Porsche

Formel 1: Porsche

Der Deal mit Red Bull ist geplatzt. Doch Porsche behält den Fuß in der vom FIA-Präsidenten offen gehaltenen F1-Tür.

Es war nur ein Nebensatz in der ansonsten recht inhaltsleeren Pressemitteilung nach der Sitzung des Motorsport-Weltrats in London, aber er ließ aufhorchen. „Wir halten auch fest, dass sich Porsche weiterhin in Gesprächen mit Formel-1-Teams befindet“, wird FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem darin zitiert. Der Ex-Rallyefahrer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten fühlte sich offenbar bemüßigt, die Tür für die Stuttgarter Edelschmiede verbal offenzuhalten. Denn eigentlich ist die Frist für einen Einstieg in die Königsklasse ab 2026 am 5. Oktober verstrichen. Das Problem: Anders als Audi, die sich bereits Ende August zur Formel 1 mit neuen Hybridmotoren, 50 Prozent Elektroanteil und synthetischem Sprit bekannt haben, hängt Porsche derzeit in der Luft. Die angedachte Zusammenarbeit mit Red Bull ist geplatzt, weil die Österreicher ihre Macht über das Team nicht teilen wollten. „Prämisse war immer eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die neben einer Motorenpartnerschaft auch das Team umfasst. Dies konnte nicht realisiert werden“, hieß es in der offiziellen Pressemitteilung aus dem September. formel 1: porsche

Porsche Finanz-Vorstand Lutz Meschke.


Seitdem ist auch von Porsche zu hören, was Ben Sulayem jetzt wiederholt hat. Finanz-Vorstand Lutz Meschke betont: „Die Formel 1 bleibt für uns eine interessante Rennserie. Daher schauen wir, ob es noch andere gangbare Wege gibt. Wir lassen uns zu keiner Entscheidung drängen, von der wir nicht überzeugt sind.“ Insider interpretieren die Aussage so: Porsches Einstieg in die Formel 1 ist nicht tot! Ob die Zusammenarbeit mit einem existierenden Team zu den „gangbaren Wegen“ gehört, ist indes offen. Grund: Für einen Premium-Autobauer wie Porsche macht ein Formel-1-Engagement nur in Kooperation mit einem Top-Team Sinn. Da drängt sich aktuell nur noch McLaren auf. Mehr noch: Das britische Traditionsteam hat mit Andreas Seidl einen Deutschen als Teamchef, der mit Porsche schon die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat. Aber wie bei Red Bull gilt auch für McLaren: Die Briten wollen keine Entscheidungsgewalt abgeben. Daran scheiterte bereits eine Zusammenarbeit mit Audi. Über einen Deal als Motorlieferant könnte man nach Ablauf der Kooperation mit Mercedes Ende 2024 reden – mehr scheint wenig realistisch. Doch auch für Porsche könnte genau das Sinn machen – vor allem aus VW-Konzernsicht. Die Stuttgarter könnten den neuen F1-Antrieb, den Audi in Neuburg an der Donau baut, mit ihrem Logo bekleben und an ein Team wie McLaren liefern. So könnten beide Marken in der Formel 1 für sich werben – und gleichzeitig Geld sparen. Sollten die Finanzen indes keine Grenzen setzen, bleibt ein eigenes Team die präferierte Variante. Bis 2026 könnten dafür auch Aston Martin oder Williams infrage kommen. Für das ehemalige Vettel-Team spricht: Besitzer Lawrence Stroll lässt derzeit in Silverstone eine hochmoderne neue Fabrik errichten. Für Williams spricht die Führungsriege, die mit Teamchef Jost Capito und Sportchef Sven Smeets aus zwei ehemaligen VW-Motorsportchefs besteht. Doch auch die Gründung einer ganz neuen Formel-1-Mannschaft gilt als machbar. Aktuell unterhält Porsche ein eigenes Team in der Formel E und entwickelt einen LMDh-Rennwagen für die Sportwagen-WM und Le Mans. Darauf könnte man mithilfe von kompetenten Zulieferern aufbauen. Fest steht nach der aktuellen FIA-Pressemitteilung jedenfalls nur eins: Der Automobilweltverband hält die Tür für Porsche weiter weit offen.

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