester die Lautstärke unterschiedlicher E-Auto-Modelle während der Fahrzeugtests nicht messen. Geräuschlos sind Elektroautos aber trotzdem nicht: Die Abrollgeräusche der Reifen sind je nach Geschwindigkeit deutlich wahrnehmbar. Darüber hinaus müssen E-Autos, die seit Juli 2021 neu zugelassen wurden und werden, künstliche Geräusche erzeugen, um Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer besser zu schützen.

Der bekannte norwegische E-Auto-Youtuber Bjørn Nyland, der vielen besser als Teslabjørn bekannt sein dürfte, misst im Rahmen seiner zahlreichen Fahrzeugtests aber auch den Geräuschpegel – und seine öffentlich verfügbaren Daten zeigen spannende Unterschiede zwischen den einzelnen E-Modellen.

Gut zu wissen: Die Dezibel-Skala ist nicht linear

Zunächst jedoch ein Hinweis zur Dezibel-Skala: Ein Dezibel ist ein Zehntel eines Bel. Die Einheit wurde nach Alexander Graham Bell benannt, der eine wichtige Rolle bei der Erfindung des Telefons spielte. Da die Einheit Bel für Geräuschmessungen zu ungenau ist, arbeitet man in der Regel mit Dezibel. Dezibel geben den Schalldruck an, allerdings handelt es sich dabei nicht um einen absoluten, sondern um einen relativen Wert. Anders als etwa eine lineare Entfernungsskala ist eine Dezibel-Skala logarithmisch. Das bedeutet: Ein Unterschied von einem Dezibel ist nicht immer ein gleich großer Unterschied in der Lautstärke. Die Steigerung von 80 auf 81 Dezibel ist merklich größer als die Steigerung von 9 auf 10 Dezibel. Eine Erhöhung um 10 Dezibel bedeutet eine Verdoppelung der wahrgenommenen Lautstärke.

Diese Beispielwerte verdeutlichen das:

  • 0 Dezibel (dB): Menschliche Hörschwelle – der leiseste Ton, den das menschliche Ohr hören kann
  • 10 dB: Blätterrascheln; ruhiges Atmen
  • 30 dB: Flüstern
  • 40 dB: leise Gespräche in einem ruhigen Raum
  • 60 dB: normales Gespräch in 1 Meter Entfernung
  • 70 dB: Staubsauger
  • 80 dB: Straßenverkehr (in der Nähe)
  • 90 dB: Rasenmäher oder starker Verkehr
  • 100 dB: Motorrad in 5 Meter Entfernung
  • 110 dB: Rockkonzert
  • 120 dB: Flugzeugstart in 30 Metern Entfernung, Schmerzgrenze für das menschliche Ohr
  • 130 dB: Presslufthammer, sehr laute Sirene

E-Autos im Lärmtest: So führt Bjørn Nyland seine Geräuschtests durch

Bjørn Nylands Geräuschtests halten sicherlich nicht den Anforderungen an die wissenschaftlich korrekte Erhebung von Daten stand. Sie bieten aber ein gewisses Maß an Vergleichbarkeit, das zumindest ungefähre Rückschlüsse auf die wahrgenomme Lautstärke einzelner E-Auto-Modelle zulassen. Für seine Geräuschtests misst Nyland den Geräuschpegel in der Fahrerkabine während der Fahrt mit 70 km/h, 90 km/h und 120 km/h. Bei früheren Fahrzeugtests führte Nyland die Messung mit dem Geräuschmessgerät auf dem Beifahrersitz durch, bei neueren Tests misst Nyland die Geräusche auf Ohrhöhe.

Dabei ist anzumerken, dass der Zustand der Straße, die Bereifung und auch die Wetter- und Verkehrslage merklichen Einfluss auf die Messdaten haben können. Nyland testet seine Fahrzeuge auf den norwegischen Autobahnen im Raum Oslo – man darf also davon ausgehen, dass die Straßen recht gut in Schuss sind. Nyland notiert außerdem den Straßenzustand (trocken/nass) sowie die jeweils verwendeten Reifen in seiner Testübersicht.

Die 5 leisesten E-Autos im Überblick

Nylands Daten zeigen: Einige E-Autos sind deutlich leiser als andere. Diese fünf Fahrzeuge waren bislang die ruhigsten im Test. Die präsentierten Dezibel-Werte sind die Durchschnittswerte aus den drei getesteten Geschwindigkeiten (70 km/h, 90 km/h, 120 km/h).

Platz 5: XPeng G9 Performance – 62,75 dB

Auf Platz 5 fährt in Nylands Liste der XPeng G9 Performance. Der rund 4,90 lange Crossover-SUV aus dem Oberklassesegment kommt mit 800-Volt-Technik und entsprechend hoher Ladeleistung. In der Performance-Variante leistet der chinesische Allrad-Stromer 405 kW oder 551 PS und verbraucht rund 21 kWh/100 km. Trotz der kräftigen Leistung misst Nyland im Geräuschtest nur eine durchschnittliche Lautstärke von 62,75 dB in der Fahrerkabine. Der Xpeng G9 Performance ist ab 69.600 Euro zu haben.

