Cupra

„Keine seelenlosen Modelle“: CEO Griffiths über den Erfolg von Cupra

Im Jahr 2018 wurde aus Seats Sportwagenmarke Cupra eine eigenständige Unternehmung – vor allem, um die Elektromobilität voranzutreiben. Fünf Jahre später zieht Wayne Griffiths Bilanz und erklärt im Interview mit dem Onlineportal Edison, was den Erfolg des Herstellers ausmacht, wohin die Reise gehen soll und was eigentlich aus Seat wird.

Cupra nennt sich selbst „unkonventionelle Challenger-Brand“, die Emotion, Elektrifizierung und Performance verbinden soll. Nach der Etablierung als eigenständige Marke im Jahr 2018 hat Cupra einen eigenen Firmensitz sowie eine Rennwagenschmiede in Martorell (Barcelona) errichtet und verfügt inzwischen über ein weltweites Netz spezialisierter Verkaufspunkte. Im Jahr 2021 konnte Cupra seinen Aufwärtstrend fortsetzen: Weltweit verkaufte die Marke 80.000 Fahrzeuge, was eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr darstellte – vor allem dank des großen Erfolgs des Cupra Formentor. Die spanische VW-Tochter hat zudem spätestens mit dem Born bewiesen, dass Elektrifizierung und Sportlichkeit zusammenpassen. Bis 2025 sollen drei weitere Elektroautos folgen.

Dass der Erfolg der Marke keineswegs selbstverständlich ist, erklärt der Cupra-Boss Wayne Griffiths zu Beginn des Interviews mit Edison: „Wir haben Cupra in einer Zeit gegründet, als andere Marken verschwanden und sich die Automobilindustrie neu finden musste. Das überraschte die gesamte Autowelt. (…) Eine Marke mit Verbrennerfahrzeugen in einer von etablierten Herstellern dominierten Umgebung auf den Weg zu bringen, ist wesentlich schwieriger als mit einer reinen E-Marke zu starten.“ Umso erstaunlicher ist es, dass man dem harten Wettbewerbsumfeld derart selbstbewusst die Stirn bieten konnte und noch immer kann. Cupra ist nach Angaben des CEO die am schnellsten wachsende Marke in Europa. Dabei bekommen die Spanier Rückendeckung von Konzernmutter Volkswagen.

„keine seelenlosen modelle“: ceo griffiths über den erfolg von cupra

Ab 2024 bringt Cupra die elektrischen Modelle Tavascan (2024), Terramar (2024 / nicht in Europa) und Raval (2025) auf den Markt (v.l.n.r.) | Bild: Cupra

Bereits 2019 wurde angekündigt, dass Seat erstmals in der Unternehmensgeschichte in Zusammenarbeit mit der Kernmarke Volkswagen eine neue Fahrzeugplattform für Elektro-Kleinwagen entwickeln werde: MEB Entry. Ein wichtiger Meilenstein dieser neuen Elektroauto-Ära wurde jüngst mit dem ersten Spatenstich für die neue Gigafactory für Batterien in Sagunt gesetzt. Außerdem feiert das Unternehmen in diesem Jahr das 30-jährige Bestehen des Standorts Martorell. In diesen sollen bis 2025 insgesamt drei Milliarden Euro investiert werden, um ihn für die Elektroautoproduktion fit zu machen.

Martorell soll einer der wichtigsten Produktionshubs des Volkswagen-Konzerns für Elektroautos und so zu einem wichtigen Teil der Wertschöpfungskette für vollelektrische Auto in Spanien werden. „Ein weiteres Schlüsselprojekt der Seat S.A. wird die Übernahme des Clusters des Volkswagen-Konzerns zur Entwicklung von Small BEVs sein – der Fahrzeugfamilie, die die nachhaltige urbane Mobilität demokratisieren wird“, erklärt das Unternehmen. Die Erfolgsgeschichte der Spanier geht also weiter. „Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Nicht nur, was Umsatz und Ertrag angeht. Wir sind im Markt angekommen und haben ein hervorragendes Image. Unsere Modelle gewinnen Tests und haben 2022 rund 60 nationale und internationale Preise eingeheimst“, heißt es im Interview weiter.

Cupra wird ab 2030 zu reinen E-Marke

Der Erfolg liege vor allem darin begründet, dass das Design den Nerv der Zeit treffe und die Modelle authentisch seien. „Nicht wie manche marketinggetriebenen Modelle, die schick aussehen, aber keine Seele haben“. Deutschland sei nach wie vor der wichtigste Markt, auf dem Cupra im Jahr 2022 rund 60.000 Fahrzeuge verkaufen konnte. Weltweit sollen es sogar 150.000 gewesen sein und der Absatz werde in diesem Jahr nochmals deutlich gesteigert, ist sich Griffiths sicher. Vor allem, weil Halbleiter nun wieder besser lieferbar seien, was sich vor allem auf den kompakten Stromer Born auswirke. Von ihm möchte Cupra in diesem Jahr doppelt so viele Fahrzeuge an Frauen und Männer bringen als noch im vergangenen. Der Kundenkreis von Seats Sport- und Elektromarke sei mit 48 Jahren „sehr viel jünger als bei etablierten Marken“. Es scheint so, als würde der VW-Konzern mit der Marke Cupra ganz neue Käuferkreise erreichen. Wayne Griffiths sagt: „50 Prozent unserer Kunden fuhren vorher kein Modell des Volkswagen-Konzerns.“ Ob das so bleiben wird – also, ob Kunden der Marke treu bleiben – kann der Manager allerdings noch nicht erahnen. Doch die Zahlen und Analysen würden dafür sprechen.

