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Für Elektroautos gibt es schon bald keine technischen Hindernisse mehr.

für elektroautos gibt es schon bald keine technischen hindernisse mehr.

Zukunftsauto: Volvo-Chef Jim Rowan präsentiert im November 2022 das erste Modell seiner künftigen Palette rein batterieelektrischer Autos.

Eine starke Ausweitung des Marktes für Elektroautos innerhalb von drei oder vier Jahren erwartet der neue Volvo-Cars-Chef Jim Rowan. „Bei jeder Transformation denken viele Leute, dass die linear vonstattengehen würde, aber das ist nicht so“, sagte Rowan in Köln. „Ab einem gewissen Moment gibt es einen Wendepunkt, und die Absatzkurve geht steil nach oben.“ So stellt sich Rowan auch die Entwicklung des Marktes für Elektroautos schon in naher Zukunft vor.

Aus seiner Sicht gibt es derzeit noch einige Elemente, die ein schnelleres Wachstum verhinderten. Dazu gehörten die begrenzte Reichweite der E-Autos und die damit verbundene Reichweitenangst, die Verfügbarkeit von Ladesäulen und die Ladegeschwindigkeit sowie die Kosten von Batterien und Batterieladung. In all diesen Themen sieht Rowan jedoch viel Bewegung. Wenn die Reichweite der batterieelektrischen Autos einmal 600 Kilometer erreiche und es Vertrauen in die Ladeinfrastruktur gebe, sei die Reichweitenangst kein Thema mehr.

Batterierohstoffe wie Lithium seien teuer geworden, würden aber längerfristig billiger. Zugleich werde in künftigen Generationen von Batterien die Zusammensetzung einfacher. Schließlich sei in vielen Ländern ein Kilometer Strecke mit elektrischen Autos nicht mehr teurer als die mit einem Dieselmotor. Was es bedeute, wenn alle Faktoren in Richtung Elek­troantrieb deuteten, könne schon in Norwegen besichtigt werden, wo mehr als 80 Prozent der neu zugelassenen Autos einen Elektroantrieb hätten.

Investitionen in den neuen Antrieb sind aus Sicht von Rowan aber schon vor der zu erwartenden starken Ausweitung des Marktes nötig. Wer erst auf den Moment warten wolle, an dem die Nachfrage steil ansteige, werde nicht mehr hinterherkommen.

Der 1965 im schottischen Glasgow geborene Ingenieur Rowan, der im März die Posten des Präsidenten und des Konzerngeschäftsführers von Volvo Cars übernommen hat, gibt für sein Unternehmen eine klare Zielrichtung vor: „Wir werden ein Elektroautohersteller sein.“ Jede Entscheidung in Sachen Design, Investitionen und Einstellungen deute in diese Richtung.

„Wir werden ein Elektroautohersteller sein“

Rowan kommt nicht aus der Autobranche, sondern war in jüngsten Jahren Chef des Elektroartikelanbieters Dyson, der selbst vergeblich versucht hatte, mit der Entwicklung eines eigenen Elektromodells auf dem Automarkt Fuß zu fassen. Als Seiteneinsteiger sucht Rowan nun die Schwächen der traditionellen Autohersteller zu analysieren und sie bei Volvo zu überwinden. Bisher seien für die Autos viele Steuerungseinheiten von außen zugekauft und wie in einem Lego-Baukasten zu einem Auto montiert worden. Doch nun müsse jeder Autohersteller die Programmierung seines Autos selbst in die Hand bekommen und die Software kon­trollieren. Zugleich müsse, wie schon lange in der Konsumgüterindustrie, die Technik vereinfacht werden, damit sie der Kunde einfacher bedienen könne. Volvo habe dafür noch nicht ganz die richtige Mannschaft, sagte Rowan. Derzeit würden vor allem Software-Ingenieure eingestellt, für Entwicklungszentren in Stockholm, London, Schanghai, im kalifornischen Sunnyvale und im indischen Bangalore.

Volvo ist aus Sicht von Rowan besonders auf die Entwicklung von softwaregesteuerter Technik angewiesen, denn die Rolle als Premiummarke von Volvo definiere sich durch Nachhaltigkeit und Sicherheit. Dazu gehörten auch Überwachungsfunktionen für den Fahrer, mit Warnungen gegen Schläfrigkeit oder das Schreiben am Mobiltelefon.

Absatzsteigerung auf 1,2 Millionen Fahrzeuge geplant

Rowan hat erst im November das mehr als 100 000 Euro teure Elektro-SUV namens EX90 vorgestellt, das Spitzenmodell für die künftige Palette an E-Autos von Volvo. Doch schon für das kommende Jahr kündigt er auch ein kleines Elektro-SUV zur Abrundung der Modellpalette nach unten an. Mit diesem Modell soll es nicht nur gelingen, den Jahresabsatz bis zur Mitte der Zwanzigerjahre auf 1,2 Millionen Pkw zu steigern. Zugleich will Rowan einen jüngeren Kundenkreis erschließen.

Das seit 2021 börsennotierte Unternehmen Volvo Cars hat 2021 rund 700 000 Autos abgesetzt. 2022 ist wegen Lieferschwierigkeiten der Absatz leicht gesunken. 7 Prozent der verkauften Modelle waren batterieelektrisch, 25 Prozent Plug-in-Hybride. Bis Mitte des Jahrzehnts verspricht Volvo Cars einen Anteil der rein elektrisch betriebenen Autos von 50 Prozent.

Dass der Mehrheitseigner des Unternehmen die chinesische Geely-Gruppe ist, spielt aus Sicht von Rowan für das Image von Volvo keine Rolle. Obwohl gut vernetzt und obwohl drei von derzeit sechs Fabriken in China sind, meint Rowan, dass die Zulieferstrukturen mehr und mehr regional ausgerichtet sein müssten.

In den USA, wo Geely ebenfalls eine Fabrik betreibt, dürften hochwertige Chips schon nicht mehr aus China gekauft werden. „Auch auf diesem Gebiet muss man der Konkurrenz einen Schritt voraus sein“, sagt Rowan. Er lässt sich in Zukunft nicht Batterien aus China nach Schweden liefern, sondern baut im Stammland eine Batteriefabrik mit Northvolt. „Denn wir denken, dass Batterien künftig knapp sein werden. Wir können Einfluss nehmen auf die Feineinstellung der Batteriechemie, wir sparen viel CO2 für den Transport, und unsere Versorgung ist gesichert.“

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