Platz 4: Mercedes-Benz EQE 300 – 62,25 dB

Für einen Mercedes-Stromer ist der EQE 300 relativ günstig – das könnte auch der Grund dafür sein, dass Autotester Nyland ihn trotz guter Leistungen in seinem Video-Reichweitentest als “Arme-Leute-Benz” bezeichnet. Verdient hat der EQE 300 sich den Titel aber nicht unbedingt: Im EFAHRER-Test überzeugte der Schwabe in seiner 350er-Version jedenfalls mit sparsamen Verbrauchswerten um 21 kWh/100 km. Nyland kam bei Tempo 90 sogar auf einen durchschnittlichen Verbrauch von nur 16,3 kWh. Ab gut 65.000 Euro fährt man im Mercedes-Benz EQE 300 los – und darf sich über Ruhe in der Fahrerkabine freuen: Nyland maß im Durchschnitt nur 62,25 dB.

Platz 3: Mercedes-Benz EQS 580 4Matic SUV – 62,12 dB

Auch Platz 3 geht an einen Stromer von Mercedes – der EQS 580 4Matic SUV ist allerdings aus amerikanischer Produktion. Mit 2,8 Tonnen Leergewicht ist der E-SUV ein regelrechter Koloss – dennoch ist die Lautstärke in der Fahrerkabine mit durchschnittlich nur 62,12 dB einer der niedrigsten Geräuschpegel in Nylands Liste. Im EFAHRER-Test präsentierte sich der Mercedes-Benz EQS 580 4Matic SUV als mächtiges, aber komfortables Schiff, das hinsichtlich des Handlings aber nicht unbedingt mit Verbrenner-Konkurrenten wie dem Porsche Cayenne oder dem Audi Q8 mithalten kann. Preislich lässt Mercedes aber keinen Zweifel daran, dass der EQS 580 ins Premiumsegment gehört: Der Einstiegspreis liegt bei gut 135.000 Euro.

Platz 2: BMW i7 xDrive60 – 62,11 dB

Die 7er-Reihe gilt als Aushängeschild des Münchener Autobauers – gleichzeitig hat BMW es wohl mit kaum einem anderen Fahrzeug geschafft, seine Fans derartig zu spalten: Der BMW i7 xDrive60 lässt die klassische BMW-Front zugunsten einer deutlichen veränderten Front links liegen. Mit 5,39 Metern Länge und einer stattlichen Höhe ist auch dieser Stromer – zumindest optisch – kein Leichtgewicht. Im Innenraum kommt der i7 allerdings BMW-typisch luxuriös und erhaben daher. Das drückt sich auch in einer besonderen Ruhe in der Fahrerkabine aus: Nyland kommt hier mit seinem Dezibel-Messgerät im Durchschnitt auf einen Wert von 62,11 dB. Das reicht für den Silberpokal.

Platz 1: Nio ET7 – 61,84 dB

Mit dem ET7 hat der chinesische Elektroautobauer Nio seine Deutschlandpremiere gefeiert – und im EFAHRER-Test aus dem Stand eine überzeugende Leistung abgeliefert. Zwar bietet der ET7 zahlreiche kuriose Komfortfunktionen, die europäischen Autofahrern überflüssig erscheinen könnten. Handfeste Daten wie die rund 400 Kilometer Reichweite und der relativ sparsame Verbrauch um 25 kWh sprechen aber eine internationale Sprache. Spannend: Der ET7 kostet nur 69.900 Euro und ist für eine Luxus-Limousine somit sehr günstig – allerdings gilt dieser Preis nur, wenn man die Antriebsbatterie für rund 269 Euro monatlich mietet. Zur Erinnerung: Nio betreibt eigene Tauschstationen, an denen der Akku binnen weniger Minuten gegen einen vollen Akku getauscht werden kann. Wer die Batterie lieber kauft, zahlt für die 100-kWh-Variante 21.000 Euro zusätzlich. Dadurch kommt man auf einen Kaufpreis von rund 90.900 Euro. In Nylands Fahrzeugtests war der Nio ET7 der bislang leiseste Pkw: Im Innenraum maß der Norweger durchschnittlich 61,84 dB.

Übrigens: Der VW e-Crafter erzielte in Nylands Fahrzeugtests einen noch niedrigeren Schallpegel im Innenraum, mit nur 60,83 dB. Im Rahmen dieses Vergleichs ist der e-Crafter allerdings außen vor, da Nyland ihn nicht bei 90 km/h und 120 km/h getestet hat. Das meistverkaufte E-Auto der Welt, das Tesla Model Y, erzielte bei Nylands Test in der Version mit Hinterradantrieb übrigens einen Durchschnittswert von 67,09 dB. Die beiden „lautesten“ Fahrzeuge in Nylands Tests waren der Maxus e-Deliver 3 (73,77 dB) und der Honda e (72,03 dB), die im Innenraum rund doppelt so laut daherkommen wie die leisesten E-Fahrzeuge im Test.

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