Noch hat Cupra auch reine Verbrenner und Plug-in-Hybride im Produktportfolio, doch das soll sich bis zum Jahr 2030 ändern. Bis dahin möchten die sportlichen Spanier eine reine E-Marke werden. Als nächstes Modell wird der Tavascan kommen, ein 4,60 Meter langes Crossover-SUV. Laut Griffiths sehe er aus wie das Showcar, werde provozieren und sicherlich nicht jedem gefallen. „Aber viele werden es lieben“, fügt er hinzu. Der Tavascan sei ein wichtiges Modell, weil die Klasse der Crossover-SUV in den nächsten Jahren stark wachsen werde.

Der Tavascan wird übrigens nicht am spanischen Stammsitz in Martorell, sondern in China gebaut. Weil – wie bereits erwähnt – die Kapazitäten in den nächsten Jahren stark ausgelastet sein werden. „2025 kommen noch der elektrische Cupra UrbanRebel und der VW ID.2 dazu, dessen Produktion VW jetzt bestätigt hat“, gibt der 57-Jährige zu Protokoll. Doch nur weil der neue Stromer im Land der aufgehenden Sonne gebaut werde, heißt das nicht, dass er dort auch auf den Markt kommt. China habe für Cupra momentan keine Priorität, da der VW-Konzern dort schon sehr präsent ist. Zukünftig werde man aber versuchen, in Australien Fuß zu fassen. Doch dieser Markt sei vor allem aufgrund vieler heimischen und asiatischen Marken kein leichtes Pflaster. In Südamerika sieht Griffiths hingegen besonders gute Chancen für Curpas Verbrenner, weil die Transformation zur Elektromobilität hier noch etwas länger dauern werde.

„keine seelenlosen modelle“: ceo griffiths über den erfolg von cupra

Seat bietet bereits Modelle für die urbane Mobilität an: den „MÓ eScooter“ und den „MÓ eKickScooter“ (rechts). Zukünftig könnte das Angebot weitaus größer ausfallen | Bild: Seat

Apropos: Was passiert eigentlich mit Seat nach 2030, wenn keine Verbrenner mehr gebaut werden? Wenn es nach dem Cupra-Boss geht, wird die Marke Seat nicht einfach verschwinden. „Dass Cupra ab 2030 nur noch E-Autos baut, bedeutet nicht, dass es keine Benziner oder Diesel von Seat mehr geben wird. Niemand kann heute voraussagen, wie lange der Übergang zum E-Auto dauert. Bis 2035 werden sicher in einigen europäischen Regionen Verbrenner verkauft. Beide Marken sind heute schon klar positioniert und sie werden sich auch künftig ergänzen“, heißt es im Interview weiter.

E-Roller und Co: Seat könnte zur Mikromobilitäts-Marke werden

Griffiths vermutet, dass sich Seat „irgendwann stärker als Marke für bezahlbare Mobilitätslösungen“ präsentieren könnte. Bereits heute bieten die Spanier Elektroroller und E-Scooter an. Diese Strategie könnte jedenfalls aufgehen, denn man möchte den Kunden „das Beste aus den Welten Autos und Mikromobilität“ bieten. Dennoch hofft der CEO, dass auch Seat irgendwann reine Elektroautos in großen Stückzahlen auf den Markt bringen wird. Diese müssten dann allerdings anders aussehen, weil die „einfache“ Umrüstung eines Verbrenners zukünftig nicht mehr funktionieren werde. Cupra jedenfalls soll eine Automarke bleiben, die zwar elektrische Autos anbietet, aber nie langweilig wird. In Bezug auf autonomes Fahren findet Griffiths klare Worte: „Wir wollen kein Fahrzeug entwickeln, in dem man unterwegs schläft oder Zeitung liest.“

Fakt ist, dass sich alle Marken transformieren müssen, sonst sind sie weg vom Fenster. Das gilt natürlich auch für Seat. Deshalb müssen laut des CEOs auch neue Geschäftsfelder erschlossen werden. „Viele junge Menschen wollen kein Auto mehr besitzen, sondern sich Mobilität kaufen. Wir erleben hier in Barcelona gerade Diskussionen, wie die Stadt ohne Auto aussehen könnte. Für mich sind E-Autos aber nicht das Problem, sondern Teil der Lösung“, gibt er klar zu verstehen. Vor allem in Spanien, wo prozentual nur halb so viele E-Autos verkauft würden wie in Deutschland, brauche es bezahlbare Stromer zwischen 25.000 und 30.000 Euro – „idealerweise welche, die nicht mehr als ein Benziner kosten“. Und weiter: „Das klingt hoch, aber die Inflation treibt die Kosten für alle Fahrzeuge nach oben. Wenn wir in Europa diese Modelle nicht entwickeln und bauen, werden es andere Hersteller tun. Wir dürfen diesen Markt nicht aus den Händen geben.“

Quellen: Edison – E-Autos sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung / Seat S.A. – Pressemitteilung vom 21.03.2023 / Seat S.A. – Pressemitteilung vom 23.02.2023

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